Jura

Hin und weg im Jurastudium
Mit dem Erasmus-Programm die Welt entdecken

Neue Länder besuchen, mit Menschen aus aller Welt in Kontakt treten, sich selbst ausprobieren und seine späteren Berufschancen um ein Vielfaches erhöhen: Das Erasmus-Programm der Europäischen Union macht es möglich. Seit über 30 Jahren fördert es Auslandsaufenthalte von Studierenden. Vor allem in Bachelor- und Masterstudiengängen lassen sich ein oder zwei Auslandssemester in der Regel gut unterbringen. Aber auch Jura-Studierende, deren Studium mit dem Staatsexamen endet, müssen nicht auf einen Erasmus-Aufenthalt verzichten. Das Erasmus-Büro der Juristischen Fakultät hilft ihnen weiter.


„Ein Studiensemester im Ausland erweitert nicht nur den persönlichen Horizont. Auch für das spätere Berufsleben bringt es viele Vorteile – zum Beispiel inhaltlich durch den Vergleich mit anderen Rechtssystemen, aber auch durch Fachsprachenkenntnisse“, sagt Professorin Anja Amend-Traut, die an der Uni Würzburg Erasmus-Beauftragte der Juristischen Fakultät ist.


Von vielen Studierenden hört sie die Befürchtung, ein Auslandsaufenthalt könne das Studium zeitlich durcheinanderwirbeln. „Kein Grund zur Sorge!“, versichert die Professorin. „Das Erasmus-Programm nimmt viele Rücksichten auf Studierende.“ So werde die Zeit im Ausland nicht auf die Fachsemester angerechnet. „Ein Studienaufenthalt mit Erasmus ist kein Zeitverlust, sondern in der Lebenszeitbilanz eine wertvolle und gewinnbringende Investition. Und mit etwas Planungsgeschick wird das Auslandsstudium zu einer echten persönlichen und fachlichen Bereicherung!“

„Ich wurde offener, ging viel mehr auf Menschen zu. Letztlich waren wir eine bunt gemischte, internationale Truppe, getragen von einem tollen Gemeinschaftsgefühl. Der europäische Gedanke wird hier gelebt und umgesetzt.“
Thomas Gärtner

Für Miriam Felis war das Erasmus-Studium ein regelrechter Boost für ihr Selbstbewusstsein. „Wer fern der Heimat Studium und Alltag meistert, für den wirken Probleme hierzulande oft nicht mehr so groß – man lernt, auf eigenen Füßen zu stehen.“ Die Begeisterung über ihr Auslandssemester in Bologna schwingt in ihren Erzählungen mit: „Ich traf dort Studierende aus der ganzen Welt – das war eine tolle Erfahrung.“ Ihr Tipp für alle, die ein Auslandssemester anstreben: „Nehmt über das Erasmusbüro mit Studierenden Kontakt auf, die bereits vor Ort sind oder waren. Sie können euch helfen, etwa bei der Wohnungssuche.“


Diese Erfahrung hat auch Thomas Gärtner gemacht, der 2019 nach dem 1. Staatsexamen noch ein Semester in Budapest studiert hat. „Vor allem für die Unterkunftssuche konnten mir erfahrene Erasmus-Teilnehmende viele Tipps geben – zum Beispiel mit einer ‚virtuellen‘ Wohnungsführung per Handy-Video“, erinnert er sich. „Anfangs macht man sich natürlich Gedanken darüber, was auf einen zukommen könnte. Aber die Erasmus-Koordinatoren und Studierenden haben uns Neuankömmlinge sehr herzlich aufgenommen. Wir wurden durch die Stadt und die Uni geführt, es gab Facebookgruppen – die Eingewöhnung gelang dadurch reibungslos.“ Anfängliche Bedenken lösten sich rasch auf: „Ich wurde offener, ging viel mehr auf Menschen zu. Letztlich waren wir eine bunt gemischte, internationale Truppe, getragen von einem tollen Gemeinschaftsgefühl. Der europäische Gedanke wird hier gelebt und umgesetzt.“

Unterstützung bei einem Auslandsaufenthalt während des Jurastudiums gibt es bei der Erasmus-Beauftragten und Jura-Professorin Anja Amend-Traut.

Auch Johanna Singer, die nach ihrem vierten Jura-Semester ein Jahr an der Aberystwyth University in Wales studiert hat, erinnert sich an die große Unterstützung: „Wir wurden vom Flughafen abgeholt und erhielten bereits im Bus die Schlüssel für unsere Wohnheimplätze.“ Das Studium war auch für sie eine bereichernde Erfahrung: „Das britische Rechtssystem unterscheidet sich sehr von dem, was ich in Deutschland kennengelernt habe. Das erweitert den fachlichen Horizont enorm!“ Toll sei zudem, dass ihr durch viele neue Kontakte jetzt weltweit Sofas für Übernachtungen bereitstehen. Ihre Erasmus-Kenntnisse nutzt sie heute als studentische Mitarbeiterin im Erasmus-Büro der Juristischen Fakultät. Ihr Tipp: „Das Jura-Studium bietet einige gute Zeiträume für ein Auslandssemester, insbesondere die Semester zwischen der Zwischenprüfung und der Examensvorbereitung – oder zum Beispiel nach dem vierten und nach dem sechsten Fachsemester.“


Einen anderen Weg beschritt Andrea Kleinschnitz: 2016 studierte sie für ein Jahr in Paris – und absolvierte dort anschließend ein durch das Erasmus-Programm gefördertes Praktikum in einer Kanzlei – insbesondere für Jura-Studierende eine echte Win-win-Chance, müssen doch im Rahmen des Studiums ohnehin drei Praktika abgeleistet werden, auf die das Auslandspraktikum angerechnet werden kann. Vor einer Großstadt sollte man bei der Ortswahl nicht zurückschrecken: „In einer Metropole ist es zwar mitunter schwierig, auf eigene Faust Wohnraum zu finden. Mit Hilfe einer Maklerin, die ich heute noch allen Erasmus-Interessierten empfehle, habe ich aber eine Unterkunft bekommen. Sie hat sich auch um ein Bankkonto und einen Handyvertrag gekümmert.“


Wer einen Teil seines Jura-Studiums im Ausland verbringen will, sollte nicht zögern und sich Unterstützung im Erasmus-Büro der Fakultät suchen. „In der Regel gibt es genug offene Plätze für alle Interessierten“, sagt Anja Amend-Traut. „Oft reicht schon eine kleine Hilfestellung aus, um eine großartige Erfahrung zu machen. Und die geben wir gerne!“

Text: Jörg Fuchs, Foto: Jörg Fuchs, freepik/zaozaa09

Wie das Erasmus-Programm Jura-Studierenden hilft, ins Ausland zu kommen

  • Auslandsaufenthalte bis zu einem Studienjahr sind möglich
  • Die Einschreibung an der Gast-Uni wird gewährleistet
  • Die Gast-Uni erhebt keine Studiengebühren
  • Einkommensunabhängig gewährte Stipendien gleichen die Mehrkosten des Auslandsstudiums aus
  • Viele Gast-Unis garantieren Wohnheimplätze oder helfen bei der Wohnungssuche
  • Studienbegleitende Sprachkurse sind an allen Unis möglich
  • Im Ausland erbrachte Studienleistungen werden im vereinbarten Umfang anerkannt

Weitere Infos gibt es H I E R