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Bericht Samara Konferenz

Nachbericht zur Alumni-Konferenz in Samara

Anfang Juni hat das Alumni-Büro der Universität Würzburg in der russischen Universitätsstadt Samara zu einer Alumni-Konferenz eingeladen. Hier einige Stimmen von Beteiligten.

Mit dem Deutsch-Russischen Forum e.V. kooperiert die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) seit 2017. Die Zusammenarbeit beinhaltet gemeinsame Alumniprojekte, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert werden. Erstmals fand im Rahmen der Kooperation nun eine DAAD-Alumni-Konferenz in der russischen Stadt Samara statt. Mit der dortigen National Research University pflegt die JMU seit 2010 eine universitätsweite Partnerschaft.

Samara an der Wolga liegt etwa anderthalb Flugstunden östlich von Moskau entfernt. Mit ihren 1,3 Millionen Einwohnern ist die Stadt ein Zentrum für die Entwicklung und den Bau russischer Weltraum-Raketen. Aktuell ist sie auch Austragungsort der Fußball-WM 2018.

Germanistik, Slawistik, Weltraumforschung

Im Mittelpunkt der Konferenz, die vom 7. bis 9. Juni 2018 stattfand, standen die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Fachbereichen Germanistik/Slawistik sowie den Weltraumwissenschaft und der Luft- und Raumfahrtinformatik.

Repräsentiert wurden diese Partnerschaften bei der Konferenz von den Professorinnen und Professoren Sergey Dubinin, Nadezhda Ilyuhina und Andreas Ebbinghaus sowie von Dr. Elena Dieser (Slawistik), von den Professoren Wolf Peter Klein und Matthias Schulz (Germanistik), außerdem von den Professoren Igor Belokonov und Klaus Schilling sowie von Doktorandin Anna Aumann (Weltraumwissenschaft, Luft- und Raumfahrtinformatik).

Bei der Konferenz befragte Michaela Thiel vom Alumni-Büro der JMU einige der Wissenschaftler.

Nadezhda Ilyuhina ist in Samara Lehrstuhlinhaberin für russische Sprachwissenschaft. Sie ist durch ihren DAAD-geförderten Aufenthalt zur „klassischen“ Alumna der JMU geworden und hat sich intensiv mit verschiedenen Aspekten der russischen und deutschen Kultur beschäftigt. Spannendes Thema, meint Michaela Thiel:

Frau Professor Ilyuhina, welche Themen haben Sie behandelt und was an Ihrem Aufenthalt in Würzburg ist besonders in Ihrer Erinnerung geblieben?

Ilyuhina: Es ist schwer, aus den vielen Erinnerungen an die Arbeit an der Universität Würzburg eine einzelne herauszugreifen. Ich schätzte das dichte Programm meines Aufenthaltes: die Arbeit in der Lehre (die von mir entwickelten neuen Lehrdisziplinen „Sprache und nationale Stereotypen“, „Entwicklungsprozesse in der russischen Sprache der jüngsten Zeit“, „Die Dynamik der Sprachnormen des Russischen an der Grenze zweier Jahrhunderte“, „Die politische Publizistik in Russland vor und nach der Perestroika“, „Schlüsselkonzepte im sprachlichen Weltbild des Russischen“), die intensiven wissenschaftlichen Kontakte (Vorträge, Diskussionen in verschiedenen Universitäten und wissenschaftlichen Zentren, Konsultationen), die vielfältigen kulturellen Ereignisse (Lesungen und Konzerte, Besuche von Museen in Würzburg, Berlin, München, Bamberg, Tübingen und anderen Städten), die privaten Begegnungen mit den Kollegen und ihren Familien in einer Atmosphäre des Vertrauens, der Offenheit, des aufrichtigen Interesses und der Gastfreundschaft.

Herr Professor Dubinin, welchen Stellenwert hat für Sie die Partnerschaft zwischen der Universität Samara und der Universität Würzburg?

