Deutsch Intern
Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Ringvorlesungen

WAZ-Ringvorlesung im SoSe 2024

Von bösen und guten Mächten - Dämonen, Geister und Schutzgenien in der Ritualwelt des Altertums

Die alten Kulturen Ägyptens, Westasiens und des östlichen Mittelmeerraums haben überaus reiche Texttraditionen hervorgebracht, die gemeinhin als „magische Texte“ bezeichnet werden.

Ägyptische und griechische Papyri, Keilschrifttexte in unterschiedlichen Sprachen und viele andere Textzeugnisse überliefern Ritualanweisungen, Rezitanda und Rezepte, aber auch erläuternde Texte unterschiedlicher Art und Schriftdokumente, die selbst Teil magischer Ritualpraktiken waren.

Die Texte geben Aufschluss über religiöse Anschauungen, frühes Weltverständnis, gelehrte Traditionen und Vorformen von Wissenschaft. Sie werfen Licht auf soziale und kulturelle Normen, aber auch auf Konflikte und die prekäre Existenz des Individuums in vormodernen Gesellschaften. Die KFG MagEIA widmet sich der interdisziplinären und komparatistischen Erforschung dieser Texttraditionen.

29.04.24  

Musikalischer Auftakt

Begrüßung - Prof. Dr. Martin Stadler, Ägyptologie
Grußworte - Prof. Dr. Paul Pauli, Präsident der Universität & Prof. Dr. Thomas Baier, Dekan der Philosophischen Fakultät
Moderation - Prof. Dr. Daniel Kölligan, Vergleichende Sprachwissenschaft

Festvortrag I - Prof. Dr. Daniel Schwemer: Zwischen Fluch und Verheißung. Der angefochtene Mensch im Licht magischer Texttraditionen aus den alten Kulturen Vorderasiens und des Mittelmeerraums
Festvortrag II - Dr. Beatrice Baragli & Dr. Svenja Nagel: Magische Versicherung des Herrschers im Leben und im Tod: Abwehr von Dämonen, Schlangen und Hexen in Mesopotamien und Ägypten

Musikalischer Ausklang

Musikalische Umrahmung: Aktham Abou Fakher (Oud) und Felix Schneider-Restschikow (Klavier)

Empfang im Martin von Wagner Museum

Einladungskarte mit Link zur Anmeldung

 
13.05.24

Bote, chthonische Gottheit, Fürsprecher, Vollstrecker: zur Polyvalenz des nekydaimōn in der griechisch-römischen Ritualwelt

PD Dr. Sara Chiarini (Universität Hamburg)

Ob in Gebeten, in Anweisungen zu bestimmten Ritualen, in Fluchtafeln oder in Amuletten: die Totengeister (nekydaímones), insbesondere jene von vorzeitig (áoroi) und/oder gewaltsam (biaiothánatoi) Gestorbenen, wurden in verschiedene Ritualpraktiken der griechisch-römischen Antike mit einbezogen. Ein Überblick über die vielfältigen Rollen, die sie übernehmen konnten, soll veranschaulichen, wie unsystematisch und demzufolge unkodifiziert das Verständnis über Wesen und Fähigkeiten dieser übernatürlichen Gestalten war. Abschließend sollen einige Überlegungen zu den kulturanthropologischen Hintergründen der Polyfunktionalität von nekydaimones formuliert werden.

27.05.25

(Zoom)

Götter und Dämonen in griechischen Zaubertexten aus der Levante (ausschließlich online über Zoom!)

Dr. Robert Daniel (Universität Köln)

Der im Druck befindliche Band Magica Levantina, der in der Reihe Papyrologica Coloniensia erscheinen wird, enthält 35 weitgehend unveröffentliche magische Texte aus der spätantiken Levante. Sie kommen hauptsächlich aus zwei Städten: aus Antiochien im damaligen Syrien bzw. der heutigen Turkei und aus Cäsarea Maritima im damaligen Palästina, dem heutigen Israel. Fast alle Texte wurden auf altgriechisch geschrieben. Sie sind von Alexander Hollmann (Seattle) und mir entziffert und kommentiert worden. Eine Ausnahme bildet ein aramäischer Fluch aus Antiochien, der von Margaretha Folmer (Leiden) und Rivka Elitzur-Leman (Tel Aviv) herausgegeben wird. Mit einer Ausnahme, einem Amulett gegen Epilepsie, handelt es sich bei allen Texten um Flüche. Einige von ihnen richten sich gegen Kontrahenten im Rechtsstreit, andere gegen geschäftliche Konkurrenten (z.B. gegen einen Gemüsehändler), wieder andere — im Kontext des antiken Wagenrennens — gegen Teams von Pferden und Kutschern. Ein weiterer Fluch hat den Zweck, dass ein Sklave seinem Eigentümer nicht entlaufen kann. Der Vortrag wird eine Auswahl der neuen Texte beschreiben und dabei einige der vielen griechischen, ägyptischen und jüdischen Namen von Göttern, Engeln und Dämonen behandeln.

