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UNI WÜRZBURG COMMUNITY - 1000 Careers One Story

Community Meldung

Portrait mit Universitäts Professor Dr. Bernd Helmig

06.10.2025

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, befragen Michaela Thiel und ihr Team vom zentralen Alumni-Netzwerk „Uni Würzburg Community“ regelmäßig ausgewählte Ehemalige.

Prof. Dr. Bernd Helmig (Bild: Privat)

Herr Professor Helmig, wie würden Sie Ihr Forschungsfeld Public & Nonprofit Management einem Laien in wenigen Sätzen beschreiben?

Wir beschäftigen uns mit den betriebswirtschaftlichen Besonderheiten sowohl von öffentlichen Organisationen (bspw. Kommunalverwaltungen, öffentliche Unternehmen) als auch von nicht-profitorientierten, insbesondere gemeinwohlorientierten Organisationen (bspw. Vereine, Stiftungen oder GmbHs im Sport-, Sozial-, Kultur- oder Gesundheitsbereich).

Organisationen in diesen beiden Feldern bzw. Sektoren verfügen über andere Wertschöpfungs- und Managementlogiken als die privat-erwerbswirtschaftlichen Organisationen (profitorientierte Unternehmen), die im Mittelpunkt der „klassischen“ Betriebswirtschaftslehre stehen.

Bei den Nonprofit-Organisationen gilt es bspw. herauszuarbeiten, wie den spezifischen Herausforderungen im Personalmanagement (bspw. der Umgang mit Freiwilligen), im Finanzmanagement (bspw. der Umgang mit Spenderinnen und Spendern) oder auch im „Kundenmanagement“ (bspw. der Umgang mit Vereinsmitgliedern oder auch mit indirekten Kunden wie Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen etc.) begegnet werden kann, um erfolgreich zu agieren. 

Warum haben Sie sich für dieses Fach entschieden?

Nach meinem Studium habe ich eine Assistentenstelle am damals neu gegründeten Lehrstuhl für Gesundheits- und Umweltmanagement der Universität Freiburg angetreten. Dort arbeitete ich neben Marketing-Themen v. a. an Fragestellungen des Krankenhausmanagements. Noch vor Beendigung meiner Habilitation erhielt ich einen Ruf von der Universität Fribourg (Schweiz) auf den Lehrstuhl für Nonprofit-Management und Marketing und wurde zudem Direktor des dortigen Instituts für Verbandsmanagement. Somit habe ich dann meinen Arbeitsschwerpunkt ein wenig weg vom Krankenhaus-, hin zum Nonprofit-Management vollzogen. Dies war insofern kein „Bruch“, als Krankenhäuser ja sowohl in öffentlicher, als auch in privater sowie in Nonprofit-Trägerschaft sein können.

Wo sehen Sie die entscheidendste Zukunftsentwicklung im Public und Nonprofit Management?

Im Public Management steht sicherlich das Thema Digitalisierung im Allgemeinen sowie der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Speziellen ganz weit oben. Auch wir untersuchen z.B. gerade im Rahmen eines Experiments, wie Antworten auf Bürgeranfragen an Kommunalverwaltungen (bspw. Antrag auf einen Führerschein oder auf eine Aufenthaltsgenehmigung), die von einem Algorithmus bzw. von einer KI anstelle eines Menschen beantwortet werden, von den Bürgern perzipiert und unter welchen Umständen sie von diesen akzeptiert werden.

Im Nonprofit Management werden das Finanzmanagement bei zurückgehenden öffentlichen Zuschüssen sowie das Personalmanagement bei abnehmender Bereitschaft zu freiwilligem Engagement (sowohl im Volunteering, als auch bei der Übernahme von Vorstandsämtern) in der Bevölkerung eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft sein. Ferner ist auch das Thema Governance seit langer Zeit ein Dauerbrenner in der Nonprofit Managementforschung und wird es aufgrund seiner Komplexität wohl auch bleiben.

Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit und wo sehen Sie Herausforderungen?

Zunächst: Die akademische Freiheit. Wir verfügen in Deutschland zum Glück über eine grundgesetzlich geschützte Freiheit in Forschung und Lehre. Dabei ist unsere Grundfinanzierung an meiner Fakultät in Mannheim derzeit noch auskömmlich. Das unterscheidet uns sicherlich von vielen anderen Standorten und Fachbereichen. Ich kann also in der Forschung meiner Neugierde freien Lauf lassen und bin dabei nicht abhängig, bspw. von drittmittelfinanzierter Programmforschung, die sich ministeriale Bürokraten ausgedacht haben.

Außerdem schätze ich die permanente Interaktion mit den jungen, aufgeweckten und intelligenten Menschen sehr. Die täglichen Diskussionen mit den Studierenden und den Assistierenden - natürlich auch mit den Kollegen -  bereichern mein Leben ungemein und ich lerne jeden Tag dazu. Die Suche nach Wahrheit und das Ringen um das beste Argument ist ja das, was die wissenschaftliche Arbeit und ihren Diskurs so spannend und bereichernd macht.

Was die Herausforderungen angeht: Die Arbeitsbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Universitäten werden leider nicht besser, sie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschlechtert. Es wird wissenschaftspolitisch zukünftig wesentlich stärker darum gehen müssen, die Universitäten als Kern des deutschen Wissenschaftssystems zu stärken, eine auskömmliche Grundfinanzierung in der gesamten Breite sicherzustellen und den Sanierungsstau abzubauen.

Und zu guter Letzt: Was ist Ihre liebste Erinnerung an Ihre Zeit an der Uni Würzburg?

Der Moment meiner allerletzten Prüfung: Wir (ich glaube vier) Prüflinge saßen auf Stühlen vor dem Professor und mussten der Reihe nach jeweils einen Block Fragen beantworten. Ich war zum Glück als Erster dran und es lief blendend. Als der Professor dann zum zweiten Prüfling überging, wusste ich: Das war‘s jetzt für mich, ich bin nun Diplom-Kaufmann und habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen. Ich grinste den Rest der Prüfungszeit vor mich hin, sah aus dem Fenster im obersten Geschoss des Gebäudes am Sanderring und war einfach nur glücklich.

Daneben gibt es natürlich noch sehr viele andere unvergessliche Erinnerungen an meine Studienzeit im wunderschönen Würzburg. Hierzu gehören u. a. die Ausflüge von meiner Studentenbude in der Reibeltgasse hinaus auf die Sanderstraße zu ausgedehnten Kneipentouren, schöne Abende im Backöfele, auf der alten Mainbrücke und am alten Kranen, Ausflüge auf die Festung Marienberg, das Mozartfest im Residenzgarten u. v. a. mehr.

 

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