IV. Belegherbarien zu floristisch-vegetationskundlichen Untersuchungen in Unterfranken
Am Botanischen Institut der Universität Würzburg wurden bis zu den 90er Jahren im Rahmen von Diplom- und Zulassungsarbeiten eine Vielzahl floristisch vegetationskundlicher Untersuchungen im Raum Unterfranken durchgeführt. Solche Untersuchungen umfassen in erster Linie eine klassische Kartierung des Arteninventars und eine Charakterisierung der daraus resultierenden Pflanzengesellschaften sowie z.T. deren naturschutzrelevante Bewertung. Daneben gehört es zu einer guten wissenschaftlichen Arbeit, dass vom entsprechenden Untersuchungsgebiet Herbarbelege, zumindest von kritischen Pflanzengruppen angelegt werden. Diese erlaubt auch langfristig eine Überprüfbarkeit der Ergebnisse.
Beispiel 1
Staatsexamensarbeit von H. Kress (1947)
Thema: "Über die Ruderal- und Adventivpflanzen der Ruinenstadt Würzburg und ihrer nächsten Umgebung"
Untersuchungsflächen:  z.B. Bombentrichter am Steinberg, am Schenkenschloss und in der  Leistenstraße; Tarnungsaufschüttung am Residenzplatz, Schuttplatz an der  Veitshöchheimer Straße und weitere. Es zeigte sich, dass sich an diesen  unwirtlichen Stellen innerhalb einer sehr kurzen Zeit bereits neue  Pflanzengesellschaften mit für Würzburg und Umgebung neuen Pflanzenarten  ausbildeten. Viele dieser Arten sind im Zuge des Wiederaufbaus  weitgehend wieder aus dem Stadtgebiet verschwunden. Diese Veränderungen  wurden im Jahre 1981 durch eine  erneute Zulassungsarbeit von G. Hetzel über die Ruderalvegetation der  Stadt Würzburg belegt und in einer vergleichenden Analyse diskutiert
 
Beispiel 2
Untersuchungen zur Vegetation alter, aufgelassener Weinberge
Alte  Weinberge sind auf Grund ihrer strukturellen Vielfalt ein ideales  Modellsystem zur Untersuchung von Vegetationsentwicklung. Diese  klimatischen Sonderstandorte in Unterfranken sind Lebensraum für etwa  1000 verschiedene höhere Pflanzenarten. Unterschiedlich lang  aufgelassene Weinbergslagen wurden in mehreren Projekten bezüglich ihrer  vorkommenden Pflanzengesellschaften analysiert. Ausgehend von diesen  Untersuchungen konnte die Bedeutung dieser Lebensräume für die  Landschaftsökologie und den Naturschutz herausgestellt werden. 
Beispiel 3
Untersuchungen zur straßenbegleitenden Vegetation Unterfrankens
Mehrere  Forschungsprojekte untersuchten die Entwicklung der Vegetation entlang  von Straßen. In unsere Flora eingeschleppte Pflanzen breiten sich oft  entlang unserer Straßen aus. Untersucht wurden deshalb  Wanderungsgeschwindigkeit und Strategien dieser Neophyten. Das Herbarium bewahrt die Pflanzenbelege dieser Projekte für zukünftige Untersuchungen zur unterfränkischen Flora. 
Beispiel 4
Die Moos- und Flechtenflora Unterfrankens
Flechten  können an den extremsten Standorten überleben. Wie sie dies schaffen,  war lange Zeit ein Schwerpunktthema am Botanischen Institut. Daher ist  die Verbreitung der Flechtenarten in Unterfranken gut untersucht worden.  Ebenso wie Flechten werden Moose gerne übersehen. Im Rahmen von  Forschungsprojekten wurden auch von dieser Pflanzengruppe  Bestandsaufnahmen an ausgewählten Standorten erstellt. 
