Zärtlichkeit - die Schwester der Verletzlichkeit
Datum: | 02.05.2019, 19:00 - 20:30 Uhr |
Kategorie: | A, Vorträge/Workshops |
Ort: | Burkadushaus, Am Bruderhof 1 |
Veranstalter: | Forschungsgruppe "Vulnerabilität, Sicherheit und Resilienz" // Fachbereich: fächerübergreifend |
Vortragende*r: | Prof. Dr. I. Guanzini, Dr. J. Czapski |
Im Wissenschaftsprofil von Isabella Guanzini spielen interkulturelle Kompetenzen eine entscheidende Rolle. Sie studierte und lehrte an verschiedenen Orten in Italien und Österreich, bevor sie 2016 Leiterin des Instituts für Fundamentaltheologie der Universität Graz wurde. Sie begreift Zärtlichkeit als eine „sanfte Macht“, die nicht zur Abwehr von Verwundbarkeit auf Abgrenzung und Härte setzt, sondern interkulturelle Konflikte durch entgegenkommende Kommunikation zu lösen vermag. „Was ist nur mit der Zärtlichkeit geschehen, dass aus ihr eine so peinliche Angelegenheit werden konnte?“ Zärtlichkeit wird als geistige Haltung zurückgewonnen, die das kreative Potential der Verständigung zwischen heterogenen Kulturen freisetzt.
Neuerscheinung im Februar 2019: Zärtlichkeit – die sanfte Macht. C.H. Beck
Jutta Czapski, Philosophin sowie Trauma- und Kunsttherapeutin in einem Kinderhospiz, bringt Perspektiven von Emmanuel Levinas ein, dessen radikales Denken von der menschlichen Verwundbarkeit ausgeht. Es wurzelt in der Erfahrung verfolgter und zerstörter Leben im sogenannten Dritten Reich, dessen Utopie von Homogenität („das deutsche Volk“) Heterogenes ausschloss und extrem gewaltsam gegen „Andere / Fremde“ vorging. Levinas entwickelte eine Alternative: von der Selbstbehauptung zur Hingabe, von der Identität zur Inter-Subjektivität, von der Gewalt zur Menschlichkeit. Zärtlichkeit zeigt sich als Schwester der Verletzlichkeit, die sich für Nähe und Beziehung als Antwort auf das Antlitz des Anderen einsetzt. Damit trägt Levinas zu den Grundlagen der Interkulturalität bei, die heute so dringend erforderlich sind.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Ringvorlesung "Gemischtes Doppel II: Theologische und humanwissenschaftliche Perspektiven zur menschlichen Verwundbarkeit" statt.
Der Vortrag kann einzeln auf das GSiK-Zertifikat angerechnet werden.
Weitere Termine der Veranstaltungsreihe:
16.05.2019: Topographie des Traumas - wie entsteht Resilienz?
06.06.2019: Sexueller Missbrauch - Gewalt überwinden, Leben eröffnen
27.06.2019: Homosexuelle Liebe - Verletzlichkeit hoch zwei
04.07.2019: Familienbande - Wunden verbinden
Weitere Informationen auf dem angefügten Pdf.