Chemie

„Man weiß nie, was rauskommt“
Chemiestudent Maximilian Dietz entdeckte in Oxford eine neue chemische Substanz

Das vermag nicht jeder: Mit erst 23 Jahren veröffentlichte Chemiestudent Maximilian Dietz einen eigenen Artikel in einem Fachjournal. Während eines Auslandssemesters an der Uni Oxford schrieb er daran. Der Artikel handelt von einer chemischen Substanz, die Maximilian beim Experimentieren zufällig erzeugt hat. Sein Oxforder Chef Professor Andrew Weller war begeistert. Und gab dem Würzburger Masterstudenten den Auftrag, Näheres über das Produkt herauszufinden. Dass solche Zufälle möglich sind, eben das reizt Maximilian an der Chemie.

Der Artikel dreht sich um ein für Laien wenig verständliches Thema. Es geht um eine „Hydroborierung“ genannte Reaktion der organischen Chemie, um Katalyse, Rhodium und um chemische Verbindungen mit Namen wie Diphenylethin. Womit sich das Vorurteil zu bestätigen scheint, dass Chemie extrem kompliziert ist. Auf der anderen Seite sei Chemie etwas vollkommen Alltägliches, sagt Maximilian: „Wo man hinschaut, stößt man auf Chemie.“ Kohlenhydrate, Proteine und Fette sind organische Stoffe. Der Mensch selbst besteht großenteils aus organischen Molekülen. Auch die Umwelt ist voller Chemie, man denke nur an das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid.


Nicht zuletzt wegen dieser riesigen Bandbreite an Themen entschied sich Maximilian für ein Chemiestudium: „Man ist nicht begrenzt auf einen bestimmten Bereich.“ Schon als Gymnasiast liebte es der aus Hohenroth stammende Rhöner zu experimentieren. Im Schullabor vergoldete er zum Beispiel Kupfermünzen. Im W-Seminar befasste sich Maximilian mit dem Bersbach, einem Nebenfluss der Brend. Dessen chemische Zusammensetzung ändert sich ständig, auch in Abhängigkeit von den Jahreszeiten. Maximilian fand das bei seinen Studien über den Sauerstoffgehalt des Flusses bestätigt.


Sein Professor an der Uni Würzburg, Todd Marder, gab dem jungen Mann den Tipp, nach Oxford zu gehen. „Todd Marder stammt aus Amerika und ist schon viel herumgekommen, er hat mir im Vorfeld meines Auslandssemesters sehr geholfen“, schwärmt Maximilian. Im September 2018 machte sich der junge Mann als Erasmus-Student auf den Weg nach England. „Prinzipiell waren mir die dort angewandten Arbeitstechniken aus meinem Studium bekannt“, sagt er. Doch gebe es an jeder Uni, ja, sogar in jeder Arbeitsgruppe, noch mal spezielle Techniken und Apparaturen. Zu erleben, wie Chemiker in Oxford forschen, fand Maximilian ungemein spannend.


Dass er durch einen reinen Zufall eine bis dahin unbekannte Reaktion entdeckte, war das Highlight seines Englandaufenthalts. Eigentlich hatte sich Maximilian mit einer anderen chemischen Reaktion befassen sollen: „Doch die hat einfach nicht funktioniert, an einer bestimmten Stelle hing es immer.“ Maximilian probierte dies und jenes, um die Reaktion in Gang zu bringen. Als er versuchsweise eine bestimmte Verbindung dazugab, kam es zu der ungewöhnlichen Entdeckung. Die Oxforder Arbeitsgruppe fand das viel interessanter als das ursprüngliche Projekt. Maximilian: „Den Rest der Zeit in Oxford verbrachte ich damit, die Reaktion durch Messungen genau zu analysieren.“


Aus solchen Erfolgen, wie sie Maximilian erlebte, lässt sich viel Kraft saugen. Kraft, die man braucht, wenn es mal wochenlang bei der Laborarbeit nicht vorangeht. „Durchhaltevermögen ist eine Eigenschaft, die jeder Chemiker braucht“, sagt Maximilian, der inzwischen an seiner Masterarbeit sitzt. Geduld ist auch vonnöten, wenn es später im Beruf um die Entwicklung neuer Substanzen geht. Das hat Maximilian bei einem dreimonatigen Praktikum bei Bayer in Wuppertal erfahren. Bis zum Beispiel ein neues Düngemittel auf den Markt kommt, dauert es viele Jahre: „Denn das Mittel wird akribisch getestet.“


Weil die Arbeit als Chemiker so abwechslungsreich ist, wird es ihm im Berufsleben sicher niemals langweilig, ist Maximilian überzeugt. Was er später genau machen will, weiß er noch nicht. Bis zum Frühjahr will er seine Masterarbeit fertig haben. Danach möchte er in Würzburg promovieren, und zwar bei Professor Holger Braunschweig, einem international renommierten Chemiker, der unter anderem mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde – einer Art „deutschem Nobelpreis“.

Text und Foto: Pat Christ

Hintergrundbild: Maximilian Dietz liebt es zu experimentieren.

Chemie

Die Fakultät für Chemie und Pharmazie bietet neun Studiengänge an. Neben klassischer Chemie als Bachelor- oder Masterstudiengang kann zum Beispiel „Funktionswerkstoffe“, „Biochemie“ oder „Biofabrikation“ studiert werden.

Mehr Infos gibt es H I E R