Dubinin: Wir freuen uns über die gründliche fachliche Schulung der Dozierenden und Studierenden aus Samara in der traditionsreichen „Würzburger Werkstatt“. Wir bezeichnen oft den Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft der JMU als unsere „Kader-Schmiede“. Unsere Partnerschaft geht sozusagen schon über Generationen: Der erste von insgesamt fünf Kollegen, die als Auslandsgermanisten an der JMU an ihren Dissertationen arbeiteten, promovierte 2005. Meine an der JMU vorbereitete Habilitation zur deutschen Sprachgeschichte, die mich zur Lehrstuhlleitung führte, geschah 2002. Das Programm des Kurzlektorats an unserer Abteilung für Germanistik ist 18 Jahre alt. 14 Kollegen vom Institut für deutsche Philologie der JMU waren daran beteiligt, manche sogar mehrmals.“

Weltraumwissenschaft und Informatik

Anna Aumann, die in ihrer Zeit als JMU-Studentin der Luft- und Raumfahrtinformatik eine Sommerschule in Samara besuchte, befasst sich inzwischen als Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Würzburger Zentrum für Telematik e.V. mit der Lageregelung von Satelliten.

Frau Aumann, geben Sie uns bitte einen kurzen Einblick in Ihre tagtägliche Arbeit, damit wir besser verstehen, wie sich das Zentrum für Telematik e.V. mit Raumfahrt beschäftigt?

Aumann: Am Zentrum für Telematik e.V. beschäftigen wir uns hauptsächlich mit Kleinstsatelliten, also beispielsweise Nano-Satelliten mit weniger als zehn Kilogramm Masse. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Satelliten-Formationen: Mehrere Kleinstsatelliten sollen dabei im Orbit gemeinsam Aufgaben erledigen. Aber auch die Einzelaufgaben der Satelliten sind wichtig. Um beispielsweise die Kamera-Nutzlast eines Satelliten auf ein Ziel auf der Erde auszurichten, ist eine präzise Lageregelung notwendig. Um dies zu ermöglichen, führe ich an meinem Arbeitsplatz Simulationen durch, analysiere verschiedene Regelungsalgorithmen und arbeite mit meinen Kollegen am Entwurf eines neuen Lageregelungssystems mit verschiedenen Sensoren und Antriebsmöglichkeiten. Eines unserer aktuellen Projekte ist die Telematics Earth Observation Mission (TOM), bei der eine Formation aus drei Satelliten Vulkanaschewolken dreidimensional vermessen soll.

Für Außenstehende ist das Thema Weltall im wahrsten Sinne sehr weit weg. Was hat Ihnen persönlich den Anstoß dazu gegeben, in diesem Bereich zu arbeiten?

Raumfahrtprojekte sind sehr intensiv und verlangen oft, an den Grenzen des Möglichen zu arbeiten. Die Universität Würzburg bietet mit dem Bachelor-Studiengang Luft- und Raumfahrtinformatik eine einzigartige Möglichkeit, in dieser Region in der Raumfahrtbranche Fuß zu fassen. In allen Lehrstühlen des Instituts für Informatik, die sich mit Weltraumtechnik befassen, und auch am Zentrum für Telematik e.V. besteht für die Studierenden die Möglichkeit, frühzeitig bei aktuellen Projekten mitzuarbeiten. Der Studiengang Luft- und Raumfahrtinformatik fokussiert sich im Gegenzug zu Luft- und Raumfahrttechnik-Programmen wie in München oder Stuttgart auf die Datenverarbeitung und Avionik in Luft- und Raumfahrzeugen.

Inwieweit ist die Partnerschaft mit Russland förderlich, bezogen auf Ihre Branche?

Russland ist geschichtlich betrachtet eine beachtliche Größe in der Raumfahrtbranche. Der erste Mensch im Weltall, Iurii Gagarin, war aus der Sowjetunion. Unser Astronaut Alexander Gerst ist erst vor kurzem mit einer russischen Sojus-Rakete zu seiner Mission auf die ISS (Internationale Raumstation) gestartet. Allein deshalb ist es natürlich interessant, sich mit Russland zu verpartnern. In der Partnerschaft mit Professor Belokonov ist es besonders interessant, gemeinsam beispielsweise Kleinstsatellitenprojekte zu verwirklichen. Der wissenschaftliche Austausch kann dabei helfen, schnell großartige Innovationen hervorzubringen – dafür sind Kleinstsatelliten besonders geeignet, da die Entwicklung meist nicht allzu lange dauert und daher schnell neue Methoden direkt im Orbit ausprobiert werden können.