17.06.24

„Der mit verdrehtem Gesicht und gewalttätiger Stimme“: Wohlwollende Beschützer mit unheimlichem Namen und wie man im alten Ägypten über „Dämonen“ denkt

Prof. Dr. Rita Lucarelli (University of California, Berkeley)

Die Bewohner der altägyptischen Unterwelt werden in einer Reihe von Texten, die auf Papyrus, Gräbern und Tempeln überliefert sind, häufig dargestellt und erwähnt. Obwohl ihr Name meist an bedrohliche Charakterzüge erinnert, ist ihre Hauptfunktion die des Schutzes. Durch die Analyse von Namen und Epitheta der so genannten "Dämonen" der Unterwelt, wie sie vor allem in den Sargtexten und im Totenbuch bezeugt sind, werden emische und etische Auffassungen von "Angst", "Chaos" und "Schutz" in Bezug auf die Figuren, welche den Übergang und die altägyptische Duat bevölkern, untersucht, um "Dämonen" im alten Ägypten zu rehabilitieren.

01.07.24

The Mesopotamian Grim-reaper: Images of Namtar in Cuneiform Incantations and Rituals

Dr. Jonathan Beltz (Universität Würzburg)

In ancient Mesopotamia, magical incantations and rituals protected individuals against a variety of malevolent beings. One of the most common was Namtar, whose name means “fate” in Sumerian, a being who served as an underworld god, plague-bringer, and a type of “grim-reaper.” In many magical texts, Namtar appears as one of the primary agents of evil, exorcized through various means. In certain rituals, however, Namtar was invoked as an aid, helping to bind malevolent demons by oath and imprisoning witches in the underworld. This talk situates Namtar in his ambiguous position both as the target of magical texts and as an aid to healing and relief, provoking more nuanced thinking about what characterizes divine beings as “gods” or “demons” in ancient Mesopotamia, and how certain beings, such as Namtar, may fall into intermediate categories.

08.07.24

Unruhestifter und Kindsmörder - Dämonen und andere böse Wesen in den koptischen magischen Papyri

Dr. Korshi Dosoo (Universität Würzburg)

Die Christianisierung Ägyptens beendete die Kulte der zahlreichen Götter der pharaonischen Zeit, aber sie beendete nicht den Glauben an eine Welt voller übermenschlicher Kräfte. Stattdessen wurden sie umgestaltet in Engel und Heilige, die dem allmächtigen Gott dienten, und in böse Wesen, die seiner Schöpfung schaden wollten. Der Vortrag stellt vor, auf welche Weise das Corpus der koptischen magischen Texte die dämonologische Weltsicht des christlichen Ägyptens offenbart. Diese reichen von Amuletten, die Schutz vor bösen "Winden" und vor der Dämonin Alabasdria versprechen, die neugeborene Babys bedrohte, bis hin zu Flüchen, die gefallene Engel und die Mächte der Hölle anrufen, um die Feinde des Anrufenden anzugreifen.

 

Die Ringvorlesung beginnt am29. April und findet jeweils montags um 18.15 Uhr im Toscanasaal der Residenz Würzburg (Südflügel, Residenzplatz 2, Tor A) statt.

Die Online-Teilnahme ist ebenfalls möglich:
https://uni-wuerzburg.zoom-x.de/j/64962513360?pwd=eVRITzdqSnZNemZsTzlmcnYxSlV6dz09
Meeting-ID: 649 6251 3360

iCalender (.ics) – sämtliche WAZ-Vorlesungen im SoSe 2024

 

 

WAZ Ringvorlesungen

No news available.