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Prof. Alfred Forchel, Physik, emeritierter Präsident der Uni Würzburg

06/02/2010

Aktuell: emeritierter Präsident der Julius-Maximilians-Universität Studium: Physik

Prof. Alfred Forchel, Präsident der Uni Würzburg (Foto: Privat)

Professor Alfred Forchel ist seit Oktober 2009 Präsident der Julius-Maximilians-Universität
Wichtige Ziele der neuen Universitätsleitung betreffen die Überarbeitung der Bachelor-Studiengänge, die Vorbereitung auf den doppelten Abiturjahrgang 2011 mit der Inbetriebnahme des neuen Hubland Campus (ehemaliges Leighton-Gelände), die Stärkung der Forschungsleistung über Drittmittel auch in Bereichen, die bislang weitgehend ohne extern geförderte Projekte forschen und die Initiierung neuer, dringend benötigter Bauvorhaben. Dazu gehört die Einrichtung neuer Studiengänge sowie die Gewinnung hochqualifizierter Kandidatinnen und Kandidaten für Professuren. Die Internationalisierung der Universität wird mit neuen Partnerschaften zu leistungsstarken Universitäten auf allen Kontinenten unterstrichen und durch eine Erhöhung des Studierendenaustausches verstärkt. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Zusammenarbeit mit allen Gymnasien Unterfrankens und der angrenzenden Regionen, um den zukünftigen Studierenden die Vielfalt der Studiengänge der Universität und die anschließenden Karrierewege aufzuzeigen.

In einer Kooperation von Zentralverwaltung, Fakultäten und Studierenden werden die Bachelor- und Masterstudiengänge wie auch die neuen modularisierten Lehramtsstudiengänge in ihrem Ablauf optimiert und besser an die Bedürfnisse der Studierenden und Lehrenden angepasst. Eine zentrale Rolle spielt hierbei das neu eingerichtete Zentrum für innovative Lehre und Studieren (ZILS). In der Forschung stellt ein erfolgreiches Abschneiden bei der kommenden Exzellenzinitiative ein wichtiges Ziel dar, aber auch die Förderung kleinerer Forschungsvorhaben in allen Bereichen. Die fachübergreifende Zusammenarbeit von Fakultäten in der Forschung sowie bei der Graduiertenausbildung ist eine besondere Stärke unserer Alma Julia und wird daher weiter ausgebaut.

Auch in der internationalen Zusammenarbeit und Forschung ist Alfred Forchel besonders engagiert. Im Mai 2010 erhielt er den Kopernikus-Preis, der gemeinsam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP) verliehen wird. Außerdem wurden weitere Partnerschaften mit Universitäten geschlossen, die den Austausch von international Studierenden fördern und die Forschung über Grenzen hinweg erweitern, wie z.B. mit der University of Tokyo, Cape Town University u.v.m. Gerade durch den internationalen Austausch können interessante Erfahrungen gesammelt werden, da eine Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Kulturen an gemeinsamen Projekten neue Strategien und Horizonte eröffnet.



Herr Professor Forchel, welche Aspekte haben Sie im Jahr 1990 dazu bewogen, aus Stuttgart den Ruf an die Universität Würzburg anzunehmen?

An der Universität Würzburg wurde damals auf Initiative von Herrn Prof. G. Landwehr ein internationales Zentrum für Mikro- und Nanostrukturierung eingerichtet. Dieses Zentrum bot bereits damals – wie auch noch heute – eine einzigartige technologische Infrastruktur und damit die Voraussetzungen zu international sichtbarer Wissenschaft – sowohl in der Grundlagenforschung wie in der anwendungsorientierten Forschung.

Insgesamt schätze ich an der Universität zum einen die Fächervielfalt und damit einhergehend die Vielzahl von individuellen (Aus-)Bildungswegen, und zum anderen die Forschungsstärke, die besonders in der Medizin und den Lebens- und Naturwissenschaften zur Bildung starker Zentren geführt hat. Gleichberechtigt dazu stehen herausragende Individualforscher in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften.

Die Universität lebt, entwickelt sich beständig weiter, insgesamt eine spannende Sache.



