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Alumni Uni Würzburg - 1000 Careers One Story

Prof. Dr. Irina Sizova

Prof. Dr. Irina Sizova

Aktuelle Tätigkeit

Staatliche Universität in St. Petersburg, Fakultät für Soziologie, Lehrstuhl für angewandte Soziologie

Berufliche Interessen

Ich habe lange in der Arbeitsmarktpolitik geforscht, an Gruppen, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. In letzter Zeit interessiere ich mich für die digitalen Kompetenzen von Arbeitskräften. Aktuell studiere ich, wie sich der Arbeitseinsatz unter dem Druck der Pandemie verändert hat und welche neuen Digitalisierungseffekte durch den Lockdown entstanden sind. Zugleich erforsche ich die Frage, wie die Corona-Krise die sozialen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt und in der Beschäftigung verschärft. Ich untersuche insbesondere Tätigkeiten und Berufe, bei denen man heute über ein neues prekäres Arbeitsfeld spricht.

Berufliche Stationen

1998 - «Deutsch als Fremdsprache», Goethe-Institut, Göttingen, Deutschland

1998-1999 - Jahresstipendium DAAD (Fridrich-Wilhelm-Universität, Bonn, Deutschland,)

1999 - Promotion zum Thema: «Die Sozialpolitik bei der Restrukturierung der Kohlebergbau in Deutschland: 1949-1969»

2007 - Immanuel-Kant-Forschungsstipendien und -aufenthalte des DAAD und russische Bildungsministerium

2007 - Teilnehme an einem internationalen wissenschaftlichen Projekt «Der Kinderwert und intergenerationale Beziehungen” (zusammen mit Technischer Universität Chemnitz (Pairfam)

2009 - Habilitation zum Thema: «Modernisierung des konservativen Sozialstaates im Bereich von Arbeitsverhältnissen: soziologische Analyse».

2009- 2012 - Teilnahme am Tempus-Programm “Modernisierung der Ausbildung für Sozialarbeit in Russland”

1995-2014 - Arbeit am Lehrstuhl für Gesamte Soziologie und Sozialarbeit, Fakultät für Sozialwissenschaft, Staatliche Universität in Nizhny Novgorod

2012-2015 - Teilnahme am Tempus-Programm “Europian Neighbourhood Policy Law and Good Governance (EUNEG)

2012 - Stipendium Erasmus Mundus Action 2 (EMA2) (Universität Duisburg-Essen)

2014 - 2016 –-Professorin am Lehrstuhl für Geisteswissenschaft, Higher School of Economics

2016 - Teilnehme an VIII Deutsch-Russisches Konferenz für Alumni deutscher Förderprogramme in Smolensk „Projektmanagement im Kontext der interkulturellen Kommunikation“

seit 2017 - Professorin an der Sankt-Peterburg Universität

2017-2018 - DAAD-Stipendium (Wiedereinladung für ehemaligen Jahresstipendiaten), Universität Duisburg-Essen

 

Wie würden Sie den Begriff Identität beschreiben - was ist Identität für Sie? (welche Begriffe spielen für den Begriff eine Rolle: Sport, Nationalität, Geschlecht, Beruf, Alter, Gewohnheiten)?

