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Dr. Thomas Bach, Jura, Präsident Internationales Olympisches Komitee

02.01.2012

Aktuell: Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Studium: Jura

©2015 David Burnett /Contact
Nov 5, 2015

Lausanne, Switz.
Int'l Olympic Committee HQ
Pres Thomas Bach  in his office, in IOC HQ, greeting a sports lawyer group at IOC Museum, visiting an empty Museum shop, with his 1976 Montreal Gold Medal at Museum; looking at mock up of Olympia during the first games;  outside with statue of DeCoubertin
Foto: Privat (Bild: 2015 David Burnett / Contact)

Dr. Thomas Bach hat an der Universität Würzburg Jura studiert. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 war seit 2006 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und ist im September 2013 zum neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt worden.

Im Interview mit Marco Bosch und Michaela Thiel von der Universität Würzburg erzählt der neue Präsident des Internationalen Olympischen Komitees und Alumnus der Universität Würzburg, Thomas Bach, von den vier größten Herausforderungen seiner neuen Aufgabe. Zudem blickt er auf seine erste große Dienstreise und hat einen Rat für studierende Leistungssportler dabei.



Herr Bach, als gebürtiger Würzburger sind sie nicht weit entfernt - in Tauberbischofsheim - aufgewachsen und in den Siebziger Jahren zu einem erfolgreichen Fechter geworden. Beim Empfang im Rathaus in Tauberbischofsheim haben Sie sich mit den Worten "Einmal Bischemer Bub, immer Bischemer Bub. In heimatlicher Verbundenheit, Thomas Bach" eingetragen. Wie wichtig ist die Region für die Entwicklung ihrer Karriere?

Hier liegen meine Wurzeln, hier komme ich her, hier fühle ich mich zu Hause. In Würzburg bin ich geboren und habe ich studiert, in Tauberbischofsheim den ersten Schritt auf die Fechtplanche gesetzt. In der Region lag der Nährboden für meine Entwicklung.



Sie sind Mitglied im Alumniverein Ihrer ehemaligen Universität Würzburg und drücken damit Ihre Verbundenheit zur Universität aus. Was wäre eine besondere Erinnerung an Ihre aktive Zeit an der Universität? Was finden Sie am Alumni-Netzwerk besonders wichtig?

Mir ist es wichtig, die Verbindung zu meinen akademischen Wurzeln nicht zu verlieren.



Wird man Sie in Zukunft überhaupt noch oft in Tauberbischofsheim und Umgebung sehen oder siedeln sie zum Sitz des IOC in Lausanne über?

Ich werde mein Büro in Tauberbischofsheim behalten und hoffentlich weiter Zeit finden, herzukommen. Wie oft dies der Fall sein wird, weiß ich allerdings noch nicht.



Sie haben bereits gegen Ende ihrer Karriere als Aktivensprecher den Weg zum Sportfunktionär eingeschlagen. Warum haben Sie diese Wahl getroffen?

Begonnen hat alles mit dem Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau. Als Athletenvertreter habe ich dagegen gekämpft – leider erfolglos. Ich wollte sicherstellen, dass nachfolgende Athletengenerationen diese Erfahrung nicht auch machen müssen. 1981 hatte ich dann Gelegenheit, zusammen mit anderen Athleten wie Sebastian Coe auf dem Olympischen Kongress in Baden-Baden zu sprechen. Da war der erste Schritt in die Sportpolitik bereits getan.



Es kommt viel Arbeit auf sie zu: etwa die Diskussion um die Einhaltung der Menschenrechte in Russland rund um die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014. Zudem zeigten sich Teile der brasilianischen Bevölkerung zuletzt bei dem Confed-Cup der FIFA nicht gerade davon begeistert, Großveranstaltungen wie die Fußball-WM 2014 und die Sommerspiele 2016 auszutragen. Was sind hier ihre größten Herausforderungen als neuer IOC-Präsident?

Das sind vier Punkte: Wir müssen für die Glaubwürdigkeit und die Integrität des Sports sorgen. Darunter fällt unter anderem der Kampf gegen Doping und andere Wettkampfmanipulation, genauso wie Good Governance in den Verbänden. Auch die Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele ist ein zentrales Thema, dies reicht von den Bewerbungsverfahren bis hin zum Programm der Spiele selbst. Partizipation, eine stärkere Beteiligung der IOC-Mitglieder, ist mir ein weiteres, wichtiges Anliegen. Der vierte Punkt ist die Jugend. Ich möchte die Idee der Olympischen Jugendspiele weiter entwickeln und an der Basis müssen wir Jugendliche wieder stärker zum Sporttreiben motivieren.



