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Auszeichnung für drei Forscherinnen aus Leidenschaft

10/15/2021

Coronabedingt musste die Verleihung des ZONTA-Wissenschaftspreises 2020 abgesagt werden. Das wurde nun nachgeholt – und gleichzeitig wurden zwei Preise für 2021 an talentierte Nachwuchsforscherinnen der Uni Würzburg vergeben.

Verleihung des ZONTA-Wissenschaftspreises an (von links) Caroline Morbach, Neva Caliskan und Agnieszka Nowak-Król durch ZONTA-Präsidentin Christine Martin.
Verleihung des ZONTA-Wissenschaftspreises an (von links) Caroline Morbach, Neva Caliskan und Agnieszka Nowak-Król durch ZONTA-Präsidentin Christine Martin. (Image: Tim Schnyder/HIRI)

Der ZONTA-Club Würzburg verlieh in diesem Jahr gleich drei Wissenschaftspreise an junge Forscherinnen der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Die Preisverleihung fand am 13. Oktober 2021 im Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) statt. Überreicht wurden dabei zwei Wissenschaftspreise für 2021 sowie der letztjährige ZONTA-Wissenschaftspreis, dessen Verleihung 2020 aufgrund der Corona-Lage abgesagt werden musste.

ZONTA-Präsidentin Christine Martin stellte im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Wissenschaft sowie mehrerer Frauenvereinigungen die drei Preisträgerinnen vor. Die mit jeweils 2000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt für 2020 Juniorprofessorin Agnieszka Nowak-Król. Für 2021 wurden zwei Preisträgerinnen ausgezeichnet, da die Jury beide Bewerberinnen für gleichermaßen qualifiziert erachtet: Juniorprofessorin Neva Caliskan und Privatdozentin Caroline Morbach.

In ihrem Grußwort würdigte JMU-Vizepräsidentin Caroline Kisker die Preisträgerinnen als ein vorbildliches Beispiel für eine nachhaltige Geschlechtergleichstellung im Universitätsleben. An der JMU engagierten sich Universitätsleitung, Fakultäten und Verwaltung mit Nachdruck für dieses Ziel. Das Konzept trage bereits Früchte: 2018 habe die gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder das Konzept der JMU für Gleichstellung und Personalentwicklung auf dem Weg zur Professur mit dem Prädikat „Gleichstellung Ausgezeichnet!“ gewürdigt. Aktuell liegt der Anteil der Professorinnen an der JMU bei rund 26 Prozent. Auch auf den anderen Ebenen zeigen sich deutliche Fortschritte: 2019 waren 59 Prozent der Studierenden weiblich, bei den Promovierenden waren es knapp 50 Prozent und der Frauenanteil bei Habilitationen lag bei gut 27 Prozent. „Auf diese Erfolge sind wir sehr stolz, aber es bleibt noch viel zu tun, insbesondere im MINT-Bereich“, sagt Kisker.                                                                                                                                                                                                                                                           

Der ZONTA-Wissenschaftspreis

Der ZONTA-Club Würzburg vergibt seit 1995 in Zusammenarbeit mit der Frauenbeauftragten der JMU seinen Wissenschaftspreis an Naturwissenschaftlerinnen der JMU. Der Preis wird für exzellente und überdurchschnittliche Leistungen in Forschung und Lehre vergeben sowie für ein Engagement in der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft. Gewürdigt wird auch, dass wissenschaftliche Höchstleistungen mit Kindern und Familie in Einklang gebracht werden. ZONTA möchte damit einen Beitrag leisten, um Frauen in den MINT-Fächern, in denen sie nach wie vor unterrepräsentiert sind, zu unterstützen und ihre Arbeit öffentlich sichtbar zu machen.

