Lehramt

Was Mathe-Einsteiger beachten sollten
Warum der Übergang von Schul- zu Uni-Mathe herausfordernd ist

Mathe an der Uni hat mit Mathe in der Schule nicht mehr viel zu tun. Diese Erfahrung machen viele Studienanfänger in der Mathematik. Anna-Katharina Roos vom Mathe-Didaktik-Lehrstuhl hat in ihrer Doktorarbeit erforscht, welche Herausforderungen der Übergang von der Schul- zur Uni-Mathematik mit sich bringt und wie man Studierenden den Einstieg in das Fach erleichtern kann.


Hilfen beim Studieneinstieg

An der Uni Würzburg wird bereits vieles getan, um Studienanfänger gut abzuholen: zum Beispiel mit dem Mathematik-Vorkurs, der genau die Schule-Uni-Übergangsprobleme behandelt. Oder mit den studentischen Erklär-Hiwis, bei denen sich Uni-Neulinge Hilfe holen können. „Viele wissen gar nicht, was sie einmal werden wollen: Mathelehrer, Wirtschaftsmathematiker oder doch lieber Physiker. Dafür bekommt man oft erst in den ersten Semestern ein Gefühl. Deswegen ist es gut, dass die Durchlässigkeit in diesen Studienfächern so hoch ist“, so Roos. Wer merkt, dass Mathe doch nicht das Richtige für ihn ist, kann nämlich relativ einfach in ein verwandtes Studienfach wie Physik oder Chemie oder in einen der Kombinationsstudiengänge der Mathematik wechseln. Studienanfängern rät sie, hartnäckig zu bleiben und sich mit anderen zusammenzutun. Denn schließlich haben alle dieselben Herausforderungen zu meistern: „Das ist auch wiederum das Schöne an dem Fach, dass es so zusammenschweißt.“


Sie selber hat sich für das Mathestudium entschieden, weil sie Mathe in der Schule mochte und weil sie „ein Rätseltyp“ ist. Sprich: Sie hat Spaß daran, knifflige Aufgaben zu lösen. „Auch für mich war es am Anfang fordernd. Erst als ich in die Materie reingekommen bin, hat es angefangen, Spaß zu machen. Aber man will ja auch etwas dazulernen und nicht nur zeigen, was man sowieso schon kann.“


Mathe an der Uni: Ums Rechnen geht es nicht

Was genau ist so herausfordernd für Studienanfänger? „Mathematik wird oft mit Rechnen gleichgesetzt“, sagt die 30-Jährige. Doch genau das ist im Mathestudium eher weniger gefordert. „In der Hochschulmathematik geht es eher ums Begründen und Beweisen, was in der Schule kaum gelehrt wird“, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Didaktik-Lehrstuhls. Dabei benutzen Mathematiker eine formale Sprache, die zwar sehr effizient ist, mit der Alltagssprache aber nichts zu tun hat. „Wir sehen immer wieder, dass Studienanfänger genau damit Probleme haben: Sie sind es nicht gewohnt, mit Definitionen und Sätzen zu argumentieren, und tun sich schwer mit den logischen Strukturen, der hohen Präzision und der extremen Kompaktheit der Fachsprache“, sagt Roos.


Anfangs glauben Mathestudierende zum Beispiel oft, ein Prinzip verstanden zu haben. Aber bald müssen sie feststellen, dass sie statt einer Definition eine Vorstellung im Kopf hatten, die sich als falsch erweist, sobald es schwieriger wird. „Das kennt man vom Multiplizieren“, erklärt die Mathematikerin. Wer bisher nur mit natürlichen Zahlen gerechnet hat, glaubt zu wissen, dass Malnehmen immer mit einer Vergrößerung der Zahl einhergeht. Setzt man statt der natürlichen Zahlen Bruchzahlen ein, kann es aber plötzlich weniger werden. So geht es auch den Mathestudenten. Sie müssen ständig falsche Vorstellungen über Bord werfen und durch korrekte Definitionen ersetzen.


All diese Herausforderungen kennt Roos aus eigener Erfahrung, sowohl als Studentin als auch als Dozentin. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sie sich zuerst theoretisch mit dem mathematischen Begriffsverständnis auseinandergesetzt. Anschließend hat sie mit Interviews und Fragebögen

die Situation der Studienanfänger genau erhoben. „Einen mathematischen Begriff mit allen seinen Facetten zu verstehen, ist ein langer Prozess, den sicher die wenigsten in den ersten Semestern erfolgreich meistern.“


Was können die Lehrenden also besser machen? Zum Beispiel sollten sie die typischen Anfängerprobleme öfter ansprechen und die richtigen Rückmeldungen geben. Das sei auch für die Dozierenden eine Herausforderung, da es ein hohes Reflexionsvermögen erfordert. Aber macht nicht auch die Schule Fehler, weil sie die Abiturienten nicht genug aufs Mathestudium vorbereitet? Dazu meint Roos: „Sicher könnte man in der Schule auch stärker auf die Hochschulmathematik hinführen. Allerdings gilt zu beachten, dass in der Schule vorrangig allgemeinbildend unterrichtet wird. Deshalb wird dort Mathe gern als Hilfswissenschaft gesehen, also zum Rechnen.“


Text: Martina Häring; Foto: Daniel Peter

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