Allgemein war Identität schon immer ein wichtiges Konzept für die Soziologie. Als kollektive Eigenschaft wird sie verwendet, um die Gruppenzugehörigkeit von Menschen verschiedener Art (Gemeinschaften, Klassen, Bewegungen) anzuzeigen, um verschiedene Stile und Lebensbereiche von Menschen zu bestätigen. Die hier gestellte Frage, soweit ich sie verstanden habe, wird jedoch mehr über meine persönliche Identität gestellt und es ist sowohl interessant als auch schwierig, sie zu beantworten. Die soziale oder kollektive Identität ist notwendig, um die Komplexität des gesellschaftlichen Lebens zu reduzieren. Tatsächlich bedeutet das, Menschen zu typisieren, um leichter zu verstehen mit wem man es zu tun hat, mit wem man es überhaupt zu tun haben könnte. In diesem Prozess der Typisierung aber werden die einzigartigen und interessantesten Merkmale des Individuums, der Persönlichkeit, vernachlässigt. Daher ist es wichtig, sich häufiger solche Fragen zu stellen: Wie würdest du dich selbst identifizieren? Wer bist du?
Meine Identität ist fließend, sie verändert sich ständig. Für den normalen Alltag verbinde ich sie mit Begriffen wie Geschlecht, Nationalität, Alter und Beruf. Außerdem kann man solche wichtigen Themen wie Familie, Religion, Sprache, Bildung, Wohnort und Lebensstandard, Umgebung etc. hinzufügen. Je reicher das Leben eines Menschen ist, desto mehr braucht er Dinge, um seine persönliche Identität zu beschreiben, und umgekehrt. Zudem ändert sie sich unter dem Einfluss vieler Faktoren und Lebensumstände: Erfolge und Misserfolge, Gesundheit und Krankheit, Mobilität und Stabilität, Sozialität und Einsamkeit korrigieren die Selbstwahrnehmung und das Verhalten.
 

Mit welcher Kultur (nicht Nationalität; Werte/Sitten/Traditionen/Region/Wohnort, Land, in dem Sie wohnen, ...) identifizieren Sie sich? Was ist besonders wichtig für Sie?

Natürlich mit Russland! Russland ist eine riesige Schicht aus Geschichte und Kultur. Die Multinationalität und der große Raum verleihen dem Land und der Bevölkerung eine besondere Note und einzigartige Eigenschaften, und natürlich bildet es einen Komplex von Bräuchen und Traditionen. Ich wohne in St. Petersburg, das als «nördliche Hauptstadt», «Kulturhauptstadt», «Nordpalmyra» oder «Nordvenedig», «Stadt der drei Revolutionen» usw. bezeichnet wird. Diese Namen zeigen bereits die besonderen und wichtigen Merkmale dieser russischen Stadt. Vieles hängt für mich mit der Blockade Leningrads im Zweiten Weltkrieg zusammen. In der Stadt und Umgebung befinden sich viele Gedenkfriedhöfe und Kriegsdenkmäler. Diese Seite der Geschichte ist noch sehr frisch im Gedächtnis der Leningrader und Petersburger (in Kunst, Poesie, historische Zeugnisse und Dokumente, lebende Menschen, die den Krieg und die Blockaden und ihre Nachkommen, Denkmäler der Architektur, Gedenkstätten uvm.). Heutzutage ist es für mich besonders wichtig, modern zu sein, mit der Zeit Schritt zu halten, aber dennoch auch die Vergangenheit nicht zu vergessen und an die Zukunft zu denken. Die Menschen um mich herum und ihr Wohlbefinden sind mir wichtig. Ich denke viel über Kinder und ihre Zukunft nach, wie sie leben werden und was unsere Generation ihnen überlassen wird. Deshalb sind die pragmatischsten Dinge, auf deren Grundlage das Leben eines jeden Menschen aufgebaut wird, noch wichtig: materielle Mittel, Arbeit, kulturelle Freizeit, Umwelt.


Inwiefern hat Ihr Deutschlandaufenthalt Ihre Identität erweitert/verändert (z. B. durch Abgrenzung oder Annährung zu den 'Deutschen', Austausch und Weitergabe der eigenen kulturellen Werte, ...)?