Was gefällt Ihnen besonders an der Stadt Würzburg?

Würzburg ist eine wunderschöne Stadt in einer attraktiven Umgebung. Die Stadt hat eine hohe Lebensqualität und ist gleichzeitig gut zu Fuß erlebbar. Die umliegenden Weingegenden mit vielen gut erhaltenen, historischen Ortskernen sind ebenfalls eine Reise wert. Als meine Frau und ich vor mehr als zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Unterfranken kamen, hat uns das sehr positiv überrascht – die Überraschung ist inzwischen gewichen, aber der positive Eindruck ist geblieben.

Im Herbst findet unsere erste DAAD-geförderte internationale Genderwoche statt. Wo und wie begegnen Sie als Präsident, aber auch als Physiker dem Thema Gender?
Geschlechtsspezifische Fragestellungen, aber auch Sichtweisen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen werden im Moment an der Universität noch zu wenig berücksichtigt. Wir können alle profitieren, wenn wir uns diesen Themen mehr öffnen bzw. das entsprechende Angebot ausweiten.

Die Universität unterstützt die Weiterentwicklung des gleichstellungsorientierten Handelns. Ganz besonders setze ich mich für die Unterstützung von Berufungen von Professorinnen ein. In Zusammenarbeit mit den Fakultäten hat die Universität diesbezüglich bereits wichtige Schritte eingeleitet und umgesetzt. Es ist aber noch ein längerer Weg der Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen vom Studium bis zur Habilitation; da sind noch weitere gemeinsame Anstrengungen nötig.

Im Zusammenhang mit der Internationalisierung erhoffe ich mir, bei künftigen Berufungen auch Professorinnen aus dem Ausland für die Universität zu gewinnen.



Was ist Ihre persönliche Meinung zum Thema?

Hier ist für mich das Vorgehen klar: Die Universität sollte immer versuchen, den Studien- und Arbeitsalltag verträglich mit den Anforderungen im außeruniversitären Bereich zu gestalten.

Es ist wichtig, eine gute Balance zwischen Beruflichem und Privatem zu finden, dazu gehört auch die Verankerung in der Familie. Allerdings muss ich leider eingestehen, dass ich nicht gerade entsprechend diesem Bild arbeite und lebe.



Herr Forchel, Sie sind seit dem Jahr 2009 in Ihrem Amt als Präsident der Julius-Maximilians-Universität. Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer Amtszeit? Was ist die größte Herausforderung?

Besonders faszinierend am Amt des Präsidenten einer so großen Universität ist für mich  die Vielfalt der Fragestellungen, mit denen man täglich konfrontiert wird. Ich lerne täglich dazu, sei es in einer Antrittsvorlesung in der Medizin oder in Diskussionen zu Studienbeiträgen, zur Nutzung der Leightons usw.

Aus der jüngsten Zeit möchte ich besonders ein Ereignis hervorheben, die Protestaktion zu den Sparplänen der Staatsregierung im Hochschulbereich im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs. Durch die spontane Beteiligung von vielen Lehrenden und Studierenden konnten wir der Politik ein wichtiges Signal geben.

Die größte Herausforderung ist sicherlich – angesichts der Pläne der Staatsregierung zur Vermeidung einer Neuverschuldung – die Sicherung einer ausreichenden Finanzierung der Universität Würzburg, wie auch der anderen bayerischen Universitäten insbesondere zur Bewältigung des doppelten Abiturjahrgangs 2011. Hinzu kommen vielfältige Anstrengungen im Rahmen der Exzellenzinitiative.

Viele wichtige Entscheidungen wurden auf den Weg gebracht, dabei spielt auch der Erfahrungsschatz unserer Alumni eine wichtige Rolle zur Weiterentwicklung unserer Alma Julia. Daher ermuntere ich unsere Ehemaligen, sich auch in Zukunft für die Universität Würzburg zu interessieren und diese mit Rat und Tat  zu unterstützen. Gerne sind wir offen für Ihre Anregungen und Erfahrungen als ein Teil unserer Zukunft. Daher freue ich mich sehr über Ihre Beiträge und Mitwirkung.



Vielen Dank für das Gespräch!

By Michaela Thiel

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