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Zentrum für Geschichte der Psychologie

Nach 135 Jahren zurück in Würzburg

17.04.2014

Das Adolf-Würth-Zentrum erhält aus Privatbesitz den historisch bedeutsamen Nachlass von Professor Carl Stumpf (1848-1936).

Ingeborg Stumpf und Prof. Dr. Armin Stock bei der Unterzeichnung des Schenkungsvertrags. (Foto: E. Gildemann)

Schnell waren sich die Familie Stumpf und Prof. Armin Stock vom Zentrum für Geschichte der Psychologie in den Verhandlungsgesprächen einig geworden. Der über Jahrzehnte in einem Privatarchiv exzellent gepflegte Nachlass Carl Stumpfs sollte dem Adolf-Würth-Zentrum der Universität Würzburg übereignet werden. Seit März 2014 sind die Dokumente nun in Würzburg und stehen der wissenschaftshistorischen Fachwelt über ein online-Findbuch zur Verfügung.

Der Nachlass des Psychologen und Philosophen Prof. Dr. Carl Stumpf (1848-1936) steht in enger Beziehung zur Geschichte der Universität Würzburg. Carl Stumpf wurde am 21. April 1848 in Wiesentheid nahe Würzburg geboren. Bereits im Alter von 17 Jahren immatrikulierte er sich 1865 an der Universität Würzburg. Hier lernte er den dort tätigen Philosophen Franz Brentano (1838-1917) kennen und wurde dessen Schüler. Da Brentano jedoch noch nicht das Recht zur Betreuung von Promotionen hatte, wechselte Stumpf auf Empfehlung Brentanos vorübergehend an die Universität Göttingen, um 1868 bei Rudolf Hermann Lotze (1817-1881) zu promovieren und 1870 dort zu habilitieren. 1873 wurde Carl Stumpf im Alter von 25 Jahren als einer der jüngsten Professoren der Philosophie an die Universität Würzburg berufen. Er blieb in Würzburg bis 1879, bevor er einen Ruf nach Prag annahm, dem weitere Rufannahmen nach Halle (1884), München (1889) und Berlin (1894) folgten. In seinen Würzburger Jahren begann Stumpf - mit der Unterstützung des Physikprofessors Friedrich Kohlrausch (1840-1910) – sich dem Forschungsgebiet der Tonpsychologie zuzuwenden. Dieser Arbeitsrichtung blieb er bis zum Ende seiner wissenschaftlichen Tätigkeit treu. Zu den Schülern Stumpfs gehörten unter anderen die später weltberühmt gewordenen Gestaltpsychologen Wolfgang Köhler (1887-1967), Max Wertheimer (1880-1943) und Kurt Koffka (1886-1941).
Im Jahr 1900 gründete Carl Stumpf das Berliner Phonogramm-Archiv, das 1999 in die UNESCO-Liste „Memory of the World“ aufgenommen wurde.
„Unter den Dokumenten des Nachlasses befinden sich Korrespondenzen mit nahezu allen bekannten Namen der Psychologie des 19. Jahrhunderts“, schwärmt Prof. Stock.
„Für das Adolf-Würth-Zentrum ist dieser Nachlass ein sehr wertvoller Zugewinn“, so Prof. Stock, „und großer Dank gebührt der Familie Stumpf, die dem Adolf-Würth-Zentrum ihr Vertrauen schenkte“.

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