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Überraschender Fund in der Nebenniere

25.04.2017

Sie haben den diesjährigen Bruno-Allolio-Nebennieren-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie gewonnen: Die Medizinstudentin Carmina Teresa Fuß und die Biochemikerin Dr. Britta Heinze.

Sie freuen sich über die Forschungsergebnisse und über die Auszeichnung: Professor Martin Reincke (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie), die beiden Preisträgerinnen Britta Heinze und Carmina Fuß sowie Christian Piehl von der Firm
Sie freuen sich über die Forschungsergebnisse und über die Auszeichnung: Professor Martin Reincke (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie), die beiden Preisträgerinnen Britta Heinze und Carmina Fuß sowie Christian Piehl von der Firma Shire. (Foto: DGE)

Vom 15. bis 17. März 2017 fand der 60. Deutsche Kongress für Endokrinologie in Würzburg statt. In diesem Rahmen wurde die Arbeit der beiden Wissenschaftlerinnen von einer unabhängigen Jury geehrt. Durch ihre Forschungen konnten Carmina Teresa Fuß und Britta Heinze nachweisen, dass sich Chemokin-Rezeptoren in der Nebennierenrinde und in Nebennierentumoren befinden.

Namensgeber Bruno Allolio

Der Preis ist nach dem im August 2015 verstorbenen Würzburger Endokrinologen, Professor Bruno Allolio, benannt. Hohes internationales Renommee erlangte dieser insbesondere auf dem Gebiet der Nebennierenforschung. „Bruno Allolio war Arzt und Wissenschaftler und daher insbesondere daran interessiert, wissenschaftliche Erkenntnisse in eine spürbare Verbesserung der Patientenversorgung umzusetzen. Weiterhin lag ihm die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sehr am Herzen“, so Kongresspräsident Professor Martin Fassnacht.

Nachweis von Chemokin-Rezeptoren

Im Rahmen ihres translationalen Forschungsprojektes zum Thema „C-X-C chemokine receptor type 4 targeted PET imaging for the diagnosis of aldosterone producing adenoma“ befassten sich Carmina Fuß und Britta Heinze mit dem Nachweis von Chemokin-Rezeptoren in der Nebennierenrinde und in Nebennierentumoren.

Chemokine und ihre Rezeptoren sind sonst zum Beispiel dafür verantwortlich, dass Entzündungszellen zum Ort des Entzündungsgeschehens gezielt einwandern, sie spielen jedoch auch bei anderen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle.

Überraschungen bei Untersuchungen

„Es war für uns sehr überraschend, dass bei den Untersuchungen an Nebennierengewebe ein Chemokin-Rezeptor, CXCR4, besonders stark in der Aldosteron-produzierenden äußersten Nebennierenrindenschicht zu finden und passend hierzu auch in Aldosteron-produzierenden Tumoren nachweisbar war“ sagt Dr. Britta Heinze. Und Carmina Fuß, die bereits als studentische Hilfskraft Patienten mit Nebennierenerkrankungen begleitet hat, ergänzt: „Somit entstand die Idee, diese Beobachtung diagnostisch für Patienten, die an einem sogenannten primären Hyperaldosteronismus leiden, zu nutzen“.

Der primäre Hyperaldosteronismus, eine Überproduktion des Hormons Aldosteron, das den Blutdruck und die Blutsalze reguliert, ist die häufigste hormonell bedingte Ursache einer Bluthochdruckerkrankung und betrifft rund fünf bis zehn Prozent aller Hypertoniker. Da die Erkrankung entweder von nur einer Nebenniere oder aber von beiden Seiten ausgehen kann, ist eine sorgfältige Untersuchung der Patienten erforderlich, denn für die einseitige Erkrankung sind meist kleine Aldosteron-produzierende Tumoren verantwortlich, die man operativ entfernt, während man bei der beidseitigen Erkrankung lebenslang medikamentös behandelt.

Bisher keine klaren Ergebnisse möglich

Da die Computertomographie bei dieser Erkrankung oft unklare Ergebnisse liefert, wird derzeit eine invasive Katheteruntersuchung durchgeführt. Diese ist für Patienten und Untersucher langwierig, sie liefert oftmals keine aussagekräftigen Ergebnisse und ist, wie Carmina Fuß aktuell im Rahmen einer weiteren Untersuchung zeigen konnte, mit hoher Strahlenbelastung verbunden.

Tatsächlich gibt es bereits einen sogenannten Radiotracer für die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), ein nuklearmedizinisches Bildgebungsverfahren, der an CXCR4 bindet. Hierdurch ist eine gezielte molekulare Bildgebung möglich. Die Eignung des Radiotracers wurde in enger Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Würzburger Klinik für Nuklearmedizin bei den Patienten mit primärem Hyperaldosteronismus untersucht.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend. „Sie bieten ganz im Sinne des Namensgebers des Preises die Basis für eine verbesserte und deutlich patientenfreundlichere Diagnostik bei Patienten mit primärem Hyperaldosteronismus“, meint Professor Stefanie Hahner, die sich über den Erfolg ihrer beiden Mitarbeiterinnen freut. Eine klinische Studie befindet sich bereits in Planung.

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