Lehramt

Raus aus der Komfortzone
Lehramtsstudentin Lea Dippold meisterte Challenge mit Schülern

Am Würzburger Dag-Hammarskjöld-Gymnasium können sich Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen jedes Jahr eine Herausforderung suchen, die sie gemeinsam meistern wollen. Studierende der Uni Würzburg können dabei mitmachen – im Rahmen des Seminars „Challenge – mutig eine Woche unterwegs mit Kids fast ohne Geld“.


Lea Dippold, Studentin im Lehramt Gymnasium für Mathematik und Sport, hat sich im Sommer mit fünf Schülern auf Abenteuerreise begeben. Per Fahrrad ging es nach Happurg im Landkreis Nürnberg, um sich auf einem Bauernhof jeden Tag von Neuem das Essen und die Unterkunft zu verdienen. Die Bedingungen für die Woche: Die Aktivität soll eine gute Tat für Menschen außerhalb der Gruppe beinhalten. Die Gruppe muss mit 60 Euro pro Person für Fahrt, Übernachtung und Verpflegung auskommen. Kein zusätzliches Taschengeld, keine elektrischen Geräte – auch darauf ließen sich die Schüler Emil, Johannes, Luca, Sharu und Tom ein, die mit Lea unterwegs waren.


„Die Herausforderung bringt jede Schülergruppe aus ihrer Komfortzone, ohne Panik zu verursachen“, sagt Christian Herpich. Er ist Dozent des Seminars und Leiter des Projekts am Gymnasium. Gemeinsam mit Lehramts- und Sonderpädagogik-Studierenden und den Neuntklässlern hat er die ungewöhnliche Schulveranstaltung vorbereitet.


So viel Sicherheit wie nötig, so viel Freiheit wie möglich

„Ich hatte echt Respekt vor dieser Tour, auf Abenteuerreise mit fünf Jugendlichen zu gehen, wir kannten uns kaum. Wie die Jungs auf Geldmangel, unsichere Unterkunft oder Esseneinkaufen reagieren würden, wusste ich ja nicht“, erzählt Lea. Als Aufsichts- und Begleitperson hatte sie im Seminar viel Know-how mitbekommen, das sie während der Woche ausprobieren konnte: Gruppendynamik, Krisenmanagement oder Motivations- und Reflexionsmethoden. „Im Studium kommt die Didaktik einfach zu kurz, viele Studis fühlen sich im Referendariat ins kalte Wasser geworfen. Bei diesem Projekt aber habe ich auf einmal ganz viele praktische Erfahrungen auch in Grenzsituationen gesammelt“, sagt die Studentin.

Gemeinsam mit Schülern auf Abenteuerreise: Lehramtsstudentin Lea Dippold (3. v. r.).

Der Auftrag hieß, den Schülern so viel Sicherheit wie nötig und so viel Freiheit wie möglich zu geben. „Meine persönliche Herausforderung begann gleich beim Start: Mit welchen Worten spreche ich Jugendliche geeignet an und gebe ihnen Aufgaben, aber nicht Befehle?“, erzählt Lea. Auf der Radtour beispielsweise Warnwesten anziehen zu müssen – diese Frage habe sich in der Gruppe von alleine geregelt, plötzlich sei das Tragen der Warnwesten „ganz cool“ geworden.


Anstrengend und empfehlenswert zugleich

Die Woche war anstrengend, aber ich würde das Seminar unbedingt weiterempfehlen. An der Uni lernt man so viel Theoretisches, aber wie fünf Jungs auf mich vor Ort reagieren würden – das durfte ich jetzt erproben. Ich habe echt gerne die Verantwortung dafür übernommen“, berichtet Lea.


Pleiten, Pech und Pannen gab es in der Woche zum Glück nicht. Für die Tagesetappen galt es, ohne Handy und Google Maps die Fahrten bis Happurg zu meistern. Nach einigen Regenschauern am ersten Tag waren nicht nur die Fahrräder verschlammt, auch das Gepäck im Anhänger war durchgeweicht. Nachdem aber dieser Tag überstanden war, war das Team gut eingespielt.

„Für mich persönlich war das Etappenziel, ein paar Tage auf einem Pferdebauernhof zu verbringen, echt schön – für die Jungs aber gar nicht. Das habe ich erst am Ende des ersten Tages bemerkt“, erzählt Lea. Sie lobt im Nachhinein ihr Team für den Einsatz, den es dann am Bauernhof gebracht hat: Heuboden ausräumen, Ställe und Koppeln säubern, Zaun streichen – und am letzten Tag spontan als Dank für die gute Unterbringung den Gastgebern eine kahle Hofmauer farbig bemalen.


Kein doppelter Boden

„Auch für Eltern ist das Projekt oft eine neue Erfahrung: Nicht für die Kinder zu planen und zu organisieren, sondern sie zur Selbständigkeit befähigen“, sagt Herpich. Dass die Jugendlichen auch mal scheitern, Fehler machen, Konflikte aushalten und eigenverantwortlich lösen sollen – das mache das Schulprojekt für alle Beteiligten spannend. „Wir sind jedes Jahr von Neuem vom Engagement der Studierenden begeistert, die sich rein ehrenamtlich mit Kids auf Abenteuerreise begeben. Sie schaffen es oft, wirklich schwierige Situationen mit Spaß und Mut zu meistern.“

Text und Foto: Universität Würzburg