Intern
Zentrale Studienberatung

Orientierungsberatung: Wenn Zweifel am Studium überhandnehmen

27.05.2008

„Orientierungsberatung“ heißt ein neues Angebot der Universität Würzburg für ihre Studierenden. Die Diplom-Psychologinnen Dr. Ilka Unsöld und Dr. Stefanie Schwarz bieten dort ab sofort Beratung und Diagnostik an in allen Fragen rund um die Themen Studienfachwahl, Berufsziel und Alternativen zum Studium. Finanziert wird der Service aus Studienbeiträgen.

„Das Studium langweilt mich – bin ich hier falsch oder muss ich das aushalten?“ – „Es geht mir alles viel zu schnell. Bin ich vielleicht für ein Studium nicht geeignet?“ – „Soll ich gleich abbrechen oder reicht es, wenn ich das Fach wechsle?“ Mit Fragen wie diesen quält sich wahrscheinlich ein Großteil der Studierenden irgendwann einmal im Laufe der Semester herum. Immerhin bricht nach einer neuesten Untersuchung der Hochschul-Informations-System GmbH jeder fünfte Studierende an einer deutschen Universität das Studium ab und verlässt die Hochschule ohne Abschluss in der Tasche. Ob diese Entscheidung tatsächlich die richtige ist: Diese Frage können Studierende der Universität Würzburg ab sofort in der Orientierungsberatung mit professioneller Hilfe klären.

Ilka Unsöld hilft bei der Orientierung im Studium.
Foto: Gunnar Bartsch

„Wir wollen Studierenden bei der Suche nach dem für sie passenden Weg unterstützen“, erklärt Ilka Unsöld das Ziel der neuen Einrichtung. Frau Unsöld arbeitet seit Anfang Mai mit einer ¾-Stelle für das neue Angebot der Uni; mit einer Viertelstelle wird sie von Stefanie Schwarz unterstützt. Vor allem im persönlichen Gespräch und einer ausführlichen, individuellen Beratung wollen die beiden Psychologinnen ratsuchenden Studierenden Hilfe bieten. „Was kann ich gut, was weniger? Wie sehe ich mich selbst, wie sehen mich Andere? Wo möchte ich in zehn Jahren stehen? Was würde ich tun, wenn alles möglich wäre?“ Mit Fragen wie diesen müssen sich die Klienten der Beraterinnen auseinandersetzen; die Antworten sollen ihnen klar machen, welche Richtung die für sie geeignete sein könnte. Zusätzlich können die Psychologinnen mit der Hilfe von speziellen Tests die Suche nach einer Lösung unterstützen.

Eine Lösung à la: „Studieren Sie Mathe und Physik für das Lehramt an Realschulen“ dürfen die Besucher der Orientierungsberatung allerdings nicht erwarten. „Wir wollen den Studierenden zwar schon einen Ratschlag mitgeben. Aber allzu konkret und verbindlich wird der nicht ausfallen“, sagt Unsöld. In der Beratung gehe es eher darum, allgemeine Neigungen und Interessen sowie zentrale Lebensziele zu erforschen. Stärken und Schwächen gilt es zu entdecken, die Vor- und Nachteile verschiedener Wege abzuwägen und dann möglicherweise eine Entscheidung darüber zu treffen, ob und wie es mit dem Studium weitergehen soll.

Eingegliedert ist die Orientierungsberatung in die Begabungspsychologische Beratungsstelle der Universität Würzburg, die der Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie IV, Professor Wolfgang Schneider vor etlichen Jahren ins Leben gerufen hat. Ilka Unsöld hat dort von Anfang an mitgearbeitet. „Eine Orientierungsberatung für Abiturienten und Studierende hat schon immer zum Angebot der Beratungsstelle gehört“, sagt die Psychologin. Dabei sei der Fokus allerdings in der Regel auf einer möglichen besonderen Begabung gelegen. Vor einigen Monaten sei die Idee entstanden, das Angebot für alle Studierenden der Universität zu öffnen – ohne diesen speziellen Fokus. Dank der Einnahmen aus den Studienbeiträgen stand der Realisierung nichts im Wege.

Als Teil eines großen Netzwerks versteht die Psychologin das neue Angebot. „Wir sind nicht dafür da, sämtliche Fragen rund um den beruflichen Werdegang zu klären. Aber wir können bei Bedarf an geeignete Stellen weiter verweisen“, sagt sie. Bei spezifischen Fragen zum Beruf könnte dies beispielsweise die Agentur für Arbeit sein; geht es um fachspezifische Themen wären die Mitarbeiter der Studienberatung dran. Und sollte sich im Laufe des Gesprächs beispielsweise herausstellen, dass ein Student in seinem Studium nicht vorankommt, weil er unter großer Prüfungsangst leidet, käme die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks ins Spiel. Denn auch wenn die Orientierungsberaterinnen Psychologinnen sind: „Therapie führen wir keine durch“, sagt Unsöld.

Dass der Bedarf für das neue Angebot existiert, zeigt nicht zuletzt die Zahl der Studienabbrecher in Deutschland. Inwieweit die Beratung in Anspruch genommen wird, vermag Ilka Unsöld nicht abzuschätzen; dazu sei die Stelle noch zu neu. Deshalb besteht ihre Hauptaufgabe momentan noch darin, die Orientierungsberatung publik zu machen. Danach werde sich zeigen, wie groß die Nachfrage ausfällt, sagt sie. Geht man von den aktuellen Statistiken aus, dürften von den rund 4000 Studierenden, die jedes Jahr an der Uni Würzburg ein Studium aufnehmen, etwa 800 sich zum Abbruch entscheiden. Wenn die alle in der Beratung auftauchen, können sich Ilka Unsöld und Stefanie Schwarz über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen.

Kontakt:
Die Orientierungsberatung ist telefonisch von Montag bis Donnerstag in der Zeit zwischen 8.00 und 13.00 Uhr zu erreichen unter (0931) 316023.
E-Mail: begabungsberatungsstelle@mail.uni-wuerzburg.de
Internet: https://www.uni-wuerzburg.de/begabungsberatungsstelle/

Von Begabungspsychologische Beratungsstelle

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