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Leidenschaftlicher Quizzer: Alumnus und Seismologe Dr. Manuel Hobiger

15.06.2021

Alumnus Dr. Manuel Hobiger hat in Würzburg Physik studiert und arbeitet als Seismologe beim Erdbebendienst des Bundes bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Vielen Menschen ist er aber eher bekannt als einer der Jäger der Quizsendung 'Gefragt – Gejagt'.

Im Interview stand Alumnus Dr. Hobiger Rede und Antwort - diesmal nicht Quizfragen im Fernsehstudio, sondern den Fragen des Alumni-Teams.

Dr. Hobiger, das Thema Quiz ist mehr als ein Hobby, wie es scheint - Sie spielen sogar in der Deutschen Quiz-Nationalmannschaft. Können Sie das einmal ganz kurz beschreiben?

Gerne gequizzt habe ich schon immer. Eines Tages im Jahr 2006, als ich nach einem Tag des Lernens für die Diplomprüfungen Zerstreuung suchte, bin ich über eine ansprechende Quizseite im Internet gestolpert und habe ab da regelmäßig dort gequizzt. Kurz darauf hat diese Webseite auch den deutschen Teil der Quizweltmeisterschaft ausgerichtet, wo ich dann einfach hingefahren bin. Das ist ein Quiz, das am selben Tag in vielen Ländern gespielt werden kann. Damals waren wir tatsächlich nur zwei Teilnehmer in Deutschland, und ich habe seitdem jedes Jahr wieder teilgenommen. 2011 war ich dann einer der Mitgründer und erste Vizepräsident des Deutschen Quiz-Vereins, der seitdem die Organisation der Weltmeisterschaft in Deutschland übernimmt und auch deutsche Meisterschaften, Bundesländermeisterschaften und einen monatlichen Deutschland-Cup veranstaltet. Einmal im Jahr treffen sich die besten Quizzer Europas an einem Ort, um die Europameisterschaft zu bestreiten. Dort gibt es auch einen Teamwettbewerb, bei dem vierköpfige Nationalteams gegeneinander antreten. Bisher war ich zehnmal Mitglied des deutschen Teams. Im europäischen Vergleich sind allerdings die Engländer und Belgier die erfolgreichsten Nationen.

Nachdem Sie selbst an einigen Fernsehquiz [im Duden steht das als Plural, wobei Fernsehquizzen wohl auch korrekt ist. Eigentlich klingt aber irgendwie beides komisch.] teilgenommen und sogar gewonnen haben, sind Sie nun 'Jäger' in einer bekannten Quizshow - wie ist es dazu gekommen und wie kann sich der Laie das Leben eines 'Jägers' vorstellen?

2017 wurde ein neuer Jäger gesucht und ich zu einem Jägercasting eingeladen, das erfolgreich lief. Als Jäger verbringt man so manchen Tag im Fernsehstudio in Hamburg. Es werden im Regelfall drei Folgen am Tag aufgenommen und mehrere Jäger sind gleichzeitig anwesend. Die Kandidaten wissen vorher nicht, gegen wen sie spielen müssen. Wenn man vor der Aufzeichnung im Studio unterwegs ist, muss man daher immer aufpassen, dass einen die Kandidaten nicht sehen. Die vier Kandidaten lernen sich übrigens auch erst kurz vor der Sendung kennen. Diese erspielen sich in einer Schnellraterunde ihr Startkapital, und versuchen dann, es in einem Duell gegen den Jäger eine Fragenleiter herunter zu retten. Der Jäger versucht dabei, sie mit Geld zu mehr Risiko zu bewegen. Nur die Kandidaten, die ihr Duell gewonnen haben, spielen am Ende das Finale um den gesamten geretteten Geldbetrag. Pro Spieler im Finale haben sie einen Punkt Vorsprung und müssen in zwei Minuten gemeinsam so viele Quizfragen wie möglich beantworten. Der Jäger versucht dann, sie in ebenfalls zwei Minuten einzuholen und ihnen den Gewinn abzujagen. Gibt der Jäger eine falsche Antwort, können die Kandidaten ihn mit einer richtigen Antwort zurücksetzen. Das klingt alles komplizierter, als es im Endeffekt ist. Die Spielregeln bevorzugen also prinzipiell die Kandidaten, auch wenn die Jäger meistens gewinnen. Das Leben als Jäger ist dabei natürlich anstrengend, da man ja eine gewisse Erwartungshaltung erfüllen muss und jeweils sehr konzentriert sein muss. Gleichzeitig macht es natürlich auch Spaß und vor allem für die Zuschauer ist es eine sehr spannende Sendung, bei der man nie vorher weiß, wie sie ausgeht.

