Corpus of Mesopotamian Anti-witchcraft Rituals
Schadenzauber (schwarze Magie) gilt in allen Epochen der altorientalischen Geschichte als eine mögliche Ursache physischer und psychischer Leiden. Eine Schadenzauber-Diagnose impliziert die Annahme, daß der Patient mittels illegaler ritueller Praktiken oder manipulierter Substanzen von anderen Menschen in böser Absicht angegriffen und verunreinigt worden ist; die Behexung kann sich in unterschiedlicher Weise im Körper des Patienten oder in seinem Umfeld manifestieren.
Neben Briefen und Rechtstexten informieren vor allem zahlreiche Ritualvorschriften, Beschwörungen, Heilmittelvorschriften sowie diagnostische Texte über Anschauungen und Praxis der mesopotamischen Heilkunde und Beschwörungskunst. Unter diesen auf keilschriftlich beschriebenen Tontafeln überlieferten akkadischen (und in geringerem Umfang sumerischen) Texten befindet sich eine große Gruppe von heilkundlichen Texten, die der Diagnose, vor allem aber der Therapie von durch Schadenzauber hervorgerufenen Leiden gewidmet sind; die Texte dieses Typs stammen vor allem aus Tontafelsammlungen des 1. und 2. Jt. v. Chr auf dem Gebiet Babyloniens und Assyriens.
Das von Daniel Schwemer (Universität Würzburg) und Tzvi Abusch (Brandeis University) geleitete Projekt Corpus of Mesopotamian Anti-witchcraft Rituals wird eine umfassende kritische Edition (einschließlich Übersetzung und Kommentar) dieser Textgruppe erarbeiten, die für die Religions-, Medizin-, Sozial- und Geistesgeschichte des Alten Orients von zentraler Bedeutung ist. Die Texteditionen werden in Buchform und in einer web-basierten, voll lemmatisierten Version vorgelegt.
Bislang sind folgende Bände erschienen:
- T. Abusch – D. Schwemer. Corpus of Mesopotamian Anti-witchcraft Rituals, vol. 1 (AMD 8/1), Leiden – Boston 2011.
- T. Abusch – D. Schwemer (with M. Luukko and G. Van Buylaere). Corpus of Mesopotamian Anti-witchcraft Rituals, vol. 2 (AMD 8/2), Leiden – Boston 2016
Die Texte mit Übersetzung und Glossaren sind auch online zugänglich!
Das Projekt wird seit 2012 mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Würzburg durchgeführt.