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Was gute Bildung ausmacht

31.07.2018

Dr. Markus Ruppert ist der neue Preisträger des Bildungsforschungspreises der Universität Würzburg. Beim ersten Forschungstag der Professional School of Education stellte er seine Arbeit vor.

Verleihung des Bildungsforschungspreises 2018 in der Neubaukirche
Verleihung des Bildungsforschungspreises 2018 in der Neubaukirche mit (v.l.): Holger Schumacher vom Nomos-Verlag, der den Ergon-Verlag im vergangenen Jahr übernommen hat, Hans-Jürgen Dietrich, Markus Ruppert und die Vizepräsidentin der JMU, Barbara Sponholz. (Foto: PSE)

Was ist „gute Bildung“ und welche Inhalte, pädagogischen Ansätze und didaktischen Wege sind zielführend? Dies sind Fragen, denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Überschrift „Bildungsforschung“ nachgehen – auch an vielen Fakultäten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Der Bildungsforschungspreis

Um herausragende Forschungsarbeiten aus diesem Bereich zu würdigen, hat die Universitätsleitung auf Vorschlag des Vorstandes der Professional School of Education (PSE) beschlossen, einen Bildungsforschungspreis im zweijährigen Rhythmus zu vergeben. Möglich gemacht hat dies eine Spende von Dr. Hans-Jürgen Dietrich, dem Geschäftsleiter des Ergon-Verlags in Würzburg.

Der Bildungsforschungspreis ist mit 1.000 Euro dotiert und wurde erstmalig 2012 vergeben. Mit ihm werden herausragende Promotionen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlerin in den Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften der Lehramtsstudiengänge ausgezeichnet.

Auszeichnung für eine Dissertation aus der Mathedidaktik

Der diesjährige Preis geht an Dr. Markus Ruppert, der mit seiner Dissertation aus der Didaktik der Mathematik mit dem Titel „Wege der Analogiebildung – Eine qualitative Studie über den Prozess der Analogiebildung beim Lösen von Aufgaben“ überzeugen konnte. Nachdem ihm der Preis im Rahmen der fakultätsübergreifenden akademischen Abschlussfeier für Lehramtsabsolventen am 19. Juli 2018 verliehen wurde, stellte Ruppert tags darauf seine Arbeit beim ersten PSE-Forschungstag am Wittelsbacherplatz vor.

Markus Ruppert, der aktuell Seminarlehrer für Mathematik am Siebold-Gymnasium Würzburg ist, zeigte in seinem Vortrag am 20. Juli auf, wie er in seiner von Professor Hans-Georg Weigand betreuten Dissertation für ein zeitloses und im realen Mathematikunterricht fortlaufend auftretendes Thema einen neuartigen Zugang entwickeln konnte, indem er – aufbauend auf vorhandenen fachdidaktischen und kognitionspsychologischen Theorien – Analogiebildung klassifiziert und zu einem eigenen Modell für Analogiebildungsprozesse erweitert. Mit Rupperts Ansatz kann gezeigt werden, wie Schülerinnen und Schüler Analogien bilden, und wie Analogien bei Mathematikaufgaben erkannt werden können.

Der Bildungsforschungstag

Im Plenarvortrag des Forschungstags ging Heinz-Elmar Tenorth, emeritierter Pädagogikprofessor der Humboldt-Universität Berlin, der Frage nach, welche Forschungsdesiderata der Bildungswissenschaften sich identifizieren lassen. Zunächst verwies er auf begriffliche Ungenauigkeiten und schlug als Oberbegriff für die Disziplinen der Bildungsforschung „Berufswissenschaften der Lehrerbildung“ vor. Er kritisierte an der gängigen Forschungspraxis beispielsweise die Konzentration auf pädagogisch-psychologisches Wissen, auf Kernfächer der Bildungsstandards und Kompetenzaufbau und –zuwachs, der meist in Lehrveranstaltungen an Universitäten gemessen wird.

Als Desiderata identifizierte er in der Professionsforschung im Wesentlichen den Bezug auf fachdidaktisches und handlungsbezogen-pädagogisches Wissen sowie die Aufmerksamkeit für Lehrerarbeit in „überflüssigen Fächern“, die nicht in den Bildungsstandards vorkommen. Er monierte zudem die mangelnde Berücksichtigung der drei Phasen der Lehrerbildung, sowie Untersuchungen an Lehrpersonen in der realen Situation der Unterrichtspraxis.

Systematische Desiderata sah er in Restriktionen der Bildungsforschung im Zusammenhang mit der Wirkung multipler Kontexteinflüsse in realen Lehr-Lern-Situationen, der Allgegenwart von Wechselwirkungen und der geringen ‚Halbwertszeit‘ der Befunde empirischer Bildungsforschung. Alternativ plädierte er für die bildungstheoretische Konstruktion und Erforschung, Analyse und Beobachtung von „Aufgaben“ und „Bildungswelten“: „Aufgaben“ als Ausdruck eines „Kanons“ von Modi des Weltzugangs, in ihrer Differenz als didaktische Aufgaben, als Testaufgaben und als Prüfaufgaben. „Bildungswelten“ in ihrer eigenlogischen zeitlichen, sachlichen und sozialen Figuration als legitime Begrenzung und individuelle Ermöglichungsform unter der Frage ihrer Gestaltbarkeit und zeitspezifischen Wirkung.

Posterpreis für Markus Elsholz

Am Nachmittag hatten die Promovierenden des PSE-Promotionskollegs sowie Interessierte aus den Fächern der Lehrerbildung an der JMU die Gelegenheit, ihre Dissertationsvorhaben kurz vorzustellen und zu diskutieren oder sich von ausgewiesenen Experten „coachen“ zu lassen. Die Möglichkeiten zum Austausch über die Qualifikationsarbeiten wurden genutzt und es fand eine rege Diskussion bei den Vorstellungen der einzelnen Promotionsvorhaben statt. Abschließend wurde Markus Elsholz von Professor Thomas Trefzger, dem Direktor der PSE, mit dem diesjährigen Posterpreis geehrt. Die Darstellung seines Promotionsvorhabens als Poster erhielt mit Abstand die meisten Stimmen.

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