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Verhandeln mit der Steuerprüfung

07.09.2021

Hat ein Unternehmen die Steuerprüfung im Haus, hängt das Ergebnis von der eingesetzten Verhandlungstaktik ab. Auch Zeitdruck und die Berufserfahrung der Prüfenden spielen eine Rolle, sagt BWL-Professorin Daniela Lorenz.

Eine Einigung nach Verhandlungen wird wahrscheinlicher, wenn kompetitive und kooperative Verhandlungstaktiken zugleich eingesetzt werden.
Eine Einigung nach Verhandlungen wird wahrscheinlicher, wenn kompetitive und kooperative Verhandlungstaktiken zugleich eingesetzt werden. (Bild: alvarez / iStock.com)

Betriebsprüfungen gehören zu den Hauptaufgaben der Steuerbehörden. Oft führen sie zu erheblichen Korrekturen im Steuerabschluss – und damit auch zu signifikanten Zusatzsteuern bei den geprüften Unternehmen.

Weil das Steuerrecht komplex und nicht eindeutig ist, sind die vorzunehmenden Korrekturen oft das Ergebnis eines Verhandlungsprozesses zwischen den Betriebsprüfenden und den Steuerpflichtigen (letztere lassen sich oft von Steuerberaterinnen oder Steuerberatern vertreten).

Das Ergebnis dieser Verhandlungen hängt sehr davon ab, welche Verhandlungsstrategie zum Einsatz kommt, erklärt Professorin Daniela Lorenz, Leiterin des Lehrstuhls für BWL und Unternehmensfinanzierung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Kompetitiv und/oder kooperativ verhandeln

Wählen die Betriebsprüfenden eine rein kompetitive Verhandlungsstrategie, beispielsweise indem sie den Steuerpflichtigen bewusst kurze Antwortfristen setzen oder Verzögerungsgelder androhen, kommt es im Ergebnis zu signifikant höheren Zusatzsteuern. Allerdings steigt zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass in der Verhandlung keine Einigung erzielt wird.

Werden dagegen kompetitive und kooperative Verhandlungstaktiken zugleich verwendet, ist eine Einigung wahrscheinlicher, ohne dass die Zusatzsteuern niedriger ausfallen. „Diese gemischte Strategie kommt eher dann zum Einsatz, wenn die Betriebsprüfenden über mehr Berufserfahrung verfügen und wenn die Prüfung unter Zeitdruck abläuft“, erklärt die JMU-Professorin.

Studie eines Teams aus Berlin, Hannover und Würzburg

Daniela Lorenz hat diese Ergebnisse gemeinsam mit Professor Dr. Kay Blaufus, Dr. Michael Milde und Dr. Alexander Schwäbe von der Leibniz-Universität Hannover sowie mit Dr. Benjamin Peuthert von der Berliner Finanzverwaltung erarbeitet. Die Resultate sind im Fachjournal Accounting, Organizations and Society publiziert.

Die Studie basiert auf einer Befragung von mehr als 600 Berliner Betriebsprüferinnen und -prüfern. Sie liefert allgemein neue Erkenntnisse darüber, wie die Verhandlungen zwischen Betriebsprüfenden und Steuerpflichtigen die Steuerbelastung von Unternehmen beeinflussen.

Publikation

Kay Blaufus, Daniela Lorenz, Michael Milde, Benjamin Peuthert, Alexander N. Schwäbe: Negotiating with the tax auditor: Determinants of tax auditors' negotiation strategy choice and the effect on firms’ tax adjustments“, in: Accounting, Organizations and Society, 6. August 2021, DOI 10.1016/j.aos.2021.101294

Kontakt

Prof. Dr. Daniela Lorenz, Lehrstuhl für BWL und Unternehmensfinanzierung, Universität Würzburg, T +49 931 31-88174, daniela.lorenz@uni-wuerzburg.de

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