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Achim Greser & Heribert Lenz, Grafikdesign, FAZ

01.05.2013

Aktuell: Grafikdesigner bei der FAZ Studium: Grafikdesign

Herr Greser und Herr Lenz (Foto: Privat)

Achim Greser hat sich nach seinem Erststudium an der FH an der Uni Würzburg im Fach Philosophie eingeschrieben. Seinen Kollegen Heribert Lenz hatte er beim Grafikdesignstudium kennen gelernt. Seit dem gehen die beiden einen gemeinsamen beruflichen Weg. Sie waren von 1986 bis 1988 feste Redaktionsmitglieder der Titanic, heute zeichnen Sie unter anderem für die F.A.Z. und den Stern.

Und weil die beiden alles gemeinsam machen und sogar in einem Haus wohnen, haben wir uns für ein gemeinsames Porträt entschieden.



Herr Lenz, auf Ihrer Webseite ist Ihr Motto zu lesen "Jeder Krieg hat seine Opfer, das gleich gilt für den guten Witz". Über welchen Witz haben Sie zuletzt herzlich gelacht? Wann haben Sie sich zuletzt als Opfer gefühlt?

Es kommt nicht so selten vor, dass ich über Arbeiten von Kollegen lache, deren Niveau über die Jahre gleichgeblieben ist und deren Humor ich schätze. Übrigens sind mir diese Zeichner auch im persönlichen Umgang oft sympathischer als andere Kollegen. Als Opfer fühle ich mich häufig, vor allem Opfer von Dummheit und Gedankenlosigkeit. Vielleicht ist das der Grund, dass wir begonnen haben, uns auf diese Weise zu wehren. Die Alternative wäre gewesen, diese Leute zusammenzuschlagen. Das traue ich mir nicht zu. Ich kann mich wohl am besten im Nachhinein mit dem Stift am Zeichentisch rächen. In der unmittelbaren Situation reagiere ich meistens nur empört und sprachlos.


Herr Greser, Sie haben an der Universität Philosophie studiert. Warum?

Um meinen Krankenversicherungsschutz nicht zu verlieren. Ich fand nicht gleich einen Job nach meinem Grafikstudium. Es war eigentlich wurscht, wofür ich mich einschreibe. Philosophie habe ich gewählt aus intellektueller Eitelkeit. Das Fach machte damals noch was her.




Herr Lenz, haben Sie sich ethische Grenzen gesetzt - worüber machen Sie keine Witze?

Es gibt sicher Grundsätze, die sich durch die Lebenserfahrung einstellen. Wenn Achim Greser und ich zusammen nach Ideen zu einem Thema suchen, gibt es kein Tabu. Die Aufgabe der Karikatur ist ja gerade Geschmacksgrenzen zu verrücken und zu überschreiten. Ich freue mich diebisch, wenn sich Leute über unsere Witze aufregen.

Die Weisheit des Alters bringt es mit sich, die Empörung teilweise sogar sehr gut nachvollziehen zu können. Ich reagiere nicht gerne schriftlich auf diese Aufreger, denn das kann heillos lange und unergiebige Briefwechsel nach sich ziehen. Mein Gott, was ist ein erhellender Witz über den Krieg gegen das Anzetteln eines solchen!?




Herr Greser, wie erhalten Sie sich Ihre Kreativität - was tun Sie, wenn Ihnen nichts einfällt (fördert Rauchen die Kreativität; nach einem Blick auf das Bild Ihrer Webseite)?

Wir haben verschiedene Drogenexperimente zur Beförderung der Witzfindung unternommen, mussten aber feststellen, dass diese Sitzungen zwar sehr, sehr lustig sind und man praktisch über alles lacht, die Ergebnisse aber - nüchtern betrachtet - überwiegend unbrauchbar sind. Deshalb bleibt es bei putzeimergroßen Mengen an Kaffee und Zigaretten ohne Füllung. Zum Feierabend gibt es selbstverständlich Bier.




Herr Greser, Herr Lenz, haben Sie "Lieblings-Witzeleute"? Falls ja, welche und warum?

Wir haben nie eine Standardfigur für unsere Cartoons entwickelt. So was mag markttauglich sein, erschien uns aber immer zeichnerisch zu langweilig und für unsere Zwecke auch ungeeignet, weil wir Geschichten aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus erzählen. Von Anfang an speiste sich allerdings der Fundus unseres Typenpersonals aus den kindlichen Erlebniswelten unserer unterfränkischen Heimat. Lenz lässt oft seine Tante Marieluise, Greser gerne seinen Opa Eduard auftreten. Überhaupt spiegelt sich in unseren Zeichnungen viel von der unterfränkischen Landschaft, der Alltagskultur und der stammestypischen Mentalität und Physiognomie ihrer Menschen. Das hat bloß noch kein siebengescheiter Professor für Kunstgeschichte oder Anthropologie aus z.B. Würzburg erkannt.




Zum Abschluss - wie hat es Ihnen bei Harald Schmidt gefallen?

Wir waren vor der Sendung aufgeregt wie zwei Ministranten vor der Papstaudienz und haben uns schier in die Hosen gemacht. Schließlich ist Herr Schmidt in der Lage, jeden noch so selbstbewussten, souveränen und schlagfertigen Gast vorzuführen und peinlich alt aussehen zu lassen.

Wir arbeiten im stillen Zeichenstübchen und sind es nicht gewohnt vor Publikum aufzutreten, deshalb präparierten wir uns mit auf die Handflächen geschriebenen Stichworten, um nicht gänzlich witz- und trostlos zu erscheinen.

Allerdings war unsere Aufregung so groß, dass der Angstschweiß diese Krücken verwischte und unbrauchbar machte. Aber Herr Schmidt erwies sich aber als so großer Anhänger unserer Arbeit, dass er uns nicht nur ungeschoren ließ, sondern sogar sehr freundschaftlich mit uns umging, so dass alles einigermaßen gut ausging. Unfassbar war für uns hinterher der Unterschied zwischen der Eigenwahrnehmung während des Auftritts und der Außenwahrnehmung beim Betrachten der Aufzeichnung.


Vielen Dank für das Gespräch!

Von Michaela Thiel

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