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WueDive - Digitale Innovationen in der Lehre

FBSOrg - Konfliktsimulation

Projektziel: Erstellung eines Tools zur Durchführung von facilitator-based simulations

Status: aktiv bis 02/2024

Vorhaben

Serious Games, und unter diesen insbesondere Konfliktsimulationen, sind leistungsfähige didaktische Instrumente für den akademischen und außerakademischen Unterricht – so auch im Fach Geschichte: Sie eröffnen Teilnehmenden auf partizipative Weise einen Zugang zu historischen Ereignissen und Quellenmaterialien, der sich stark von der klassischen eher rezeptiven Wissensaufnahme unterscheidet.

Ungeachtet ihrer Vorteile ist der Einsatz von Konfliktsimulationen allerdings in einem Detail problematisch: Für die erfolgreiche Simulation eines historischen Konflikts benötigen die Teilnehmenden bereits im Vorhinein nicht nur inhaltliche Kenntnisse, sondern auch prozedurales Wissen über die Mechaniken und Regeln der betreffenden Simulation. Da dessen Vermittlung umso zeitaufwendiger ist, je komplizierter die Simulation, eignen sich komplexe Simulationen und Regelwerke normalerweise kaum für den Einsatz im Unterricht.

Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, bietet das Konzept der „facilitator-based-simulations (FBS)“. Hier interagieren die Teilnehmer:innen mit Moderator:innen, den „facilitators“ (z.B. der Lehrkraft), die Entscheidungen der Teilnehmenden gemäß den der Simulation zugrunde liegenden Regeln durchführen. Während die Moderator:innen über gute Regelkenntnisse verfügen müssen, benötigen die Teilnehmer:innen selbst keine solchen Kenntnisse und können sich daher ganz auf Informationsverarbeitung und Entscheidungsprozesse konzentrieren.

Kernziel des Projektes ist es, ein Kommunikationstool für digitale Konfliktsimulationsszenarien zu erstellen, das die Informationen zwischen Teilnehmer:innen und Moderator:innen organisiert. Um für das eingesetzte Lehrszenario nützlich zu sein, muss das Tool dabei spezielle Funktionalitäten bieten, welche normale Chatprogramme nicht bieten. Von besonderer Bedeutung ist dabei vor allem die eventbasierte und zeitlich versetzte Verteilung von Nachrichten zwischen den Teilnehmer:innen und Moderator:innen. So soll eine Erweiterung von bestehender Chatsoftware entwickelt werden, die diese Anforderungen bestmöglich erfüllt und daraufhin sowohl in der digitalen als auch in der analogen Lehre genutzt werden kann.

Neben der Entwicklung entsteht im Projekt auch eine Dokumentation sowie ein Schulungsangebot, die es Interessierten aller Fachrichtungen ermöglichen soll, FBS in der Lehre zu verwenden.

Konfliktsimulationen haben in der Lehre zwei wichtige Einsatzgebiete:

  • Für die Teilnahme an einer Konfliktsimulation, in deren Mittelpunkt immer die Verarbeitung von Information und das Entscheiden auf der Basis dieser Information steht, ist eine Aufbereitung des jeweils relevanten Quellenmaterials notwendig. Hierdurch bieten sich den Teilnehmer:innen neue Perspektiven auf die thematisierte Konfliktsituation.
  • Die Auseinandersetzung mit den Problemen, die bei der Informationsverarbeitung, der darauf basierenden Entscheidungsfindung und den anschließenden Kommunikationsprozessen entstehen, ist ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet. Hier können Konfliktsimulationen eindrücklich aufzeigen, wie durch dysfunktionale Entscheidungsprozesse Handlungsmöglichkeiten von Akteur:innen eingeschränkt werden.

FBS sind kein Allheilmittel in der Lehre, stellen aber eine sinnvolle didaktische Ergänzung dar. FBSOrg soll für Moderator:innen eine erhebliche Erleichterung in der Planung und Durchführung von FBS sein.

Aufgrund der breiten Einsatzmöglichkeiten von Konfliktsimulationen kann das Tool nicht nur im Fach Geschichte, sondern auch in den übrigen Geistes- und Sozialwissenschaften zum Einsatz kommen; zu diesem Zweck werden die Begleitmaterialien so gestaltet, dass eine größtmögliche Anschlussfähigkeit gegeben ist. Konkret geplant ist beispielsweise der Einsatz von Simulationen im Rahmen eines kooperativen Projekts mit den Political Sciences, in denen Simulationen ein gängiges Lehr- und Analyseinstrument darstellen; auch im Rahmen von outreach-Veranstaltungen in Kooperation mit Schulen bietet die Durchführung von Simulationen einige Möglichkeiten.

Gleichzeitig soll die explorative Untersuchung weiterer analytischer Ansatzpunkte, die über die reine Prozessanalyse hinausgehen, die Möglichkeit eröffnen, weitere Disziplinen in die Durchführung und Auswertung von Konfliktsimulationen einzubinden. Durch den Aufbau des Tools ist es z.B. möglich, jegliche Art der interpersonellen Kommunikation in speziellen Anforderungsrahmen zu simulieren. Hier sind in vielen Fakultäten Einsatzgebiete möglich, etwa ein interdisziplinärer Austausch unterschiedlicher Fachrichtungen in zeitkritischen Szenarien u. a. in der Medizin, die Verzögerung bzw. ereignisorientierte Organisation von Projekten etc. Denkbar ist auch die Einbindung der Psychologie im Rahmen der Beobachtung von gruppendynamischen Prozessen, dem Umgang mit Stress in Situationen von Entscheidung unter Informationsunsicherheit.

Auf diese Weise wird es möglich, diese Form von Simulationen für die Lehre grundsätzlich zu erschließen und als erprobtes didaktisches Konzept anderen Lehrenden und Studierenden zur Verfügung zu stellen.

Für die Erstellung des Tools wird auf open-source-Software und bestehende Chatlösungen des Rechenzentrums zurückgegriffen, ebenso für die Erstellung der geplanten Begleitmaterialien (Lehrvideos).