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Interview mit Vince Ebert

17.11.2020

Alumnus Vince Ebert ist Physiker und Kabarettist. Am 18.11.2020 trat er anlässlich des „Tags der Lehre“ im AOK-Hörsaal im Z6 mit seinem Programm 'Sexy Science' im Live-Stream auf.

Vince Ebert beim Vortrag zum Tag der Lehre, Foto: Jörg Fuchs
Foto: Jörg Fuchs

Vince, Dein aktuelles Programm heißt 'Sexy Science'. Was genau ist aus Deiner Sicht sexy an der Wissenschaft?

Wissenschaft ist einfach eine ziemlich coole Methode zu Erkenntnissen zu gelangen. ‚Man irrt sich quasi nach oben‘. Oft sind fantasievolle Fragen der Grundstein für die entsprechende Forschung. Einstein hat sich beispielsweise gefragt, wie die Welt aussähe, wenn man auf dem Rücken eines Lichtstrahls reiten könnte. Aus dieser Frage ist die Relativitätstheorie entstanden.

 

In gewisser Weise beschäftigst Du Dich ja auch mit Lehre – Du vermittelst Deine Inhalte an viele verschiedene Zuschauer. Was gefällt Dir daran besonders gut?

Mir ist es wichtig, wissenschaftliche Inhalte sinnlich zu vermitteln. Denn Naturwissenschaftler haben zu ihrer Forschung ja auch ein leidenschaftliches und emotionales Verhältnis. Zum anderen finde ich es spannend, vor einem sehr heterogenen Publikum aufzutreten. In meinen Shows sitzt beispielsweise die Hochschulprofessorin neben dem Supermarktkassierer. Und beide lachen und lernen etwas. Mir gefällt die Vorstellung, ein Bindeglied zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten und auch zwischen Fachleuten und Laien zu sein. Schön ist es auch, wenn nach der Show Leute zu mir kommen und sagen: „In der Schule habe ich Physik nie gemocht, aber Ihre Erklärungen haben mich total neugierig gemacht.“

 

Und was ist eine Herausforderung?

Wissenschaft liefert unter Umständen Erkenntnisse, die uns nicht gefallen. Erklären Sie mal einem eingefleischten Homöopathen, dass in allen placebokontrollierten, randomisierten Doppelblindstudien nichts herausgekommen ist … (lacht)

Viele Menschen gehen irrtümlich davon aus, ihr spezielles Bauchgefühl zu bestimmten Dingen sei automatisch ein Indiz für die Richtigkeit. Und weil unsere Gefühle oft stärker sind als unsere Vernunft, neigen wir dazu, allen möglichen Quatsch zu glauben.

In meinen Büchern und Programmen versuche ich dieses Dilemma spielerisch aufzuzeigen, in der Hoffnung, dass mein Publikum sich selbst ertappt und im Zweifel dann über seinen eigenen Irrglauben lacht.

Allerdings kommt es mir so vor, als sei in den letzten Jahren die Lust oder die Fähigkeit am Diskurs und am eigenen Hinterfragen etwas verloren gegangen. Es gibt zunehmend nur noch Extrempositionen. Und in den sozialen Medien, die ja ursprünglich eigentlich der Verbindung und Vernetzung dienen sollten, gehen diese Leute dann aufeinander los. Das merkt man an der Heftigkeit, wie manchmal pauschalisiert und kategorisiert wird.

 

Hast Du während Deines Studiums Professor*innen gehabt, deren Lehre Dich besonders inspiriert oder abgestoßen hat? Falls ja, warum?

Ich erinnere mich ganz besonders an Professor Max Scheer und seinen berühmten Affenschuss, in dem er quer durch den ganzen Hörsaal einen fallenden Plüschaffen mit Pfeil und Bogen „erschossen“ hat, um den Einfluss der Gravitationskraft deutlich zu machen. Er hat es in seinen Vorlesungen immer geschafft, Physik unterhaltsam zu vermitteln. Man hat gespürt, dass ihm selbst die Vermittlung seiner Inhalte Spaß macht. Alle haben über seine Vorlesungen gesprochen, dort ist man sehr gerne hingegangen. Ich denke, Max Scheer wäre heute ein Youtube-Star.

 

Haben Dir Professor*innen etwas Persönliches mit auf den Weg gegeben, was Du heute gut verwenden kannst?

Ich komme wieder auf Max Scheer zu sprechen. Von ihm habe ich gelernt, wie man ein komplexes Thema unterhaltsam und witzig vermittelt. In der Hirnforschung weiß man schon lange: ‚Ein vergnügtes Hirn lernt eben besser‘, Angst dagegen ist ein Kreativitätskiller.

 

Was hat Dich an der Wissenschaft fasziniert und fehlt Dir heute im Leben als Kabarettist?

Na ja, als ich meinen Eltern erzählte, dass ich nach meinem Studium mein Glück als Kabarettist versuchen wollte, waren die erst mal entsetzt. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und meine Eltern haben darauf gespart, dass ‚der Bub studieren kann‘. Heute sind sie stolz darauf, dass ich es geschafft habe, meinen Weg zu gehen und die Erkenntnisse aus meinem Studium, das Erlernen von Methoden, in meinem Beruf als Kabarettist anzuwenden. Ich bin kein Wissenschaftler, aber mein Studienfach ist der Grundstock meines Kabarett-Programms und mir somit geblieben – und das finde ich wunderbar!

 

Von Annette Popp, Pressestelle, und Michaela Thiel, Alumniverein

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