Preisträgerin 2021: Neva Caliskan

Neva Caliskan (38) forscht seit 2018 als Juniorprofessorin an der JMU und leitet am HIRI die Arbeitsgruppe „Rekodierungsmechanismen in Infektionen“. Die zweifache Mutter studierte Molekularbiologie und Genetik an der Middle East Technical University in Ankara (Türkei) und arbeitete 2005 als Gastwissenschaftlerin am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. 2009 machte sie ihren Master an der International Max Planck Research School for Molecular Biology (Göttingen). Nach Abschluss ihrer Doktorarbeit (2013) arbeitete sie am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, zunächst als Postdoc in der Abteilung für Physikalische Biochemie, von 2015 bis 2017 als Projektleiterin.

In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sich die Forscherin mit den Vermehrungsstrategien von Viren und deren Proteinsynthese in Wirtszellen. Eine Strategie namens „Ribosomale Leserasterverschiebung" ist für die Vermehrung von Viren essentiell. Caliskan untersucht die Relevanz dieses Phänomens in menschlichen Zellen, und welche Wirtsfaktoren sich auf Corona-Infektionen auswirken. Ihre Forschungsgruppe hat vor kurzem ein humanes Protein identifiziert, das die Leserasterverschiebung beeinflussen kann und damit die Proteinsynthese und die Vervielfältigung von Coronaviren hemmt. Ihr Ziel ist es, diesen Mechanismus beim Menschen besser zu verstehen, um neue Therapien gegen Virusinfektionen entwickeln zu können.

Preisträgerin 2021: Caroline Morbach

Arbeitsschwerpunkte von Caroline Morbach, die Senior Clinician Scientist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) ist, sind Herzinsuffizienz und Echokardiografie. Sie studierte von 1999 bis 2005 Humanmedizin an der JMU, 2006 folgte die Promotion im Fachbereich Innere Medizin zum Thema Stress-Echokardiografie. 2010 wurde sie Fachärztin für Innere Medizin, 2019 Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie. Die Habilitation folgte 2021. Die 42-jährige ist Mutter von zwei Kindern.

Morbach führte Untersuchungen im Rahmen der STAAB-Kohortenstudie durch, bei der 5000 Würzburgerinnen und Würzburger teilnahmen, um die Häufigkeit und Einflussfaktoren von Herzinsuffizienz zu identifizieren. „Erste Ergebnisse wiesen darauf hin, dass Risikofaktoren, die insbesondere bei Frauen die Entstehung einer Herzinsuffizienz begünstigen könnten, bislang nicht gut verstanden sind und somit seltener erfasst und therapiert werden. Zudem scheint das weibliche Myokard gegenüber bestimmten Risikofaktoren deutlich empfindlicher zu sein als das männliche, so dass man gegebenenfalls geschlechtsspezifische Grenzwerte und Therapieziele definieren muss.“ Hier wolle sie weiter forschen, um geschlechtsspezifische Determinanten der Herzinsuffizienz zu identifizieren und individualisierte Therapieoptionen zu erarbeiten.

Preisträgerin 2020: Agnieszka Nowak-Król

Die Chemikerin und Juniorprofessorin Agnieszka Nowak-Król (37) dringt tief in die Geheimnisse spezieller Borverbindungen ein. Diese Verbindungen können zum Beispiel organische Solarzellen effektiver machen. In ihrer Habilitationsarbeit, so die Wissenschaftlerin, wolle sie das Potenzial untersuchen, das aus der Kombination der optischen und elektronischen Eigenschaften von Borverbindungen mit jenen Eigenschaften entsteht, die sich aus ihrer Geometrie ergeben. Ihre Forschungen zielten darauf ab, bestimmte Borverbindungen zu synthetisieren, was durch einen neuartigen, modularen Syntheseansatz geschehe.

Agnieszka Nowak-Król ist erst die zweite Chemikerin, die den Zonta-Preis erhält. Für sie sei die Auszeichnung „eine Ehre“. Sie begrüße es, dass der Würzburger ZONTA-Club auf diese Weise auf die Situation von Frauen in der Wissenschaft aufmerksam mache. „Dies ist nicht leicht. Weshalb sich viele Forscherinnen gegen eine Familie entscheiden. Das ist sehr schade", so Nowak-Król.

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