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WueDive - Digitale Innovationen in der Lehre

Der Klang von Lebenswelten. Einführung in die interkulturelle Soundscape Forschung

Projektziel: Digitale Dokumentation, Analyse und Reflexion von Lebenswelt-Klängen in internationaler Zusammenarbeit

Status: abgeschlossen

Vorhaben

Schon vor den Möglichkeiten der Digitalisierung war die Ethnomusikologie auf Ton-, Bild- und Filmaufnahmen angewiesen, um die schriftlosen Kulturen der Welt zu erforschen. Insbesondere die Klanglandschaftsforschung (Soundscape Studies), die einen erweiterten Musikbegriff vertritt, erfordert die Vermittlung von Kompetenzen in der Aufnahmetechnik und der Analyse von Tonaufnahmen. Zugleich führte bislang das Verhältnis zwischen Forscher*innen aus dem Westen und Erforschten aus dem globalen Süden bei Tondokumenten zu hegemonialen Machtverhältnissen und ausbeuterischen Forschungsaktivitäten.

Die digitale Lehre ermöglicht es heute, solche Strukturen durch partizipative Dokumentationsprozesse im virtuellen Raum zu überwinden und durch studentische Kooperationen Wissen zwischen den Kulturen auszutauschen. Konsument*innenorientierte Produkte wie Smartphones machen es dabei allen Beteiligten leicht, in ihren Lebensbereichen Tonaufnahmen zu machen und diese weltweit gleichberechtigt zu teilen.

Mit der Methode des forschenden Lernens sollen Studierende der Musik- und Kulturwissenschaften an drei Universitäten (Deutschland, Nigeria, Iran) in die Lage versetzt werden, Klänge in ihrer eigenen Lebenswelt aufzunehmen und über Social-Media-Plattformen miteinander zu teilen. Durch interaktive Kommentarfunktionen und gemeinsame Diskussionen im Online-Seminar können die Studierenden ihre Ergebnisse miteinander vergleichen. Diese werden dann gemäß den Theorien der Soundscape Studies analysiert, in einem gemeinsamen digitalen Archiv online dokumentiert und im Hinblick auf Globalisierungsprozesse von Lebenswelten und Klanglandschaften kritisch reflektiert. Diese Auseinandersetzung soll das Nachhaltigkeitsziel 10 „Weniger Ungleichheiten“ im akademischen Bereich befördern.

Das Seminar folgt der Methode des forschenden Lernens, in dem die Studierenden auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien zur Soundscape Studies ergebnisoffen, partizipativ und dynamisch eigene qualitative Feldforschungen durchführen. Sie werten ihre Daten eigenständig aus, präsentieren die Ergebnisse in der Seminargruppe und diskutieren sie gemeinsam. Ziel ist es, dass die Studierenden ihr theoretisches Wissen durch praktisches Forschen um Erfahrungswissen erweitern und im Austausch mit internationalen Studierenden aus anderen Kulturen ihre Standpunkte und Weltsichten kritisch reflektieren.

Die Nutzung einer Social-Media-Plattform mit interaktiven Nutzungsmöglichkeiten für den direkten Austausch von Tonaufnahmen ermöglicht direkte Diskussionen und fördert das Gefühl einer global vernetzten wissenschaftlichen Gemeinschaft. Kontinuierliches Lernen in kleinen Schritten in Form von Social Edutainment wird selbstverständlich in den studentischen Alltag integriert. Das Thema Globalisierung und seine Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit aller Menschen erhält durch diese Form der Forschung eine unmittelbare Aktualität.

Für die Analyse und die intensive Auseinandersetzung mit den Tonaufnahmen wird ein Account auf der Applikation „Soundcloud“ geschaffen, mit dem die Studierenden interaktiv innerhalb der Aufnahmen Kommentare und Erklärungen notieren und darüber mit anderen in Diskussionen eintreten können. Dieser partizipative Forschungsaufbau ermöglicht Wissenserzeugungen und -diskurse, die frei von hierarchischen Strukturen und vorgegebenen Erwartungshorizonte sind und damit neues Wissen generieren. Die jeweiligen Daten werden auf einer eigens kreierten Website mit Universitätsanbindung kategorisiert und können um weitere Erklärungstexte ergänzt werden.

Ziel ist, an allen drei Standorten Klänge für sieben unterschiedliche Bereiche aufzunehmen, miteinander zu teilen und in einem Online-Archiv zu dokumentieren. Alle Forschungsergebnisse werden auf der universitätseigenen Website gesammelt und präsentiert. Die dynamische Online-Dokumentation von Klängen kann die Grundlage für ein Online-Klangarchiv bilden, das in den kommenden Semestern durch weitere vergleichbare Projekte mit anderen internationalen Universitäten ausgebaut wird. Die gemeinsame Lehrveranstaltung soll den Auftakt für weitere kooperative Forschungsprojekte zwischen den Universitäten bilden und längerfristig zu einem Austausch von internationalen MA- und PhD-Studierenden am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg führen. Damit verfolgt das Seminar das Nachhaltigkeitsziel 17 „Partnerschaften zur Zielerreichung“.

An der Universität Würzburg steht das Seminar allen Studierenden der Musikwissenschaft und der kulturwissenschaftlichen Fächer offen, die sich mit der Erforschung von Lebenswelten beschäftigen und Klänge als Dokumente der Forschung nutzen, wie Geschichts- und Sprachwissenschaften, Europäische Ethnologie, Museumswissenschaften oder Regionalstudien. Die am Seminar teilnehmenden Studierenden aus dem Ausland studieren Kulturwissenschaften, Bildende und Darstellende Kunst sowie Ethnomusikologie. Die Online-Lehre eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, zu deren Lebenswelt sie aufgrund der weltpolitischen Lage keinen direkten Zugang haben. Digitale Lehre im internationalen Kontext kann damit zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels 4 „Hochwertige Bildung“ beitragen.

Pinch T. J. & Bijsterveld K. (2013). The oxford handbook of sound studies (First paperback issue). Oxford University Press.

Schafer R. M. (1977). The soundscape: our sonic environment and the tuning of the world. Destiny.

Für das Vorhaben werden Social Media Plattformen wie z.B. Instagram, Whatsapp und der Musikaustauschdienst Soundcloud verwendet, die Klänge werden mittels Smartphones aufgenommen und hochgeladen. Der gemeinsame Unterricht findet per Google Meet statt.