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Universitätsarchiv

Leibniz-Preisträger

Die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preise werden bisweilen als die "deutschen Nobelpreise" bezeichnet. Denn keine andere wissenschaftliche Auszeichnung in der Bundesrepublik ist mit so hohen Geldsummen dotiert: die Preisträger können bis zu 2,5 Millionen Euro erhalten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergibt die Leibniz-Preise jedes Jahr an etwa zehn herausragende Wissenschaftler.


Prof. Dr. Claudia Höbartner (2022): Organische Chemie I

Für ihre herausragende Forschung über die Nukleinsäuren DNA und RNA wird Chemieprofessorin Claudia Höbartner ausgezeichnet: Sie erhält den renommierten Leibniz-Preis, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist.  Der Schwerpunkt von Claudia Höbartners Forschung liegt auf den katalytischen Funktionen der Nukleinsäuren DNA und RNA. Die beiden Biomoleküle können nicht nur genetische Informationen speichern, transportieren und regulieren. Sie sind auch dazu in der Lage, wie Enzyme den Ablauf biochemischer Reaktionen zu vermitteln. Solche RNA-Enzyme, auch Ribozyme genannt, können durch künstliche Evolution im Labor entwickelt werden. Auf diesem Gebiet hat die Professorin bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Höbartner und ihr Team entwickelten beispielsweise das erste Ribozym, das an einer definierten Stelle in einem anderen RNA-Molekül eine ganz gezielte Modifikation vornimmt, um dessen Struktur zu verändern. Kürzlich gelang es auch, den unerwarteten Mechanismus dieser neuen Reaktion zu entschlüsseln. Außerdem konnte sie mit Kollegen aus Göttingen erstmals die räumliche Struktur eines DNA-Enzyms aufklären. Damit war bewiesen, dass sich auch DNA zu komplexen dreidimensionalen Formen faltet, um katalytisch aktiv zu sein – genau wie es bei Protein-Enzymen der Fall ist. Mehr..

Am Mittwoch, 5. Juli 2023 wurde Prof. Höbartner zusätzlich für ihre Verdienste mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.


Prof. Dr. Jörg Vogel (2017): Infektionsbiologie

Der RNA-Forscher und Infektionsbiologe befasst sich mit den kleinen regulatorischen RNA-Molekülen von bakteriellen Krankheitserregern. Mit seinem Team will er Funktionsweise und Wirkungen dieser Moleküle genau verstehen lernen. Seine Arbeiten könnten neue Wege zeigen, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Vogel ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der RNA-Biologie und hat die Bedeutung der RNA-Biochemie in Bakterien sehr früh erkannt. Zudem leistete er mit der Anwendung und Entwicklung von Hochdurchsatz-Sequenzierungsverfahren Pionierarbeit für die Analyse von RNA.


Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse (2016): Geschichte der Philosophie

Die Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhlinhabers für Geschichte der Philosophie, Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse sind die arabische Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte sowie der arabische Einfluss in Europa aus historischer Sicht. Dazu kommen die europäische Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte des 12. bis 16. Jahrhunderts und die mittellateinische Literatur. Seit 2013 leitet Hasse das Großprojekt „Ptolemaeus Arabus et Latinus“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Es soll unter anderem neue Erkenntnisse über die gemeinsamen Grundlagen der islamischen und der europäischen Kultur im Mittelalter bringen.


Laurens Molenkamp (2014): Physik

Der Physiker Laurens Molenkamp gilt als einer der Väter der Halbleiter-Spintronik. Von dieser Technik wird erwartet, dass sie die Informationsverarbeitung und die Computertechnik noch deutlich leistungsfähiger machen wird. Molenkamp war der weltweit erste Forscher, dem die experimentelle Realisierung von topologischen Isolatoren gelang. Seitdem wird über diese neuartige Materialklasse intensiv geforscht, denn sie dürfte für weitere Fortschritte in der Spintronik wesentlich sein: Mit topologischen Isolatoren sollten sich in der Zukunft noch kleinere und leistungsfähigere Computerchips bauen lassen.