Der mehrfache Aufenthalt in Deutschland hat meine Identität sehr stark beeinflusst. Ich werde den ersten Besuch am Ende der 1990er Jahre nie vergessen. Es war ein sehr großes Ereignis – die erste Auslandsreise überhaupt, die erste Abreise von zu Hause für eine lange Zeit... Ich bin irgendwie aus der Schale geschlüpft und war in einer großen Welt, die mich einfach mit ihrer Pracht betäubt hat. Wie man in diesen Fällen sagt, gab es bei mir einen Kulturschock, der sich für eine lange Zeit in mein Bewusstsein einprägte und mein nachfolgendes Verhalten auf vielerlei Weise beeinflusste. Übrigens bedauere ich das jetzt teilweise. Zum Beispiel habe ich oft unbewusst in meiner Wahrnehmung von Russland fremde und unvereinbare Ansichten reproduziert. Und ich sehe leider, wie es auch heute oft junge Wissenschaftler machen, die im Ausland gelernt haben und dort Orte, Beziehungen und Werte haben, die sie lieben. Ich hoffe, dass auch sie weiser werden.
In Deutschland selbst fühle ich mich immer wohl. Wenn es möglich wäre, eine zweite Heimat zu wählen, würde ich mich ohne zu zögern für Deutschland entscheiden. Mir stehen viele Eigenschaften des deutschen Lebens und der Kultur nahe – Verantwortung, Disziplin, Ernsthaftigkeit. Die protestantische kumulative Logik ist nahe, sogar scheinbar weit entfernt für Russen. Im Gegensatz zu vielen, die die Deutschen für gierig halten, sehe ich darin einen ganz normalen menschlichen Sinn – Ressourcen nicht zu verschwenden, sondern zu schützen. Das ist wirklich großartig! Ich wünsche mir, dass sich dieses Verhalten weiter verbreitet. Ich habe echte Freunde in Deutschland, es gab sogar Liebe. Ich kann nicht mehr lange Zeit ohne nach Deutschland zu kommen, vor allem an den Rhein zieht es mich immer wieder.
 

Was wären aus Ihrer Sicht Maßnahmen, die die Annährung und den Austausch zwischen der russischen und der deutschen Kultur vorantreiben könnten?

Nichts verbindet Menschen und Völker so sehr wie Interesse und Verständnis, aber auch Gemeinsamkeiten. Alle Aktivitäten oder Ereignisse, die auf diesen Grundlagen basieren, können wirksam sein und zur Annäherung beitragen. Aber auch historische Perioden können unterschiedlich sein, heute das eine, morgen das andere. Wenn es in Deutschland jetzt kein Interesse an Russland gibt, dann regt man es nicht gewaltsam an oder umgekehrt. Auch in Russland ist das Verhältnis zu Ausländern aus wohlhabenden Ländern ruhiger geworden. Der Hype der 1990er Jahre ist vorbei. Beide Kulturen sind einander nahe und relativ bekannt. Für mich könnte die Basis für eine Annäherung jetzt ein gemeinsames Projekt sein. Für Soziologen an deutschen Instituten und Universitäten gibt es immer viel zu lernen. Aber ich möchte versuchen, etwas „auf Augenhöhe“ zu tun.

 

Как бы Вы описали понятие «идентичность» - что такое идентичность для Вас? (какие понятия важны: спорт, национальность, пол, профессия, возраст, привычки)?

Идентичность, в целом, всегда было важным для социологии понятие. Как коллективное свойство она используется для указания на групповую принадлежности людей разного рода (сообщества, класс, движения), для выявления различных стилей и сфер жизни людей. Однако вопрос, насколько я поняла, задан в большей степени о личной идентичности и это одновременно интересно и непросто, если на него отвечать. Социальная или коллективная идентичность нужна для того, чтобы редуцировать комплексность общественной жизни. Фактически это означает типизацию людей в целях понимания, с кем ты имеешь дело, с кем вообще можно иметь дело. Но в этом процессе типизации стираются уникальные и самые интересные черты индивида, личности. Поэтому важно, наверное, чаще задавать такие вопросы: как бы ты себя идентифицировал? Кто ты? Моя идентичность очень подвижная, она постоянно меняется. Для нормальной повседневной жизни я ее связываю с такими понятиями, как как пол, национальность, возраст и профессия. Еще, можно добавить такие важные смыслы как семья, религия, язык, образование, место проживания и уровень жизни, окружение…. Чем насыщеннее жизнь у человека, тем больше ему требуется для описания личной идентичности, и наоборот. Еще, она меняется под воздействием многих факторов и жизненных обстоятельств. Успехи и неудачи, здоровье и болезнь, мобильность и стабильность, социальность и одиночество в значительной степени корректируют мое самовосприятие и поведение.
 

