Waren Kaiser Qianlongs „Europäische Paläste“ ein buddhistisches Paradies? Eine Neuinterpretation
20.11.2025Lianming Wang ist Professor für Ostasiatische Kunstgeschichte an der City University of Hong Kong mit Schwerpunkt auf dem chinesisch-europäischen Kulturaustausch. 2004–2009 hat er in Würzburg Kunstgeschichte studiert; seine Magisterarbeit ist der Kreuzkapelle in Eibelstadt gewidmet.
Lianming Wang, City University of Hong Kong
Der Vortrag widmet sich den Palästen im europäischen Barockstil, die Kaiser Quianlong (reg. 1735–1796) im Park des Alten Sommerpalastes in Peking errichten ließ. Untersucht werden die symbolischen Bedeutungen und verborgenen Bildprogramme der 1756 als Eingangspavillon erbauten Pfauenvoliere und des „Palasts des Stillen Meeres" (Haiyantang) sowie seiner umliegenden Bauwerke und Landschaftsinszenierungen. Die Befunde stützen die Argumentation, dass die räumliche Anordnung auf Buddha Amitabhas „Reinem Land" zurückgeht, wie sie in buddhistischen Malereien des 18. Jahrhunderts dargestellt wurde. Weiterhin wird aufgezeigt, dass mehrere andere kaiserliche Gartenprojekte als parallele Gestaltungsvorhaben konzipiert waren, in denen das Pfauenmotiv innerhalb konfuzianischer Utopien oder fantastischer Welten neu interpretiert wurde. In dieser vielschichtigen Gartenkomposition verschmolzen die Vorstellungen des „Westlichen Ozeans" (Xiyang/Europa), des buddhistischen „Westlichen Paradieses" (Xifang shengjing) und der historischen „Westlichen Regionen" (Xiyu) zu einer übergreifenden Vision der Gebiete jenseits der imperialen Grenzen – so, wie der Kaiser sie wahrnahm.
Ort: Martin von Wagner Museum
Uhrzeit: 19 Uhr

