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Digitalisierung in der Medizin

18.12.2019

Erste Weihnachtsvorlesung mit Prof. Dr. Christoph Reiners im 'Tatort-Hörsaal'

Foto: Alumni-Büro

Die beiden 'Gastgeber' Dr. Ole Riemann und Dr. Tim Schnyder präsentierten am 4. Dezember als Einführung Forschungsziele und architektonische Knzepte des Rudolf-Virchow-Zentrums und des Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Die erste Alumni-Weihnachtsvorlesung hielt danach Prof. Christoph Reiners, ehemaliger Klinikdirektor und Alumni-Vereinsmitglied zum Thema Digitalisierung in der Medizin. Er erwähnte zunächst im historischen Hörsaal der ehemaligen Chirurgischen Klinik, dem Ort seiner Probevorlesung vor 36 Jahren, dass er bereits als Student großes Interesse an Datenverarbeitung gehabt hätte. Er studierte nach dem Physikum 1968 in Kiel als einer von zwei Universitäten mit einem Lehrstuhl für Medizinische Dokumentation und Statistik und entschied sich im Jahr 1969 für die Fortführung seines Studiums in Würzburg, weil die Julius Maximilians Universität damals zu den fünf deutschen Universitäten zählte, an denen es zu dieser Zeit bereits einen Computer gab. In seinem Vortrag stand die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Vordergrund.

Im europäischen Vergleich präsentiert sich Deutschland bzgl. der Existenz einer durchgängigen nationalen Digital-Strategie und der tatsächlichen Nutzung digitaler Daten im Gesundheitswesen derzeit leider weit abgeschlagen neben Frankreich und Polen; führend sind die skandinavischen Staaten, Spanien und die Niederlande. Prof. Reiners legte dar, dass in Deutschland digitale Verfahren in Krankenhäusern und Arztpraxen bisher vorwiegend im Bereich der Administration und zur Verbesserung der Kommunikation eingesetzt werden.

Andererseits gäbe es großes Potential im Bereich der Telemedizin, der Robotik und der Auswertung großer Datenmengen mittels künstlicher Intelligenz (KI). Die telemedizinische Konsultation von Experten z.B. im Bereich der Schlaganfallversorgung trägt dazu bei, dass Patienten auch in abgelegenen Regionen eine angemessene und rasche Behandlung erhalten. Als Beispiel für den Einsatz von Robotern in der Medizin nannte Prof.Reiners den heute fast schon routinemäßigen Einsatz von Operationsrobotern bei der Behandlung des Prostatakrebses. Künstliche Intelligenz wird heute bereits erfolgreich bei der automatischen Auswertung von radiologischen oder Ultraschall-Bildern eingesetzt. Expertensysteme eignen sich auch dazu, den Arzt bei der Diagnosefindung und Befundung zu unterstützen.

Voraussetzung für die Verwendung von „big-data“ und den Einsatz von KI in der Medizin sind die Einhaltung ethischer Normen, die Wahrung der Patientenrechte und die Erfüllung der Anforderungen des Datenschutzes. An die Qualität der Trainingsdaten sind bei der Entwicklung von KI-Verfahren hohe Anforderungen zu stellen. Es würde im übrigen nicht reichen, KI-Methoden nur mit ausgewählten Studiendatensätzen zu trainieren sondern es sei erforderlich, die KI auch unter Alltagsbedingungen mit „real world data“ sorgfältig zu testen. Diesem Ziel widmet sich das neugegründete Digitalisierungszentrum Präzisions- und Telemedizin als virtuelles Zentrum unter Federführung des Universitätsklinikums, drei Lehrstühlen der Informatik der Universität und dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen. Das bayerische Wissenschaftsministerium fördert den Aufbau des Zentrums und die Umsetzung von zwei „use cases“ bis 2023 mit 10 Mio €. Die use cases befassen sich mit dem wissensbasierten Leistungsmanagement in der Radiologie sowie der Einführung einer elektronischen Patientenakte für das bayrische Netzwerk für Menschen mit Seltenen Erkrankungen.

Auf den Vortrag folgte eine rege Diskussion, wobei die Teilnehmer auch durchaus kritische Fragen zur Digitalisierung in der Medizin stellten.

 

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