Vom Nomaden zum Wissenschaftler
29.06.2015Ein Kenianer, in einer Nomadenfamilie groß geworden, hat erfolgreich seinen Weg in die Wissenschaft gemacht: Er ist jetzt Doktorand der Biologie und kommt zum internationalen Alumni-Treffen (Modeling Change - Changing the World, 29. Juni bis 4. Juli) an die Universität Würzburg.

Die Weltbevölkerung wächst, die Erde wärmt sich immer mehr auf. Welche Folgen hat das für die Vielfalt des Lebens, für die Biodiversität? Diese Frage steht im Mittelpunkt des internationalen Würzburger Alumni-Treffens „Modeling Change - Changing the world“. Es findet vom 29. Juni bis 4. Juli 2015 an der Universität statt.
Rund 30 Alumni aus 19 Ländern kommen dabei mit Würzburger Wissenschaftlern aus Biologie, Mathematik und Informatik zusammen. Sie diskutieren darüber, wie sich die Auswirkungen der globalen Veränderungen auf die Biodiversität mit theoretischen Computermodellen und -simulationen beurteilen lassen. Entsprechende Forschungsarbeiten laufen in Würzburg an verschiedenen Lehrstühlen der Biologie, Mathematik und Informatik.
Das Treffen dient auch nicht-fachlichen Zielen: Die Alumni können die Kontakte zu den Einrichtungen festigen, in denen sie früher studiert oder geforscht haben. Zudem sollen neue Kooperationen mit Würzburger Forschungseinrichtungen angestoßen werden. Nicht zuletzt wird das Treffen die Rolle der Alumni als Botschafter der Uni Würzburg in aller Welt bestätigen.
Die Teilnehmer sprechen auch über neue Möglichkeiten des Austauschs von Studierenden und Wissenschaftlern. Würzburger Studierenden bietet das Treffen die Chance, Kontakte zu erfahrenen Wissenschaftlern aus anderen Ländern zu knüpfen. „Für uns sind die internationalen Alumni langfristig auch wichtige Kontaktpunkte, etwa als Mentoren für Studierende im Ausland“, so Michaela Thiel vom Alumnibüro der Universität.
Vom Nomaden zum Wissenschaftler
Einer der Alumni ist Joel Ltilitan Bargul. Der junge Kenianer ist in einer Nomadenfamilie aufgewachsen und hat erfolgreich seinen Weg in die Wissenschaft gemacht. Dafür sorgte unter anderem ein engagierter Lehrer: Er überzeugte Barguls Familie davon, dass es für ihren Jungen besser sei, zur Schule zu gehen statt die Ziegen zu hüten.
Heute ist Bargul Doktorand und erforscht die Tsetse-Fliege, die auf den Menschen die Erreger der Schlafkrankheit und auf Rinder die Verursacher der Nagana-Erkrankung überträgt. Beide Infektionen enden tödlich und sind in Afrika ein großes Problem – auch in der Gegend, in der Bargul aufgewachsen ist. Die Wissenschaft geht davon aus, dass dieses Problem sich ausweiten wird, wenn es in Afrika durch den Klimawandel noch wärmer und trockener wird.
Dissertation mit deutschem Partner
Der junge Afrikaner macht seine Doktorarbeit am International Center of Insect Physiology and Ecology (icipe) in Nairobi, und zwar in der Molecular Biology and Bioinformatics Unit. Diese Einrichtung gilt als führend in der afrikanischen Tsetsefliegen-Forschung. Sein Dissertationsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Programm „German African Cooperation Projects in Infectology“ gefördert. Es läuft in Kooperation mit Markus Engstler vom Würzburger Biozentrum: Der Professor ist Experte für Trypanosomen, die Erreger der Schlafkrankheit.
Joel Ltilitan Bargul und sein Würzburger Partner-Doktorand Jamin Jung verteidigen ihre Arbeiten in einer öffentlichen Veranstaltung: Freitag, 3. Juli, 14:00 im Biozentrum, Hörsaal A 101. Dabei besteht für Gäste die Gelegenheit, mit den beiden über ihre Forschung zu sprechen.
Joel Ltilitan Bargul über seinen Werdegang (pdf-Download, in englischer Sprache)
Fakten zum Alumni-Treffen 2015
Das Alumni-Treffen in Würzburg wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert. Das Geld dafür stammt vom Auswärtigen Amt und dient laut Michaela Thiel dem Zweck, eine nachhaltige Bindung der internationalen Alumni, die als Brückenköpfe zwischen den Kulturen verstanden werden, zu unterstützen.
Die Veranstaltungen des Alumni-Treffens tagsüber sind rein fachlich ausgerichtet und eignen sich darum auch als Weiterbildungsmaßnahme. Die Abendveranstaltungen sind interdisziplinär angelegt. Sie können auch von interessierten Laien besucht werden; die Teilnahme ist kostenlos möglich.
Öffentliche Vorträge in englischer Sprache
Das Alumni-Treffen beinhaltet auch zwei Fachvorträge, die allen Interessierten offen stehen. Sie finden in englischer Sprache statt:
- „From the ocean to the microbe: metagenomics in a changing world“, Prof. Peer Bork, Senior Scientist und Strategic Head of Bioinformatics, EMBL Heidelberg, Honorarprofessor der Uni Würzburg. Dienstag, 30. Juni, 19 Uhr, Zuse-Hörsaal, Institut für Informatik, Hubland.
- „At the crossroads of science and science policies: Biodiversity research in Belgium”, Dr. Kristina Articus-Lepage, Belgian Science Policy Office. “Climate and beyond – Modeling Global change”, Prof. Heiko Paeth, Institut für Geographie und Geologie der Uni Würzburg. Donnerstag, 2. Juli, 18:30 Uhr, Hörsaal A 102, Biozentrum, Hubland.