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Alumni Uni Würzburg - 1000 Careers One Story

Prof. Achilles Koutsouradis, Jura, Universität Thessaloniki

03.05.2010

Aktuell: Professor an der Universität Thessaloniki Studium: Rechtswissenschaften

Foto: Michaela Thiel

Sie haben sich für das Studium der Rechtswissenschaft entschieden - warum?

Mein Vater ist Rechtsanwalt gewesen, mein Onkel väterlicherseits war Notar wie auch seine Tochter und ihr Sohn. Außerdem sind noch zwei Cousins von mir Rechtsanwälte und eine Cousine Oberrichterin - mir blieb gar nichts anderes übrig.



Was hat Sie zu der Entscheidung bewogen, in Würzburg zu promovieren?

Schon in der Regierungszeit Otto’s von Griechenland (1835-1864) konnten junge Griechen mit Stipendien der bayerischen königlichen Regierung in München Jus studieren. Diese Tradition wird erfreulicherweise bis heute fortgesetzt und ist übrigens durch die enge Verwandtschaft der beiden Rechtsordnungen bedingt. Zum anderen kam ich nach meinem Studienabschluss in Thessaloniki auf Anraten eines (damals) jungen griechischen Professors, der die Alma Julia samt Professorenkorps, sowie Franken, gut kannte, nach Würzburg.

Es gab aber noch einen nicht fachlichen Grund. Während des zweiten Weltkrieges hat meine Familie einen deutschen Soldaten aus Idar-Oberstein namens Rudolf Casper in Schutz genommen und ihm beim Überleben geholfen. Die damals entstandene Freundschaft mit seiner Familie dauert noch an. Rudolf Casper hat mich in den ersten Jahren meines Aufenthaltes in Würzburg moralisch und teils auch finanziell unterstützt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.



Welche Erfahrung in Würzburg bewahren Sie als schönste Erinnerung in Ihrem Gedächtnis?


Das studentische Leben in Würzburg, die Ausflüge im idyllischen Unterfranken, die Weinfeste und ganz besonders die Freundschaften, die ich in Würzburg machte, welche bis heute ungestört andauern und – so hoffe ich - auch die nächste Generation unserer Kindern verbinden wird.



Was sind für Sie die Hauptunterschiede zwischen der deutschen und der griechischen Kultur/Gesellschaft/Alltag und Beruf?


Wegen der EU-Integration merkt man heutzutage kaum noch gravierende Unterschiede. Allgemein finde ich die Deutschen im Vergleich eher zurückhaltend, aber zuverlässiger als die Griechen.



Sie lehren an der Aristoteles–Universität in Thessaloniki und betreiben eine eigene Kanzlei in Athen. Gibt es Unterschiede zum Studium in Deutschland und zum Arbeiten in Deutschland?

Das Studium dauert mindestens acht Semester. Nach zwei erfolgreich bestanden staatlichen Examen erwirbt der Diplomjurist bei uns die Erlaubnis, als Rechtsanwalt tätig zu werden. Mit dem Berufswunsch Notar oder Richter wird eine zusätzliche Prüfung notwendig. Es gibt außerdem eine Richterschule, die man absolvieren muss, wenn man den Richterberuf anstrebt. Ansonsten sehe ich persönlich keine gravierenden Unterschiede. Durch die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU dürfen sogar Anwälte beider Länder im jeweils anderen Land ihren Beruf ausüben.



Wie denken Sie, könnte man ein besseres kulturelles Miteinander unterstützen?

Dafür sind zunächst bewährte Institutionen bzw. Instrumente meiner Meinung nach schon da, beispielsweise Städtepartnerschaften, akademischen Austauschprogramme. Auch den Alumniorganisationen weise ich hierbei eine wichtige Rolle zu.

Ich persönlich bin ein engagierter Befürworter der Zusammenarbeit auf der Hochschulebene. Seit fast 20 Jahren organisiere ich in Zusammenarbeit mit Züricher Kollegen Blockseminare für Studierende der Rechtswissenschaft, die jeweils in Thessaloniki und Zürich stattfinden. Von dieser Zusammenarbeit haben bis jetzt über 100 junge Juristen beider Länder profitiert. Ich wäre besonders froh, wenn Würzburg hier einbezogen würde.



Vielen Dank für das Gespräch!

Von Michaela Thiel

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