Prof. Dr. Holger Braunschweig (2009): Chemie

Der Experte für Anorganische Chemie arbeitet im Bereich metall- und elementorganische Chemie. Er konzentriert sich auf die Untersuchung von Übergangsmetallkomplexen mit Bor-zentrierten Liganden. Als wegweisend gelten seine Arbeiten, mit denen er das Element Bor durch die Verbindung mit Metallen gewissermaßen "gezähmt" hat. Auf diese Weise hat seine Arbeitsgruppe neue Moleküle erzeugt und ihnen neue Eigenschaften gegeben. Von den neuen Molekülen wird erwartet, dass sie die Katalyse und die Materialwissenschaften nachhaltig beeinflussen.


Prof. Dr. Ulrich Konrad (2001): Musikwissenschaft

Ulrich Konrad ist seit 1996 Inhaber des Lehrstuhls für Musikwissenschaft an der Uni Würzburg. Laut DFG zeichnen sich seine Arbeiten durch eine große Vielfalt aus: "Als Mozartforscher, der anhand von mehr als 300 Werkskizzen Mozarts Schaffensweise in neuer Weise rekonstruierte, hat er sich international einen Namen gemacht. Außerdem setzt sich Konrad intensiv mit Komponisten und Kompositionen des 19. Jahrhunderts auseinander." In neuerer Musikgeschichte beschäftigt er sich unter anderem mit Richard Strauß, Franz Schmidt und Alban Berg.


Prof. Dr. Martin Lohse (1999): Pharmakologie

Lohse, der seit 1993 den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie an der Uni Würzburg innehat, befasst sich mit Rezeptoren für Hormone und für Überträgerstoffe des Nervensystems. Diese Rezeptoren erkennen und binden Botenstoffe und erzeugen Reaktionen in der Zelle: Über sie beschleunigt zum Beispiel Adrenalin den Herzschlag oder erhöht Insulin die Zuckeraufnahme. Rezeptoren sind auch ein bevorzugter Angriffspunkt für Arzneimittel. Seit April 2016 ist er Vorstandsvorsitzender des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft und seit August 2017 Vorstandsmitglied am Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG).


Prof. Dr. Bert Hölldobler (1990): Zoologie

Der Experte für die Soziobiologie der Insekten hat bahnbrechende Arbeiten vor allem über das Sozialverhalten und die Ethoökologie der Ameisen vorgelegt. Das Sozialleben dieser Tiere erforscht er in den natürlichen Ökosystemen und in Laborexperimenten. 1969 ging Hölldobler an die Harvard-Universität in die USA. Mit seinem dortigen Kollegen Edward O. Wilson schrieb er das Fachbuch „The Ants“, das 1991 den Pulitzer-Preis erhielt. 1989 kehrte er an die Uni Würzburg zurück und hatte hier bis 2004 den Lehrstuhl für Zoologie II inne.


Prof. Dr. Ingrid Grummt (1990): Biochemie

Die Professorin wechselte von der Uni Würzburg ans Deutsche Krebsforschungszentrum, Abteilung Molekularbiologie der Zelle.


Prof. Dr. Hans-Peter Zenner (1987): Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Der Mediziner Hans-Peter Zenner war von 1976 bis 1988 an der Universitäts-HNO-Klinik im Kopfklinikum der Universität Würzburg tätig. In dieser Zeit entdeckte er die überraschende Motilität von Sinneszellen des Innenohres, die eine wesentliche zellbiologische Grundlage der Sprach- und Musikverarbeitung darstellt. Die Untersuchung der Sinneszellmotilität bildet heute den Eckpunkt des deutschen Frühdiagnostikprogramms kindlicher Schwerhörigkeit und Ertaubung bereits wenige Tage nach der Geburt. 1988 folgte Zenner einem Ruf auf das Ordinariat für HNO-Heilkunde an der Universität Tübingen.


(†) Prof. Dr. Otto-Ludwig Lange (1986): Botanik/Ökologie

Der Professor hatte von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1992 den Lehrstuhl für Botanik II an der Uni Würzburg inne. Er ist einer der Gründungsväter der pflanzenphysiologischen Ökologie. Vorrangiges Forschungsgebiet: die Ökophysiologie von Flechten, Cyanobakterien, Algen und Moosen.


(†) Prof. Dr. Ulrich Heber (1986): Botanik/Physiologie

Professor für Botanik an der Uni Würzburg von 1971 bis zur Emeritierung 1996. Hauptforschungsgebiete: Biochemie des Stresses bei Pflanzen (Gefrierresistenz, Wasserhaushalt, Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid oder Ozon).

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