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Intern

    Aus der Klinik ins Firmenpraktikum

    26.02.2007

    Immer öfter werden Patienten in Reha-Kliniken nicht nur gesundheitlich auf Vordermann gebracht. Auch ihre berufsbezogenen Fähigkeiten und ihre Chancen auf Wiedereingliederung in den Beruf werden dort gefördert. Allerdings gibt es auf diesem Gebiet noch Verbesserungsbedarf, wie Wissenschaftler der Uni Würzburg festgestellt haben.

    Foto von Christian Gerlich, Heiner Vogel und Silke Neuderth
    Christian Gerlich, Heiner Vogel und Silke Neuderth von der Uni Würzburg haben untersucht, welche Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung Reha-Einrichtungen ihren Patienten anbieten. Foto: Matthias Lukasczik

    Silke Neuderth, Christian Gerlich und Heiner Vogel vom Arbeitsbereich Reha-Wissenschaften der Universität befassen sich mit diesem Thema seit zwei Jahren. Ausgangspunkt war eine bundesweite Befragung, an der sich 763 Rehabilitationskliniken, Reha-Abteilungen und ambulante Reha-Einrichtungen beteiligt hatten.

    „Das Ergebnis zeigte, dass bereits 90 Prozent der Einrichtungen ihren Patienten Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung anbieten“, sagt Silke Neuderth. „Die Kliniken reagieren damit auf Forderungen der Kostenträger, die sich wiederum auf die gesetzlichen Anforderungen an die Rehabilitation berufen.“ Ziel der zusätzlichen Bemühungen ist es, den Patienten nach einer längeren Krankheits- und Reha-Phase den Wiedereinstieg in den Beruf leichter zu machen. Im Extremfall geht es auch darum, eine berufliche Neuorientierung zu unterstützen.

    Zu diesem Zweck führen die Reha-Einrichtungen zum Beispiel Berufsberatungen durch sowie Trainings zur Stressbewältigung oder zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit. Manche haben Modell-Arbeitsplätze eingerichtet, an denen die Patienten gewissermaßen den Ernstfall proben können. Andere vermitteln ihren Schützlingen aber auch echte Praktika in Firmen.

    Jedoch: „Neben der durchaus wünschenswerten Vielfalt gibt es zahlreiche Überschneidungen und mancherlei Konfusion“, bemängeln die Wissenschaftler. Zum Beispiel würden Kliniken unterschiedliche Behandlungen mit gleichen Bezeichnungen versehen oder identische Behandlungsbausteine ganz unterschiedlich benennen. Die Folge: „Bei Auftraggebern und Patienten herrscht Verwirrung, die Leistungen der berufsbezogenen Rehabilitation bleiben undurchschaubar.“

    Diese Ergebnisse stellten die Würzburger Forscher zum Abschluss ihres Projekts bei einer Expertentagung in den Räumen der Deutschen Rentenversicherung Unterfranken in Würzburg vor. Dort waren über 30 Vertreter der Rentenversicherungsträger sowie Reha-Wissenschaftler und Kliniker aus ganz Deutschland zusammengekommen.

    Ziel der Tagung war es, Transparenz zu schaffen und ein einheitliches Verständnis von beruflicher Orientierung in der Rehabilitation zu erarbeiten. Das ist nach zwei Tagen intensiver Beratungen zum Teil gelungen. Bei manchen Maßnahmen konnten sich die Experten auf einheitliche Vorgehensweisen und Standards einigen, bei anderen noch nicht. Dieser Prozess soll nun weiter vorangetrieben und voraussichtlich bei einem weiteren Treffen abgeschlossen werden.

    Das Projekt der Würzburger Reha-Wissenschaftler wurde vom Bundesforschungsministerium und der Deutschen Rentenversicherung finanziell gefördert. Es war Teil eines Verbundvorhabens, an dem auch die Psychosomatische Uniklinik Mainz, die Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee sowie die Psychosomatische Klinik Bad Neustadt beteiligt waren.

    Weitere Informationen: Silke Neuderth, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften im Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg, T (0931) 31-2076, Fax (0931) 31-6080, s.neuderth@uni-wuerzburg.de

    Von Robert Emmerich

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