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Afrikazentrum

JAZ-Kolloquium: Beschaffung von lebenswichtigen Medikamenten in Afrika

Am 13. Juli 2017 fand das erste JAZ-Kolloquium statt. Felix Lauton und Dr. Alexander Rothkopf von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät stellten Ihre Studie zur Beschaffung von lebenswichtigen Medikamenten in Afrika vor.

Das Kolloquium des Jungen Afrikazentrums soll Studierenden, Doktoranden und Post-Docs die Möglichkeit bieten, in lockerer und kollegialer Atmosphäre ihre afrikabezogenen Projekte vorzustellen und sich interdisziplinär auszutauschen. Beim ersten Termin stellte Felix Lauton, M.Sc. vom Lehrstuhl für Logistik und Quantitative Methoden in der Betriebswirtschaftslehre ihre Studie „The Value of Entrant Manufacturers: A Study of Competition and Risk for Donor-Funded Procurement of Essential Medicines“ vor, die er zusammen mit Dr. Alexander Rothkopf und Prof. Dr. Richard Pibernik durchgeführt hat.

Global-Health-Einkaufsorganisationen (POs) möchten mehr Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu lebenswichtigen Arzneimitteln verschaffen. Eine Möglichkeit, mehr Medikamente mit begrenzten Mitteln zu beschaffen, ist der Einkauf bei Generika-Herstellern, wodurch der Wettbewerb erhöht und die Preise gesenkt werden. Allerdings befürchten viele POs, dass diese Firmen weniger zuverlässig sind und sich so die Versorgungsrisiken erhöhen: Lange und vor allem unsichere Lieferzeiten und vollständige Lieferausfälle können zur Unterbrechung oder gar zum Scheitern der medizinischen Behandlung führen.

In ihrer Studie beantworten die Wirtschaftswissenschaftler die Frage, wann ein neuer Generika-Hersteller einen Mehrwert für die Einkaufsorganisationen darstellt. Inspiriert durch ein Projekt zur Beschaffung von Depot Medroxyprogesteron Acetate (DMPA) durch USAID und UNFPA entwickelten die Forscher ein mathematisches Modell, um den Mehrwert eines neues Lieferanten abhängig von der Volumenaufteilung unter den Herstellern zu erfassen. Dabei zeigt sich, dass die Abwägung zwischen Wettbewerbsvorteilen und Versorgungsrisiken nicht trivial ist: Manchmal kann der Einstieg eines risikobehafteten neuen Lieferanten gar Risikoverteilungsvorteile mit sich bringen; auch sinken die Beschaffungskosten nicht automatisch mit dem Einstieg eines günstigeren Lieferanten.

Die Wirtschaftswissenschaftler entwickelten einen Ansatz, der von POs, Herstellern und philantropischen Global-Health-Akteuren zur Abwägung der Wettbewerbsvorteile und Versorgungsrisiken genutzt werden kann und der es ihnen ermöglicht, den Mehrwert eines neuen Lieferanten abhängig von Parametern wie Produktionskosten, Kapazität, Vorlaufzeit, Ausfallrisiko und Registrierung der Produkte in den Ländern zu bestimmen.

Die sich an den Vortrag anschließende Diskussion konzentrierte sich vor allem auf die Übertragbarkeit des Modells auf andere pharmazeutische Produkte und entwicklungspolitische Bereiche sowie auf interdisziplinäre Aspekte; diskutiert wurde beispielsweise über den politischen Einfluss auf (vor allem staatliche) Entwicklungshilfeorganisationen und deren Vergabeentscheidungen.

Im Wintersemester 2017/18 wird das Junge Afrikazentrum erneut ein JAZ-Kolloquium ausrichten. Wenn Sie Interesse haben, Ihr Forschungsprojekt vorzustellen, wenden Sie sich bitte an jaz@uni-wuerzburg.de.

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