Was lieben Sie besonders am Thema Quiz und wie schaffen Sie es, sich das ganze Wissen anzueignen und zu merken?

Ich wollte schon immer den Dingen auf den Grund gehen und viel wissen. Ein Quiz hat allerdings immer zwei Aspekte. Zum einen kann man beweisen, was man alles weiß. Zum anderen kann man natürlich eine Menge dazu lernen, oft auch Dinge, auf die man sonst nie gekommen wäre. Eine gute Quizfrage vermittelt dabei auch demjenigen noch Wissen, der die korrekte Antwort weiß, zum Beispiel wenn im Nebensatz noch eine vorher nicht bekannte Information steckt. Viel zu quizzen ist daher schon eine Voraussetzung, um auch gut zu quizzen. Gleichzeitig sollte man auch immer offen für neues Wissen sein und zum Beispiel auch viel Lesen und sich auch sonst auf dem Laufenden halten. Am Ende entscheidet natürlich, wie viel man sich tatsächlich merken kann und das Wissen auch im richtigen Moment abrufen kann.

Sie haben Physik studiert und arbeiten als Seismologe - vielleicht könnten Sie uns diese Arbeit auch noch kurz beschreiben.

In Würzburg habe ich meine Diplomarbeit am Physikalisch-Vulkanologischen Labor in experimenteller Vulkanologie gemacht. Daher kommt heute auch mein Kampfname „der Quizvulkan“ bei ‘Gefragt – Gejagt‘. Die Doktorarbeit in Seismologie habe ich dann in Grenoble gemacht, wo ich schon ein Jahr Erasmus gemacht hatte. Von 2013 bis 2020 habe ich in der Schweiz an der Erweiterung des sogenannten Starkbebennetzes gearbeitet, wobei Starkbeben in diesem Zusammenhang jedes Erdbeben mit Magnitude über 2,5 meint. Im Gegensatz zu „normalen“ Erdbebenstationen, die normalerweise an Orten stehen, die so ruhig wie möglich sind, stehen diese Starkbebenstationen dort, wo die Gefährdung am größten ist, d.h. in Ballungszentren, Industriegebieten oder touristischen Zonen. Das Ziel ist es, viele kleinere Erdbeben aufzuzeichnen, um dann besser abschätzen zu können, was für Erschütterungen bei einem der zwar seltenen, aber starken Erdbeben vor Ort zu erwarten sind. Je nach Untergrund können Erdbebenwellen nämlich zum Beispiel in Sedimentbecken auch deutlich verstärkt werden. Außerdem haben wir jeweils im Umfeld der Stationen Messungen gemacht, um den Untergrund besser zu kennen und solche Verstärkungseffekte abschätzen zu können. Seit Dezember 2020 arbeite ich nun in Hannover beim Erdbebendienst des Bundes auf demselben Gebiet.

Gibt es viele Erdbeben in der Schweiz, bzw. sind auf dem Gebiet der Schweiz Vulkane tätig? Und wie sieht es in Deutschland aus?

In der Schweiz und in Deutschland gibt es durchaus Erdbeben, bei denen auch schon Schäden aufgetreten sind. Das stärkste der Erdbeben, von denen wir wissen, ereignete sich 1356 bei Basel. Seine Magnitude wird heute mit 6,6 abgeschätzt. So ein Erdbeben kann sich natürlich prinzipiell auch wieder ereignen. Nicht überall in Deutschland und der Schweiz treten jedoch auch Erdbeben auf. In Deutschland sind die Schwäbische Alb, der Oberrheingraben, die Kölner Bucht und das Vogtland die Gegenden mit dem höchsten Erdbebenrisiko, in der Schweiz wären das Wallis, Basel, Graubünden und die Zentralschweiz zu nennen. Im weltweiten Maßstab ist die Erdbebenaktivität bei uns jedoch eher moderat. In Deutschland gibt es außerdem mehrere Vulkangebiete. Der letzte Ausbruch war vor etwa 10.000 Jahren in der Eifel, was in geologischen Zeitskalen keine lange Zeit ist.

Und zu guter Letzt fragen wir Sie nach Ihrer liebsten Erinnerung aus dem Studium?

Da erinnere ich mich gerne an die Arbeit im Physikalisch-Vulkanologischen Labor zurück. Meine Aufgabe war es, Lavaproben im Ofen zu schmelzen und deren Viskosität zu messen. Das Labor ist eine sehr nette kleine Arbeitsgruppe und auch heute noch treffen wir uns gerne jedes Jahr zur Laborfeier.

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