С какой культурой (не национальностью, но ценностями / обычаями / традициями / регионом / местом проживания, страной, в которой живете, ...) Вы себя идентифицируете? Что особенно важно для Вас?

Конечно же с Россией! Россия – это огромный пласт истории и культуры. Многонациональность и огромная территория придают особый колорит и уникальные черты стране и населению, архитектуре и инфраструктуре городов и населенных пунктов, и, конечно, формирует комплекс обычаев и традиций. Я проживаю в г. Санкт-Петербург, который называют «северной столицей», «культурной столицей», «северной пальмирой или Венецией», «городом трех революций» и т.д. Эти названия уже отображают особенные и важные черты этого российского города. Многое для меня связана с блокадой Ленинграда во вторую мировую войну. На территории города и области размещено много мемориальных кладбищ и эта страница истории еще очень свежа в памяти ленинградцев и петербуржцев (это искусство, поэзия, исторические свидетельства и документы, живые люди, пережившие войну и блокады и их потомки, памятники архитектуры, мемориалы и многое другое). В настоящее время для меня особенно важно быть современным, идти в ногу со временем, но не забывать прошлое и думать о будущем. Важны люди, меня окружающие и их самочувствие. Я много задумываюсь о детях и их будущем, как они будут жить и что наше поколение им оставит. Поэтому еще важны самые прагматичные вещи, на основе которых строится жизнь любого человека: материальные средства, работа, культурный досуг, окружающая среда.
 

Насколько ваше пребывание в Германии повлияло на вашу идентичность? Изменило ли оно ее (например, сыграло ли роль сближение с «немцами» или, наоборот, отдаление от них, сыграл какую-то ли роль обмен культурными ценностями, ...)?

Многократное пребывание в Германии очень сильно повлияло на мою идентичность. Никогда не забуду первый визит в конце 1990-х. Это было очень большим событием – первый выезд за границу вообще, первый отъезд из дома надолго… Я, как бы, вылупилась из скорлупы и оказалась в Большом Мире, который просто ошеломил меня своим великолепием. Как говорят в этих случаях, случился «культурный шок», на долгое время в печатавшийся в сознание и во многих случаях повлиявший на последующее поведение. Кстати, говоря, я об этом сейчас частично сожалею. Например, часто пыталась, скорее даже неосознанно, переносить выученное чуждое восприятие России. И я вижу, к сожалению, как сейчас также часто поступают молодые ученые, выученные за рубежом или имеющие там полюбившиеся им места, отношения, ценности. Надеюсь, что мудрость придет и к ним. А в самой Германии мне всегда хорошо. Если бы можно было выбрать вторую Родину, я не задумываясь выбрала бы Германию. Мне близки многие свойства немецкого быта и культуры – ответственность, дисциплинированность, серьезность по отношению к делу. Близка, даже, казалось бы, далекая для россиян протестантская накопительная логика. В отличие от многих, которые считают немцев жадными, я вижу в этом вполне нормальный человеческий смысл – не разбрасывать ресурсы, беречь их. Это, правда, здорово! Хотелось бы, чтобы такое поведение было свойственно многим. У меня есть настоящее друзья в Германии, была даже любовь. Уже не могу долгое время не приезжать в Германию, особенно, на Рейн. Тянет.
 

На ваш взгляд, какие меры могли бы способствовать сближению русской и немецкой культур и культурном обмену между Россией и Германией?

Ничего так не сближает людей и народы, как интерес и понимание. Но еще и равенство. Любые мероприятия или события, базирующиеся на этих основаниях, могут быть эффективными, способствовать сближению. Но еще и исторические периоды могут быть разными, сегодня – одно, завтра – другое. Если нет в Германии сейчас интереса к России, то насильно его не стимулируешь. Или наоборот. Даже в России отношение к иностранцам из преуспевающих стран стало спокойнее. Ажиотаж 1990-х гг. ушел. Обе культуры близкие и относительно известные друг для друга. Для меня основой для сближения может быть сейчас совместный проект. Для социологов в немецких институтах и вузах есть всегда чему поучиться. Но хочется именно попытаться что-то сделать «на равных».