Michael Klett verabschiedet
10.06.2014Viele Jahre lang hat sich Michael Klett (76) für die Universität Würzburg engagiert, sechs Jahre davon als Vorsitzender des Universitätsrats. Am 6. Juni wurde er in der Neubaukirche feierlich verabschiedet.

Der Stuttgarter Verleger Dr. h.c. Michael Klett ist der Universität schon seit den 1980er-Jahren als Freund und Gönner verbunden. Darauf wies Universitätspräsident Alfred Forchel in seinem Grußwort hin, das er bei der feierlichen Verabschiedung Kletts am 6. Juni in der Würzburger Neubaukirche sprach.
Forchel betonte Kletts Rolle als Mitbegründer, Verleger und Sponsor der „Würzburger Symposien“. Diese Veranstaltungsreihe wurde 1983 auf eine gemeinsame Initiative von Klett und dem damaligen Universitätspräsidenten Theodor Berchem ins Leben gerufen. Insgesamt zwölf dieser Symposien fanden in den folgenden 20 Jahren statt. Ihr zentrales Anliegen war es, wichtige Fragen der Wissenschaft aus natur- und geisteswissenschaftlicher Sicht zu behandeln.
Vier Festvorträge aus Natur- und Geisteswissenschaften
„Interdisziplinarität und der Austausch zwischen Natur- und Geistes- oder Sozialwissenschaften waren Ihnen immer ein besonderes Anliegen“, so Forchel zu Klett, der mit seiner Frau Gertrud und seinem Sohn David zur Feier nach Würzburg gekommen war.
Der Austausch von Natur- und Geisteswissenschaften, der Michael Klett so am Herzen liegt, prägte auch die dreistündige Feier zu seiner Verabschiedung: Die Gäste hörten vier wissenschaftliche Vorträge unter dem Motto „Streifzüge durch die Wissenschaft – von Ptolemäus, Fliegen und Elixieren“.
Die Referenten waren allesamt Professoren der Universität Würzburg: Dag Nikolaus Hasse (Philosophie, „Vom ptolemäischen zum kopernikanischen Weltbild“), Martin Heisenberg (Biologie, „Die Fliege als Unternehmer“), Georg Ertl (Medizin, „Herzschwäche – zwischen technischem Fortschritt und ganzheitlicher Medizin“) und Wolfgang Riedel (Literaturwissenschaft, „Die Elixiere der Dichtung“).
Ehrungen durch die Universität
Für sein Engagement um die Universität Würzburg bekam Klett 1988 die Ehrenbürgerwürde verliehen, 1992 folgte die Würde eines Ehrensenators. Das ist die höchste Auszeichnung, die die Universität zu vergeben hat. 1999 wurde Klett dann von der Philosophischen Fakultät II mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.
Wirken im Universitätsrat
„Als 1998 der Hochschulrat ins Leben gerufen wurde, waren Sie von Anfang an mit dabei“, so Forchel in seiner Rede. „Und als man 2007 einen Vorsitzenden für dieses Gremium suchte, das heute Universitätsrat genannt wird, fiel die Wahl nicht schwer – nicht zuletzt deshalb, weil Sie sich jahrzehntelang für den Dialog und die Kooperation zwischen Geistes- und Naturwissenschaften und für den Erhalt der Volluniversität in Würzburg eingesetzt hatten.“
Als Vorsitzender des Universitätsrates habe Klett – bis zu seinem Ausscheiden aus dem Gremium im September 2013 – wichtige Impulse zu Fragen der Autonomie der Hochschulen gegeben, betonte der Präsident in seiner Rede. Dafür dankte er ihm, ebenso wie für sein großzügiges Engagement als Förderer im Rahmen des Deutschlandstipendiums.
Auf Kletts Wirken gingen auch Gerhard Bringmann, Vorsitzender des Senats, und Otmar Issing, Vorsitzender des Universitätsrates, in ihren Ansprachen ein. „Seriös und doch heiter-gelassen, auch bei schwierigen Themen“, so charakterisierte Bringmann Kletts Wirken im Universitätsrat. Und Issing, der dem Gremium derzeit vorsitzt, ergänzte: „Sie haben dafür gesorgt, dass jede Entscheidung am Ende im guten Einvernehmen getroffen wurde.“
Michael Kletts Schlussworte
„Wie bin ich an diese Universität gekommen? Ich habe nicht studiert und mich lange nicht mit Wissenschaft beschäftigt“, so Klett in seinem Schlusswort. Trotzdem sei die Wissenschaft für ihn ein Faszinosum geworden – „so stehe ich hier als ein in der Wolle gefärbter Dilettant“. Aber ein Verleger, der seinen Beruf liebt, könne gar nichts anderes sein als ein Dilettant, „angesichts der ungeheuren Vielfalt von Dingen, mit denen man sich beschäftigen muss.
Wie also kam Klett an die Universität Würzburg? Die Antwort musste er seinem Publikum schuldig bleiben. Zwar habe er noch kurz vor der Feier mit Theodor Berchem darüber gesprochen, wie die Würzburger Symposien eigentlich entstanden seien. Doch einig wurden sich die beiden offenbar nicht: „Ich konnte zwar an vielen vorbereitenden Sitzungen zu den Symposien teilnehmen, aber das Initium bleibt unklar“, so Klett.
Wie dem auch sei: Heute verspüre er „große Verbundenheit und unendliche Dankbarkeit“ gegenüber der Universität – wegen der Zugänge, die er hier bekommen habe, aber auch wegen des Esprits, den er im Universitätsrat kennen gelernt habe. Dazu gehören „eine enorme Gewissenhaftigkeit und das große Bemühen, Dinge richtig einzuschätzen“.
Aufgabe: Neugierige Schüler finden
„Was sollte die Universität noch machen?“ Zu dieser Frage gab Klett dem Publikum einen Denkanstoß mit. An den Schulen sieht der Verleger derzeit Tendenzen, „die nicht zur Verbesserung der Qualifikation für die Wissenschaft beitragen“. Die Universität brauche aber qualifizierten Nachwuchs. Darum sollte sie einen Weg finden, um nicht nur die begabten, sondern auch die neugierigen Schüler aufzuspüren und zu fördern. Diese Aufgabe könne nur die Universität selbst leisten.
Musik und Moderation
Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte das Akademische Orchester der Universität Würzburg unter der Leitung von Markus Popp. Die Moderation übernahm Nina Liewald, wissenschaftliche Referentin des Universitätspräsidenten.