Sind solche Großevents, das Ziel des "immer-größer-werdens" noch zeitgemäß? In welche Richtung werden sich die Spiele unter Ihrer Ägide entwickeln?

Wir müssen hier die richtige Balance finden, denn große Sportevents faszinieren die Menschen wie keine anderen Veranstaltungen. Schauen Sie sich mal die Zuschauerzahl bei Olympischen Spielen an: Über 4 Milliarden Menschen haben die Olympischen Spiele in London im Fernsehen oder im Internet verfolgt. Hieran erkennen Sie die unglaubliche Kraft des Sports, der die größte Kommunikationsplattform der Welt ist. Glücklicherweise bewerben sich immer noch regelmäßig die faszinierendsten Städte der Welt um Olympia. Begrenzende Faktoren für Gastgeber sind aus meiner Sicht die Zahl von 10.500 Athletinnen und Athleten sowie die Zahl der dauerhaften Sportstätten. Hier haben wir absolute Obergrenzen erreicht. Aber andererseits müssen wir uns die Frage stellen, ob wir wirklich bei 28 Sportarten bleiben müssen. Denn ob wir in 28 oder 29 Sportarten 302 oder 310 Goldmedaillen in 17 Tagen vergeben, ist letztlich nicht entscheidend. Deshalb sehe ich Spielräume, solange wir nicht mehr Athleten haben und keine zusätzlichen Sportstätten benötigen. Wir können uns glücklich schätzen, dass die Olympischen Spiele so attraktiv sind, dass neue Sportarten gern ins Programm aufgenommen werden. Hierfür müssen wir Perspektiven suchen.
 


Eine große Herausforderung für die gesamte Gesellschaft: Kampf gegen das Doping. Immer neue Enthüllungen offenbaren einen über viele Sportarten hinweg intensiven Gebrauch verbotener Substanzen. Sie gelten als Verfechter einer harten Linie. Gehört dazu auch, dass die Umsetzung eines "Anti-Doping-Gesetzes" bevorsteht?

Wir haben gesetzliche Regelungen gegen Doping in Deutschland. Diese sind im Arzneimittelgesetz festgeschrieben. Sie wurden 2007 vom Bundestag auf Anregung des DOSB beschlossen und gerade erst vor wenigen Monaten verschärft. Sie haben  dazu geführt, dass u.a. Dopinghändler in Deutschland zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden sind. Es gab Telefonüberwachungen bei Athleten, es gab Hausdurchsuchungen nach Anzeigen, die im Zuge von Dopingfällen erstattet worden sind. Streitpunkt ist nun allein die juristische Frage nach der Einführung einer uneingeschränkten Besitzstrafbarkeit bzw. nach Einführung des Straftatbestandes Sportbetrug. Da gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich bin für alle Strafverschärfungen offen, die die „strict liability“ und damit die Sportgerichtsbarkeit nicht gefährden, denn diese ist schneller, unmittelbarer und härter als die staatliche Gerichtsbarkeit.
 


Sie waren für den DOSB bereits viel in der Welt unterwegs. Als IOC-Präsident wird das sicherlich noch mehr: Was wird die erste große offizielle Dienstreise sein und wohin wird sie Sie führen?

Auf diese erste Reise freue ich mich besonders. Sie wird mich nach Olympia zur Entzündung des Olympischen Feuers für die Winterspiele in Sotschi führen. Diese Zeremonie hat für das IOC und die Olympische Bewegung große symbolische Bedeutung.



Auch heute haben wir unter den Studierenden der Uni einige aktive Leistungssportler. Was können Sie denen als Tipp mitgeben, dass Sie später auch im Berufsleben erfolgreich Fuß fassen können?

Sie sollten sportliche und berufliche Karriere miteinander verbinden. Hier ist die richtige Balance gefragt. Hartes Training und viel Einsatz im Sport ist ganz sicher unabdingbar. Aber die sportliche Karriere geht für jeden einmal zu Ende. Dann muss es berufliche Perspektiven geben. Diese müssen vorbereitet sein. Deshalb ist mein Tipp für jeden Sportler: Verliert die duale Karriere nicht aus den Augen. Hier gibt es vielfältige Programme von IOC, DOSB und Sporthilfe. Unternehmen und Universitäten sind mit an Bord. Dieses Thema ist für mich auch im Kampf gegen Doping von Bedeutung. Denn wenn ein Athlet berufliche Perspektiven hat, ist die Versuchung kleiner. Deshalb müssen wir an der Dualen Karriere weiter arbeiten.

 

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Von Marco Bosch und Michaela Thiel

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