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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Der Galgen bei Allensbach — Ausgrabung und Erforschung einer frühneuzeitlichen Richtstätte am Bodensee

Dr. Michael Francken | Dr. Jürgen Hald (Konstanz)
Datum: 08.05.2023, 18:15 Uhr
Ort: Residenzplatz 2 (Residenz), Toscanasaal
Veranstalter: Universität Würzburg, Würzbuger Altertumswissenschaftliches Zentrum (WAZ)
Die Online-Teilnahme ist ebenfalls möglich:
https://uni-wuerzburg.zoom.us/j/69028577090
Meeting-ID: 690 2857 7090
iCalender (.ics) – WAZ-Vorlesung am 08.05.2023
Plakat

 

Zusammenfassung

Obwohl Richtstätten in der Vergangenheit zum täglichen Leben in Deutschland dazugehörten, konnten bisher nur wenige archäologisch untersucht werden. Aufgrund einer geplanten Ausbaufläche der Bundesstraße 33 ergab sich im Frühjahr und Sommer 2020 die Gelegenheit den Galgen der Herrschaft Reichenau in Allensbach durch die Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz und das Landesamt für Denkmalpflege auszugraben. Nach Archivquellen wurden an der von den Verkehrswegen gut einsehbaren Richtstätte vermutlich vom 15. bis ins 18. Jahrhundert Todesurteile vollstreckt. Als bauliche Reste des zweischläfrigen Galgens haben sich zwei gemauerte Fundamente erhalten. Dazwischen waren in einer flachen Grube mindestens vier Personen zu verschiedenen Zeitpunkten verscharrt worden. Hinzu kommen sieben Körpergräber nördlich des Galgens sowie einzelne menschliche Skelettreste weiterer Individuen, die möglicherweise bis zur Skelettierung am Galgen hingen. Spuren an den Knochen belegen die Bandbreite unterschiedlicher Hinrichtungspraktiken, darunter Enthaupten und Rädern. Mehrere Gruben mit verbrannten menschlichen Skelettresten deuten zudem auf die Möglichkeit von Feuerexekutionen hin. Erste Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung deuten an, dass es sich bei den Delinquenten keinesfalls nur um Mitglieder der unteren sozialen Schichten gehandelt haben muss, sondern vielmehr Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an der Richtstätte zu Tode kamen. 

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