Erste Promotion in der GSLES
17.12.2013Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt aus Wirtschaft und Recht hat als erstes die Ziellinie genommen: Stefan Greil verteidigte am 10. Dezember erfolgreich die erste Dissertation in der Graduate School of Law, Economics and Society der Uni Würzburg.

Wenn ein Unternehmen Teile seiner Geschäftstätigkeit ins Ausland verlagert, fallen auch die hiermit verbundenen Gewinne im Ausland an. Damit gehen Steuerquellen im Inland verloren. Um dafür einen Ausgleich zu schaffen, bewerten und besteuern die Finanzbehörden stille Reserven, die in den transferierten Wirtschaftsgütern stecken.
Wie das zu geschehen hat, ist im deutschen Außensteuergesetz geregelt. Darin wurde 2008 unter §1 der Begriff der sogenannten „Funktionsverlagerung" neu eingeführt. Der Gesetzgeber und die Finanzverwaltung sehen in dieser Neuregelung eine Präzisierung des bislang geltenden Rechts. Viele Wissenschaftler und Steuerpraktiker aber halten diese Änderung für eine Ausweitung des deutschen Steuerzugriffs, den sie zum Teil als ungerechtfertigt beurteilen.
Unternehmer und Steuerberater befragt
Der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Greil hat sich in seiner Doktorarbeit eingehend mit der rechtlichen Würdigung der Funktionsverlagerung auseinandergesetzt. Insbesondere aber hat er mehrere hundert Unternehmensvertreter und Steuerberater befragt: zu ihren bisherigen Erfahrungen und ihren Erwartungen für die Zukunft bezüglich der neuen Spielregeln.
Die Bandbreite der Einschätzungen war breit. „Die Reaktionen zeigen aber, dass aus Sicht der Praxis eine Steuerverschärfung vorliegt, die Rechtsunsicherheit und erhöhten Beratungsbedarf schafft“, so Greil, der aus der Analyse der Fragebögen viele weitere Problemstellungen entwickelt hat.
Bei der öffentlichen und erfolgreich abgeschlossenen Disputation seiner Doktorarbeit am 10. Dezember 2013 kamen diese Problemstellungen ausgiebig zur Sprache: Stefan Greil ist damit der erste Absolvent der Würzburger Graduate School of Law, Economics and Society (GSLES). Betreut wurde er von den Professoren Dirk Kiesewetter (Wirtschaftswissenschaften) und Ralf Schenke (Jura).
Fakten zur GSLES
Die GSLES ist eine gemeinsame Einrichtung der juristischen und der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie der Philosophischen Fakultät II. Sie besteht seit 2010; damals wurde eine spezielle gemeinsame Promotionsordnung im Rahmen der University of Würzburg Graduate Schools (UWGS) verabschiedet.
Die aktuell mehr als 20 Promovierenden der GSLES widmen sich allesamt Forschungsprojekten, die unter dem thematischen Leitmotiv „Governance“ stehen: Es geht dabei um Steuerungsvorgänge in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Dabei werden die Nachwuchswissenschaftler durch mindestens zwei Betreuer fachlich bei der Arbeit begleitet. Bei regelmäßigen interdisziplinären Veranstaltungen wird zudem eine Brücke zwischen den verschiedenen sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsansätzen und Sichtweisen geschlagen.