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Forschungsstelle Deutscher Orden

Internationale Fachtagung in Kiel - Sigismund von Luxemburg, der Deutsche Orden und Polen-Litauen

22.05.2018

Der 650. Geburtstag Sigismunds von Luxemburg bietet Anlass, einen neuen Blick auf die ostmitteleuropäische Reichweite luxemburgischer Politik zu werfen. Mehrere wissenschaftliche Tagungen und Sammelbände der jüngeren Zeit haben die Herrschaft Sigismunds zum Gegenstand gehabt.

Sigismund von Luxemburg
Sigismund von Luxemburg. Kunsthistorisches Museum Wien. Quelle: Wikipedia

Kiel, 05. Oktober 2018 – 06. Oktober 2018

Veranstalter:
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Abteilung für Osteuropäische Geschichte
Herder-Institut für Ostmitteleuropaforschung Marburg
VIVARIUM – Centre for Research in Medieval Society and Culture, University of Ostrava

Der 650. Geburtstag Sigismunds von Luxemburg bietet Anlass, einen neuen Blick auf die ostmitteleuropäische Reichweite luxemburgischer Politik zu werfen. Mehrere wissenschaftliche Tagungen und Sammelbände der jüngeren Zeit haben die Herrschaft Sigismunds zum Gegenstand gehabt*. Dabei ist die Erfassung der ostmitteleuropäischen Dimensionen der Politik und Kultur seiner Zeit fast ausschließlich von der Untersuchung der dominanten ungarischen und böhmischen Ausrichtung luxemburgischer Politikentwürfe geprägt gewesen. Dem Stellenwert von Sigismunds Politik im europäischen Nordosten wurde hingegen weniger Aufmerksamkeit gewidmet**. Eine wichtige Gesamtübersicht, die vor nunmehr zwanzig Jahren publiziert wurde, verfolgte primär die Perspektive des Reichs und ist um eine Reihe neuere Forschungsergebnisse zu ergänzen***. Dabei ist es naheliegend, die beiden prägenden Herrscherpersönlichkeiten dieser Zeit im östlichen Europa, Sigismund von Luxemburg und Władysław II. Jagiełło, die fast zur gleichen Zeit lebten und zur gleichen Zeit Herrscherfunktionen ausübten, zu vergleichen. Die langen Regierungszeiten beider, vor allem das erste Drittel des 15. Jahrhunderts, waren für den Osten Europas von entscheidenden Entwicklungen und Umbrüchen geprägt.
Die Nachfolge der Piasten und Anjou als lange Zeit prägenden dynastischen Verbänden führte mit der Herausbildung der Jagiellonen als ostmitteleuropäischer Gestaltungsmacht zu einer Verschiebung der geographischen Schwerpunktbildung. Hierdurch erfuhr auch die Herrschaftsbildung des Deutschen Ordens, sichtbar in der Niederlage bei Grunwald/ Tannenberg 1410, eine deutliche Infragestellung. Neben den Vertretern der Luxemburger und der Jagiellonen sind als Akteure auch die masowischen, pommerschen und schlesischen Herzöge sowie die ab 1415 in Brandenburg ansässigen Hohenzollern in Betracht zu ziehen. Die Beiträge der Tagung sollen einerseits die Beziehungen Sigismunds zu den östlichen und nordöstlichen Nachbarn des Reichs neu in den Blick nehmen; andererseits ist die Perspektive der Handelnden aus dem Bereich der Jagiellonen, des Deutschen Ordens und der Herzogtümer im Osten des Reichs mit Blick auf luxemburgische Ambitionen und Aktionen zu thematisieren. Weitere Zugänge zum östlichen Europa an der Schwelle vom 14. zum 15. Jahrhundert und zu seinen Hauptakteuren sollen aus einer kunst- und kulturhistorischen Perspektive erschlossen werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der vielschichtigen diplomatischen Beziehungen zwischen Sigismund von Luxemburg, dem Deutschen Orden und Polen-Litauen sowie den die Zeit prägenden Ereignissen rund um den „Großen Krieg“ mit der Schlacht von Tannenberg, den Konzilien in Konstanz und Basel oder den langjährigen Hussitenkreuzzügen können hier mittels interdisziplinärer Ansätze neue Einsichten gewonnen werden. Diese Multiperspektivität lässt erwarten, die Politik Sigismunds sowie die Dynamik der Entwicklungen im östlichen Europa im Zeitraum von etwa 1380 bis 1440 in neuen Zusammenhängen und neuen Akzentuierungen wahrzunehmen.

*Sigismund von Luxemburg. Kaiser und König in Mitteleuropa 1387-1437. Beiträge zur Herrschaft Kaiser Sigismunds und der europäischen Geschichte um 1400. Hrsg. von Josef Macek / Ernö Marosi / Ferdinand Seibt, Warendorf 1994 (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit 5). – Sigismund von Luxemburg. Ein Kaiser in Europa. Tagungsband des internationalen historischen und kunsthistorischen Kongresses in Luxemburg, 8.- 10. Juni 2005. Hrsg. von Michel Pauly / François Reinert, Mainz 2006. – Sigismundus Rex et Imperator. Kunst und Kultur zur Zeit Sigismunds von Luxemburg. Hrsg. von Imre Takács, Mainz 2006. – Emperor Sigismund and the Orthodox World. Hrsg. von Ekaterini Mitsiou, Wien 2010 (Denkschriften. Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 410; Veröffentlichungen zur Byzanzforschung 24). – Kaiser Sigismund (1368 - 1437). Zur Herrschaftspraxis eines europäischen Monarchen. Hrsg. von Karel Hruza / Alexandra Kaar, Wien [u.a.] 2012 (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii 31).

**Hier sei nur genannt: Julia Dücker, Sigismund und der Konflikt um die Königskrönung Witolds von Litauen (1429/30). In: Emperor Sigismund, wie oben, 17-25.

***Hoensch, König/Kaiser Sigismund, der Deutsche Orden und Polen-Litauen. Stationen einer problembeladenen Beziehung. In: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 46 (1997) 1-44.

Kontakt und weitere Informationen

Von Dr. Paul Srodecki

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