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MIND-Center

Wie Lehrer gemeinsam lernen können

04/29/2015

Erste gymnasialübergreifende und Fächer übergreifende Fachsitzung in Würzburg

Was im Klassenzimmer passiert und wie der Unterricht genau abläuft, das ist allein Sache der Lehrkräfte. Sicher, sie müssen sich an Vorgaben halten und haben in ihrer Ausbildung gelernt, wie man Unterrichtsstunden gestalten sollte. Aber wenn die Ausbildung einmal abgeschlossen ist, gibt es nur alle paar Jahre einen Unterrichtsbesuch von der Schulleitung zur Beurteilung. Ansonsten bleiben Lehrkräfte und Schüler für sich. Wenn sich die Lehrkraft also nicht aktiv Rückmeldung von den Schülern oder von Kollegen holt, bleibt sie mir der Optimierung ihrer Arbeit und der Bewältigung neuer Aufgaben auf sich alleine gestellt – eine Situation, die es in praktisch keiner anderen Profession gibt.

Wie man dies ändern kann stellte Dr. Karin Lohwasser von der University of Washington in Seattle nun naturwissenschaftlichen Gymnasiallehrern der Region vor. Die Chemie- und Physik-Fachkollegen des Dag-Hammarskjöld-Gymnasiums aus Würzburg und der Gymnasien in Bad Kissingen, Kitzingen und Marktbreit waren in den Hörsaal am Hubland gekommen. Im Rahmen einer gymnasialübergreifenden Fachsitzung, zu der die Ministerialbeauftragte von Unterfranken in Zusammenarbeit mit dem M!ND-Center der Universität Würzburg eingeladen hatte, stellte Dr.  Lohwasser Konzepte für professionelle Lerngemeinschaften von Lehrkräften vor:

Das Programm „Observing for Evidence of Learning (OEL)“ zum Beispiel wird seit über zehn Jahren erfolgreich im Nordwesten der USA praktiziert. Für die naturwissenschaftlichen Lehrkräfte der beteiligten Schulbezirke ist es verpflichtend. Sie werden hierfür an mehreren Terminen ganztags freigestellt. An einem Tag konzipieren die Lehrer gemeinsam mit Coaches und Wissenschaftler eine Unterrichtseinheit. Eine Stunde dieser Unterrichtseinheit wird an einem der folgenden Tage  durchgeführt, wobei ein Lehrer unterrichtet, und die anderen Lehrkräfte bei Schülergruppen sitzen, die Schüler bei ihrer Arbeit beobachten, und deren Unterrichtsgespräche mitverfolgen. Im Anschluss wird das Konzept dann zwischen den Lehrkräften unter Leitung eines Coaches reflektiert und überarbeitet, und Konsequenzen für die Verbesserung des eigenen Unterrichts gezogen.

„Durch die fachliche Kooperation werden nicht nur Erfahrungen ausgetauscht, sondern auch bisher unausgesprochene Paradigmen hinterfragt“, meint Karin Lohwasser. Sie betont, dass auf diese Weise Kollegen nicht nur voneinander lernen können, sondern zusammen neues Wissen und neue Ideen generieren.  Die Referentin beschrieb, dass nach beginnender Skepsis bisher alle Lehrkräfte diese Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Fachkollegen als sehr hilfreich ansahen. Spätestens, wenn Schüler, die sich sonst nie am Unterricht beteiligt haben, plötzlich mit Freude mitmachen, sei auch der oder die letzte Kollegin überzeugt.

Im Anschluss an den Vortrag wurden viele Fragen gestellt und in den folgenden Workshops – nach Fächern getrennt – weiter diskutiert. Inwiefern wäre eine solche Fortbildung auch in unserem System möglich und hilfreich? Welche Kollegen haben bereits Erfahrungen mit dem gegenseitigen Austausch gemacht? Welche Zusammenarbeit ist bereits gang und gäbe? Was wäre in Hinsicht auf professionelle Zusammenarbeit von Lehrern wünschenswert? Vieles, das wurde sicher deutlich. Allerdings sind hierfür, so machte auch die Referentin klar, „konkrete organisatorische Voraussetzungen zu schaffen, um diese regelmäßige Kooperation in einem beurteilungsfreien Rahmen zu ermöglichen“.

Kontakt
M!ND-Center der Universität Würzburg
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·T
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sowie:
Katja Weirauch, Didaktik der Chemie, Tel.: +49 931 31-83353, Katja.Weirauch@uni-wuerzburg.de