Neuer Bayern-Verbund erforscht Infektionen und Krebs
03.04.2006Die Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionskrankheiten soll weiter verbessert werden. Mit diesem Ziel hat sich der neue Bayerische Forschungsverbund „Infektogenomik" (FORINGEN) etabliert.
Die Bayerische Forschungsstiftung fördert den Verbund in den kommenden drei Jahren mit 1,75 Millionen Euro; Partner aus der Industrie steuern weitere 1,85 Millionen bei. Dem Verbund gehören Forscher von den Universitäten Würzburg, München, Regensburg und Erlangen/Nürnberg an.
Die Ausbreitung der Vogelgrippe zeigt einmal mehr, wie wichtig die Erforschung von Infektionskrankheiten ist. Auch Erreger, die gegen mehrere Medikamente gleichzeitig widerstandsfähig geworden sind, stellen die Medizin vor große Herausforderungen. Durch die höhere Bevölkerungsdichte, die industrialisierte Lebensmittelherstellung und die vermehrten weltweiten Reisen steigt zudem die Gefahr, dass Infektionen außer Kontrolle geraten können.
Wie Erreger sich verändern und anpassen, ist heute viel genauer bekannt als noch vor einigen Jahren – das ist den Genomforschern zu verdanken, die das Erbgut zahlreicher Krankheitskeime entschlüsselt haben. Sie beschreiben Infektionskrankheiten als Kampf zwischen dem Erbgut des Wirtes und dem sich ständig verändernden Erbgut der Erreger. Dieses Prinzip gilt auch für Krebskrankheiten, denn auch hier ist der Wirt nicht dazu in der Lage, das außer Kontrolle geratene Erbgut der Tumorzellen zu bändigen.
Auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung sind die Würzburger Professoren tätig, die dem Verbund angehören. Ulf R. Rapp und Werner Goebel arbeiten mit ihren Teams an neuen Therapien gegen Haut- und Prostatakrebs. Sie verwenden dazu Bakterien, die sich in einem krebskranken Organismus gezielt im Tumorgewebe ansiedeln. Die Forscher bringen diese Bakterien dazu, bestimmte Proteine herzustellen, die sonst nur in den Krebszellen auftauchen. Ihre Idee: Im Organismus sollten sich die derart veränderten Bakterien im Tumor sammeln und das Immunsystem direkt an die Krebszellen heranlocken. Weil sie Proteine des Tumors tragen, sollte die körpereigene Abwehr dann nicht nur die Eindringlinge, sondern verstärkt auch die Krebszellen attackieren können.
Die Würzburger verfolgen noch eine andere Strategie. Denkbar wäre es, dass Krebspatienten als Chemotherapie künftig nur die unwirksame Vorstufe eines Medikaments bekommen. Anschließend könnte man ihnen die Bakterien verabreichen, die mit speziellen Substanzen beladen sind, welche nach der Ankunft im Tumor die inaktive Vorstufe in das wirksame Arzneimittel umwandeln. So würde das Medikament seine Wirkung nur im Tumor entfalten; die Chemotherapie wäre zielgenauer und schonender für die Patienten.
Doch bis dorthin ist der Weg noch weit. Im Rahmen des Bayerischen Forschungsverbunds wollen die Würzburger Wissenschaftler zunächst mehr über die Wechselwirkungen herausfinden, die zwischen den Bakterien und den Tumorzellen ablaufen. Sie möchten ihre kleinen Helfer außerdem dazu bringen, sich im Tumorgewebe noch besser vermehren zu können.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Ulf R. Rapp, T (0931) 201-45140, E-Mail:
rappur@mail.uni-wuerzburg.de