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Sammlung mikroskopische Präparate von Theodor Boveri

Theodor Boveri war von 1893 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1915 Direktor des Zoologischen Instituts und galt als einer der bekanntesten Zell- und Entwicklungsbiologen seiner Zeit. Sein Lebensweg zeigt eindrucksvoll, wie aus reiner Grundlagenforschung an geeigneten tierischen Modellorganismen neue Konzepte der Biologie und Medizin entstehen können. Dass der Zellkern mit seinen Chromosomen die Eigenschaften eines Organismus bestimmt und dass für dessen Entwicklung ein kompletter Satz an Chromosomen notwendig ist, war eine der bahnbrechenden Erkenntnisse Boveris. Grundlage für seine "Chromosomentheorie der Vererbung" waren mikroskopische Analysen der Frühentwicklung von normalen und experimentell veränderten Seeigel-Embryonen, die er an der Zoologischen Station Neapel durchführte.

Mehr als 600 Original-Präparate sind vorhanden, die bei mehreren Aufenthalten Boveris in Neapel im Zeitraum von 1901-1914 entstanden sind. Alle Präparate sind von Boveri handbeschriftet und datiert und lassen sich so seinen publizierten Experimenten eindeutig zuordnen. Die Ergebnisse, dass ein falscher Chromosomenbestand zu Zelldefekten, zum Zelltod oder zu unreguliertem Zellwachstum führen kann, führten Boveri zum Problem der Tumorentstehung beim Menschen.

In der kurz vor seinem Tod erschienenen Monographie "Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren" postulierte er, dass ein unrichtiger Chromosomensatz auch die Eigenschaften von menschlichen Zellen verändern und Krebs auslösen kann. Boveris Konzept einer chromosomalen (genomischen) Instabilität als Auslöser von Tumorwachstum hat sich später glänzend bestätigt. Weiterhin sind mikroskopische Präparate mit Paraffinschnitten von Ascaris-Embryonen vorhanden (der Pferdespulwurm Ascaris war ein weiterer wichtiger Modellorganismus für Boveri), an denen er die Veränderungen der Chromosomen während des Zellzyklus, die Abläufe der Mitose sowie die Rolle der Centrosomen bei der Bildung des Spindelapparates untersuchte.

weiterführende Literatur